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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Autoren: Anne Bishop
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der Kunst, um durch das Holz zu gleiten.
    Ein paar Augenblicke später erreichte er das Landenetz vor der Burg, sprang auf den schwarzen Wind auf und reiste auf diesem Weg durch die Dunkelheit zum Schwarzen Askavi.
    Trotz der Entfernung zwischen der Burg in Dhemlan und dem Bergfried in Askavi dauerte es nicht lange, bis er den Bergfried erreicht hatte. Er ließ sich aus den Winden fallen und erschien auf dem Landenetz, das dem bewohnten Teil im Inneren des Berges am nächsten lag. Nicht der Trakt, in dem die Gelehrten hausten, wenn sie kamen, um in den Büchern der Bibliothek zu forschen, sondern derjenige Teil des Bergfrieds, welcher der Königin und ihrem Hof vorbehalten war.
    Es überraschte ihn nicht, dass Draca ihn bereits vor dem ersten Gemeinschaftsraum, den er erreichte, erwartete. Sie war die Seneschallin des Bergfrieds, war es immer gewesen. Und vor sehr, sehr langer Zeit war sie die Drachenkönigin gewesen, die ihre Macht zusammen mit ihren Drachenschuppen abgelegt hatte, als sich die Zeit ihres eigenen Volkes auf der Welt dem Ende zugeneigt hatte. Die Frauen, die diese Schuppen trafen, waren die ersten Angehörigen des Blutes geworden und hatten eine uralte Macht geerbt, um die neuen Hüterinnen der Reiche zu werden. Jetzt sah Draca wie ein Mensch aus, eine Greisin, doch ihre reptilienhaften Züge riefen bei den meisten Leuten Angst und Schrecken hervor.
    Selbst als er schon auf sie zuschritt, griff sein Geist suchend und forschend um sich. Als er nicht fand, wonach er suchte, steigerte sich seine innere Wut noch. Doch das hier war der Bergfried, und dies war Draca. Folglich versuchte er, seinen wachsenden Zorn zu zügeln … ebenso wie seine wachsende Angst.
    »Draca.« Er verbeugte sich leicht, sobald er vor ihr stand.
    »Sss … Saetan«, entgegnete sie und neigte den Kopf; eine Geste des Respekts, die sie sonst kaum jemandem zollte.
    »Jaenelle wollte, dass ich mich hier mit ihr treffe. Wo ist sie?«
    »Sie … sss … erwartet dich bei Morgengrauen, Höllenfürst.«
    »Ich bin aber jetzt hier. Meine Tochter hingegen nicht.«
    »Die Königin ist … sss … zum Bergfried in Terreille aufgebrochen.«

    Wut loderte in ihm auf und wurde gleich darauf zu Eis. Er verstand die Unterscheidung, die Draca machte, hörte die Warnung, die darin mitschwang, doch er machte dennoch auf dem Absatz kehrt und wollte zum Dunklen Altar im Inneren des Berges eilen - einem der dreizehn Tore, welche die Reiche Terreille, Kaeleer und die Hölle miteinander verbanden.
    »Höllenfürst.«
    Er blieb stehen und blickte über die Schulter. »Nein, Terreille ist Feindesland. Sie sollte sich nicht dort aufhalten. Schon gar nicht allein.«
    »Der Bergfried ist … sss … gesichert.«
    Das war ihm bewusst, doch das Verlangen sie zu beschützen - ein Verlangen, das zum Teil die Gefährlichkeit eines Kriegerprinzen ausmachte - wuchs in ihm, bis er an nichts anderes mehr denken konnte als daran, wie er seine Königin verteidigen könnte.
    »Sss … Saetan.«
    Seine jahrhundertelange Ausbildung ließ ihn zögern.
    »Sie … sss … erwartet dich nicht vor Morgengrauen.«
    In seinem Inneren lagen seine Instinkte erbittert mit seinem eigenen Verhaltenskodex im Widerstreit.
    »Komm«, sagte Draca, in deren Stimme Verständnis mitschwang. Die Tür des Gemeinschaftsraums öffnete sich lautlos wie von Geisterhand. »Ich werde dir Yarbarah bringen lassen. Du wirst vor Ort sein, sobald du gebraucht wirst.«
    Er schloss die Augen. Atemzug um Atemzug entfernte er sich ein Stück vom Blutrausch; jenem Zustand, der die zivilisierte Oberfläche eines Kriegerprinzen zerstörte, und der ein wesentlicher Teil seiner Natur war. Als er sich sicher sein konnte, dass er nicht länger Gefahr lief, alles um sich her zu vernichten, schlug er die Augen wieder auf. »Danke. Über Yarbarah würde ich mich sehr freuen.«
    Er ging an ihr vorbei und betrat den Gemeinschaftsraum, wobei ihn ein Gefühl beschlich, als sei er in einem Käfig gelandet. Auf gewisse Weise war dem auch so. Allerdings hatte er selbst entschieden, Gehorsam zu leisten. Das war der einzige
Umstand, der ihm nun jedoch den Aufenthalt in dem Zimmer erträglich machte.
    Er legte den Umhang ab und warf ihn über einen Sessel. Dann trat er auf die Fenster zu, die auf die vielen Gärten hinausgingen. Er hörte, wie ein Bediensteter hereinkam und den Blutwein und ein Glas auf einen Tisch stellte, doch er hielt den Blick weiter auf die Gärten gerichtet … und den Nachthimmel. Und er wartete, dass
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