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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Autoren: Anne Bishop
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Abendessen?«
    Ach. »Es war gut. Selbstverständlich nicht zu vergleichen mit Mrs. Beales Kochkünsten.«
    »Selbstverständlich nicht.«
    Da er Beale nun die erwartete - und einzig annehmbare - Antwort gegeben hatte, war sein Butler bereit, sich Themen zu widmen, die Saetan ein ganz klein bisschen wichtiger fand - zum Beispiel dem Verbleib seiner Tochter und Königin.
    »Die Lady ist vor etwa einer Stunde zum Bergfried aufgebrochen«, sagte Beale. »Sie hat dir eine Nachricht auf dem Schreibtisch in deinem Arbeitszimmer hinterlassen.«
    »Danke.«
    »Wenn du sonst nichts benötigen solltest, Höllenfürst, werde ich absperren und mich zurückziehen.«
    Saetan schüttelte den Kopf. »Das wäre alles. Gute Nacht, Beale.«
    Er durchquerte die große Eingangshalle und blieb vor der Tür seines Arbeitszimmers stehen, um Beale dabei zuzusehen, wie er die Eingangstür abschloss. Diese Vorsichtsmaßnahme
war im Grunde nicht notwendig, da er andere Mittel und Wege kannte, die Leute und Dinge zu beschützen, die ihm am Herzen lagen. Trotz dieser Schutzzauber war es nicht sonderlich schwer, in die Burg zu gelangen. Wieder hinauszukommen, stand auf einem ganz anderen Blatt.
    Er betrat sein Arbeitszimmer und sandte einen Gedanken in Richtung der Lampe auf seinem Schreibtisch. Die Kerze in ihrem Inneren erglomm und gab ein weiches Licht von sich. Er griff nach dem kleinen Blatt Pergament, das zweifach gefaltet und mit ein paar Tropfen schwarzem Wachs versiegelt war. Dann rief er seine halbmondförmige Lesebrille herbei, öffnete das Schreiben und las.
    Saetan,
    Komm bei Morgengrauen zum Bergfried. Die Expertise des Höllenfürsten wird benötigt.
    Jaenelle
    Nachdem er das Schreiben und die Brille hatte verschwinden lassen, starrte er einen Moment ins Leere. Dann löschte er die Lampe und verließ das Arbeitszimmer. Auf dem Weg durch die Eingangshalle in den Salon der Familie, von wo aus eine Treppe in den Familienflügel der Burg führte, lief ihm ein kalter Schauder über den Rücken. Er ahnte, welche Art von Expertise Jaenelle vom Höllenfürsten benötigen würde, doch er wusste nicht, warum.
    Als er ihre Zimmerflucht erreichte, klopfte er an die Wohnzimmertür. Eine Antwort erwartete er nicht, weil Jaenelle nicht da war, aber es war seine Angewohnheit, anzuklopfen - außerdem handelte es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, denn einige der Kriegerprinzen aus den Reihen der verwandten Wesen, die ihr dienten, hatten einen ausgeprägten Beschützerinstinkt.
    Er machte die Tür auf, doch die kalte Wut, die in dem Zimmer herrschte, ließ ihn wie angewurzelt stehen bleiben. Mit zusammengebissenen Zähnen bewegte er sich vorwärts, jeder einzelne Schritt eine Willensanstrengung. Schließlich stand er
vor dem Arbeitstisch und starrte auf den Grund hinab, weswegen Jaenelle Sylvias Einladung, sie ins Theater zu begleiten, ausgeschlagen hatte.
    Die Vorhänge standen noch offen, und das Mondlicht reichte aus, um die Spinnenseide in dem dunklen Zimmer silbern glitzern zu lassen.
    Ein Verworrenes Netz. Die Art Netz, die Schwarze Witwen benutzten, um Träume und Visionen zu empfangen. Abgesehen davon, dass Jaenelle eine Königin war, war sie auch noch eine natürliche Schwarze Witwe und Heilerin. Diese seltene Kombination an Gaben machte sie zu einer außergewöhnlichen Hexe. Die mitternachtsschwarzen Juwelen, die sie jetzt trug - Juwelen, die eine Macht erahnen ließen, deren Ausmaße er nicht einmal ansatzweise begriff -, machten sie zur mächtigsten Hexe in der Geschichte des Blutes. Mächtig und tödlich.
    Sie hatte keinen der Fäden zerschnitten. Hatte das Netz nicht zerstört. Stattdessen hatte sie es intakt gelassen, da sie wusste, dass auf der Burg noch eine andere Schwarze Witwe lebte, die das Netz betrachten und die gleiche Vision sehen konnte: Er.
    Es war nicht gerade eine Einladung, aber immerhin das stillschweigende Angebot, sich anzusehen, was sie erblickt hatte. Doch er machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Es reichte zu wissen, dass der Anblick die kalte Wut hervorgerufen hatte, die in dem Raum herrschte.
    Während er zurück durch die Gänge eilte und die Treppe wieder hinunterging, rief er seinen schwarzen Umhang herbei und legte ihn sich um die Schultern. Er hakte die silberne Kette fest, die das Kleidungsstück vorne zusammenhielt, und schlug den Stoff ein wenig zurück, sodass das rote Futter vorne sichtbar wurde. Er machte sich nicht die Mühe, die Eingangstür aufzusperren, sondern bediente sich einfach
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