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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Autoren: Anne Bishop
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sich auf den Mann, der sich auf einem Felsbrocken niederließ, den die Zeit und die Elemente zu einem natürlichen Sitz hatten verwittern lassen. Er wirkte wie ein attraktiver Mann in fortgeschrittenem Alter. Das schwarze Haar an den Schläfen war silbergrau, außerdem zogen sich kleine Fältchen um seine Augen - allem Anschein nach ein hayllischer Aristokrat, der auf einer Abendgesellschaft in seinem Element wäre, jedoch nichts auf einem Schlachtfeld zu suchen hatte.
    Der Schein trog. Dies war Saetan Daemon SaDiablo, ein Kriegerprinz mit schwarzem Juwel, außerdem der Prinz der Dunkelheit, Höllenfürst, Kriegerprinz von Dhemlan, Haushofmeister des Dunklen Hofes am Schwarzen Askavi … und sein Vater.
    Die letzte Titelbezeichnung war es, die Lucivar argwöhnisch werden ließ. Es gab keine klar abgesteckten Regeln, wenn es um den Umgang von Söhnen mit ihren Vätern ging. Nicht, dass er Regeln gemeinhin sonderlich viel Aufmerksamkeit schenkte, doch es wäre angenehm zu wissen, wann er im Begriff stand, etwas zu tun, das seinen Vater in Rage versetzte, sodass sie einander früher oder später anbrüllen würden. Im Grunde wusste er es jedoch, wenn er es sich recht überlegte: Immer dann, wenn Jaenelle sagte, »Lucivar,
ich habe eine wunderbare Idee!«, und er mitmachte, konnte er mehr oder weniger damit rechnen, in Saetans Arbeitszimmer zu landen, wo er eine gewaltige Standpauke über sich ergehen lassen musste. Es war zu dumm, dass es ihm unendlich viel Freude bereitete, sich mit seinem Vater anzulegen - und Unfug mit der goldhaarigen Hexe mit den saphirblauen Augen anzustellen, die Saetans Adoptivtochter war und folglich seine Schwester. Der Umstand, dass Jaenelle die Königin des Schwarzen Askavi war, und beide Männer im Ersten Kreis ihres Hofes dienten, machten die lautstarken Wortgefechte von Vater und Sohn nur umso interessanter.
    »Es geht mich natürlich nichts an, aber ich bin neugierig«, sagte Saetan. »Wieso stehst du hier draußen und stellst deine Vorzüge zur Schau?«
    »Ich stehe hier draußen, weil zwei Dutzend Frauen mit Besen und Eimern bewehrt in mein Zuhause eingefallen sind …«
    »Zwei Dutzend? Ich wusste gar nicht, dass Helene so viele Frauen von der Burg mitgebracht hat.«
    »Das hat sie auch nicht. Etliche Frauen aus Riada tauchten kurz nach Helenes Erscheinen auf. Und so war meine Bekleidung …«
    »… beziehungsweise deren Mangel …«, murmelte Saetan.
    »… nicht vollständig, als sie eintrafen«, ergänzte Lucivar, um einen würdevollen Ausdruck bemüht. Er trank einen weiteren Schluck Kaffee und erschauderte. »Und mich anzuziehen, nachdem man mir versichert hatte, dass ich ohnehin keinerlei nennenswerte Ablenkung darstellen würde, schien mir irgendwie … vermessen.«
    »Ich verstehe. Wer hat dir das gesagt?«
    »Helene. Sie meinte, sie hätte schon Vergleichbares zu Gesicht bekommen.« Lucivar beäugte seinen Vater.
    Saetan schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde keinen Wettbewerb im Weitpinkeln veranstalten, damit du deine Neugier befriedigen kannst. Außerdem hast du mich schon nackt gesehen.«
    Das stimmte natürlich, aber ihm war nur aufgefallen, dass
Saetan verflucht rüstig aussah für einen Mann, der schon mehr als fünfzigtausend Jahre auf dem Buckel hatte. Auf Einzelheiten hatte er nicht geachtet.
    »Helene meinte also, du würdest keinerlei Ablenkung darstellen.« Saetan wirkte noch belustigter. »Und du hast ihr Glauben geschenkt, weil …?«
    »Also, beim Feuer der Hölle, sie ist schließlich deine Haushälterin .«
    »Abgesehen davon ist sie eine Frau in den besten Jahren, die tatsächlich nur ein paar Jahrhunderte älter ist als du.«
    Lucivar starrte Saetan an. »Sie hat mich angelogen ?«
    In Saetans goldenen Augen funkelte unterdrücktes Gelächter. »Lass es mich so ausdrücken: Deine Fußböden werden nicht gekehrt sein, aber du wirst die saubersten Fenster in ganz Ebon Rih haben - jedenfalls auf dieser Seite des Horstes.«
    Lucivar wirbelte herum. An jede Fensterscheibe drückten sich weibliche Gesichter und beobachteten ihn. Oh, Putzlappen wurden ebenfalls gegen die Scheiben gepresst, doch sie verharrten auf der Stelle - bis die Frauen merkten, dass sie ertappt worden waren. Dann wurde auf der Stelle heftigst poliert.
    Leise fluchend ließ er mithilfe der Kunst die Kaffeetasse verschwinden und rief eine Lederhose herbei. Während er sie anzog, stieß er knurrend hervor: »Es war leichter, als ich noch meine Fäuste sprechen lassen konnte. Wenn das hier
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