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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Autoren: Anne Bishop
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kannst du mir dann erklären, weshalb ich eine Haushälterin anstellen muss, die ich gar nicht haben möchte?«
    »Weil du kein Narr bist«, erwiderte Saetan. »Und vor deine Wahl gestellt, würde nur ein Narr das hier länger als nötig ertragen.«
    »Damit hatte ich nicht gerechnet, als Jaenelle mich zum Kriegerprinzen von Ebon Rih ernannte.«
    »Alles hat seinen Preis. Das hier ist der deine. Werde damit fertig.«
    Seufzend gab Lucivar sich geschlagen. Er würde also eine kleine Hexe ertragen müssen, die ihm pausenlos in die Quere kam. Wie schlimm konnte das schon sein?

2
    Saetan stieg aus der Kutsche und entfernte sich ein paar Schritte von der Burg, um ein paar Minuten lang die süße Nachtluft zu genießen. Es war ein Vergnügen gewesen, Sylvia zum ersten Theaterauftritt ihres ältesten Sohnes zu begleiten. Ihr dabei zuzusehen, wie sie die Rolle der »Königin, die eine Laienaufführung der Theatergruppe ihres Dorfes ansieht« spielte, war unterhaltsamer gewesen als das Stück selbst. Niemand wäre auf den Gedanken verfallen, dass sie eine nervöse Mutter war - mit Ausnahme ihres Sitznachbarn, dessen Hand sie gepackt hielt und dem sie jedes Mal die Finger taub quetschte, wenn Beron die Bühne betrat.
    Er verbrachte gern Zeit mit Sylvia. Ab und an waren sie aneinander geraten, aber sie hatte ihm während Jaenelles Jugend Unterstützung und Verständnis angedeihen lassen - und ihm manchmal mit spitzen Bemerkungen den Kopf gewaschen. Im Laufe der Zeit waren sie zu Freunden geworden. Also bereitete es ihm Freude, als ihr Begleiter einzuspringen, wenn sie die Gesellschaft eines Freundes benötigte, der nicht
von ihr erwartete, dass sie sich wie die Königin von Halaway benahm.
    Doch es hatte auch einen dumpfen Schmerz in ihm ausgelöst, als er Sylvias Gesicht betrachtete, während sie ihrem Sohn zusah und ihre Augen vor Stolz glänzten. Es hatte ihm unwillkürlich in Erinnerung gerufen, wie seine Ehefrau Hekatah die paar Male während einer Laienaufführung neben ihm gesessen hatte, das Gesicht zu einer Grimasse gelangweilter Duldsamkeit verzogen, oder wie der Platz neben ihm leer geblieben war, weil sie bei keinem derart gewöhnlichen Anlass in Erscheinung zu treten gedachte - nicht einmal für einen ihrer Söhne.
    Als er Hekatah zuerst begegnet war, hatte sie derart viel schauspielerisches Talent an den Tag gelegt, dass sie jeder Darstellerin auf der Bühne das Wasser hätte reichen können. Sie hatte ihn glauben lassen, dass sie ihn liebte. Doch sie hatte niemals den Mann geliebt, nur die dunkle Macht, die er verkörperte. Ihr war niemals etwas anderes als sie selbst und ihre ehrgeizigen Pläne am Herzen gelegen. Auch für ihre Söhne hatte sie keine Liebe gehabt.
    Er verbannte diese Gedanken, wie so viele andere auch. Er wollte nicht über Hekatah und eine Vergangenheit nachgrübeln, die längst vorüber war - und die ihn immer noch schmerzte.
    Es war gut so, dass Sylvia und er niemals mehr als gute Freunde sein konnten. Als Hüter gehörte er zu den wenigen Angehörigen des Blutes, die auf der Schwelle zwischen Leben und Tod balancierten, um ihre Lebenszeit unzählige Jahre auszudehnen. Doch alles hatte seinen Preis, und die schiere Last der Jahre, die er gelebt hatte, hatte jegliches Verlangen nach körperlicher Liebe zum Verstummen gebracht.
    Gut so. Solange Sylvia und er Freunde waren, konnte er sein Herz beschützen. Wenn es ihnen möglich gewesen wäre, eine Liebesbeziehung zu führen …
    Zu viele Jahre trennten sie voneinander. Und er war nun einmal, wer und was er war.
    Es war besser so. Das würde er sich wieder und wieder
sagen. Und eines Tages würde er es vielleicht sogar glauben.
    Jegliche Gedanken an Sylvia verflogen, sobald er die Burg betrat und auf seinen Butler Beale traf, der auf ihn wartete. Dieser Umstand an sich war nicht Ungewöhnliches, doch … etwas stimmte nicht. Etwas fehlte.
    Er öffnete seine mentalen Sinne und erkundete die Umgebung. Es dauerte einen Augenblick, da die Mauern von Burg SaDiablo mit ihrer dunklen mentalen Signatur gesättigt waren, aber dann wusste er, was fehlte. Wer fehlte.
    Doch die Vorfreude in Beales goldenen Augen hatte nicht den leisesten Hauch von Nervosität. Folglich entledigte Saetan sich seines Umhangs und ließ ihn mithilfe der Kunst verschwinden, bevor er die verbale Schachpartie eröffnete: »Guten Abend, Beale.«
    »Höllenfürst«, erwiderte Beale. »Du hattest einen angenehmen Abend?«
    »Ja. Das Stück war reizend.«
    »Und das
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