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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin
Autoren: Ellis Peters
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vorbei. Jetzt haben auch sie ihre Toten oder Verletzten, ich habe gesehen, wie Männer getragen oder mitgeschleift wurden, als sie aufgaben und davonliefen. Was hat ihnen dieses Eindringen hier nur so lohnenswert erscheinen lassen?«
    »Ich glaube«, sagte Cadfael und strich sich resigniert mit einer Hand über die müden Augen, »sie wollten Cadwaladr. Er hat noch immer seine Gefolgschaft, die ebenso unbesonnen ist wie der Mann selber. Möglicherweise wollten sie ihn selbst Owain zum Trotz eurem Gewahrsam entreißen. Was sonst könnte deiner Meinung nach so wertvoll für sie sein, daß sie dafür ihr Leben aufs Spiel setzen würden?«
    »Nun, er hat das Silber schon gezahlt«, sagte Turcaill praktisch. »Hätten sie sich nicht darauf stürzen wollen?«
    »Sehr gut möglich«, gab Cadfael zu. »Wenn sie sich an der einen Sache versucht haben, würden sie für die andere vielleicht ebensoweit gehen.«
    »Wenn wir morgen die Schiffe wieder anlanden«, sagte Turcaill mit in Gedanken weit geöffneten, glänzenden Augen, »werde ich Otir sagen: Sollen sie den Mann nur bekommen, niemand weint ihm eine Träne nach, aber das Lösegeld steht uns rechtmäßig zu, und so werden wir es auch behalten.«
    »Wenn es ihnen ernst damit ist«, meinte Cadfael, »müssen sie immer noch um beides kämpfen. Denn ich nehme an, daß Cadwaladr sich immer noch sicher in Torstens Obhut befindet?«
    »Und wieder in Ketten. Diesen Raubzug hat er mit einem Messer an der Kehle durchlebt. Ja, sie sind mit leeren Händen wieder fort«, sagte Turcaill voller Zufriedenheit. Dann stand er auf und ging zu seinem Anführer, der bei den drei Toten stand.
    Und Cadfael machte sich auf die Suche nach Heledd. Aber er konnte sie nicht finden.
    »Wir werden sie mit uns heimnehmen und begraben«, sagte Otir, finster über den Leichen seiner Männer brütend, zu Turcaill. »Du sagst, daß jene, die bei Nacht kamen, nicht von Owain gesandt worden sind. Das ist möglich, aber wie können wir dessen sicher sein? Wahrlich, ich hatte ihn für einen Mann gehalten, der zu seinem Wort steht. Aber wir werden alles tun, um zu behalten, was uns rechtmäßig zusteht, gegen Owain oder jeden anderen. Wenn du recht hast und sie kamen von Cadwaladr, dann bleibt ihnen nur eine Chance, um beides zu gewinnen, den Mann und sein Lösegeld. Und wir werden vor ihnen da sein, mit den Schiffen und der See im Rücken und mit reisefertig aufgerichteten Masten. Sie sind nicht mit dem Meer vertraut wie wir. Wir werden in Waffen zwischen ihnen und der Küste stehen, und dann werden wir schon sehen, ob sie auch bei Tage wagen, was sie in der Nacht versucht haben.«
    Deutlich und in knappen Worten erteilte er seine Befehle. Am Morgen würden sie aus dem Lager abziehen, dann würden sich die dänischen Linien in Schlachtordnung am Strand formieren und die Schiffe herangeholt werden, um das Vieh zu verladen.
    Wenn sie kamen, sagte Otir, war Owain guten Willens, und die Angreifer handelten nicht in seinem Auftrag. Kamen sie nicht, waren alle Verträge hinfällig, und er und seine Streitmacht würden in See stechen und an irgendeiner unbewachten Stelle der Küste wieder ins Land einfallen, um sich den noch ausstehenden Teil des Lösegeldes selber zu nehmen – und ein wenig darüber hinaus zum Ausgleich für die drei verlorenen Menschenleben.
    »Sie werden kommen«, sagte Turcaill. »Allein die Torheit dieser Tat zeigt, daß sie nicht Owains Werk war. Und er ließ dir das Silber durch seinen eigenen Sohn übergeben. Ebenso wird er es mit dem Vieh halten. Und was ist mit dem Mönch und dem Mädchen? Es wurde ein angemessener Preis für sie geboten, aber du hast dich nicht darauf eingelassen. Bruder Cadfael hat sich heute nacht die Freiheit verdient, es ist zu spät, jetzt noch um seinen Wert zu feilschen.«
    »Wir werden ihm und dem Mädchen Vorräte dalassen, dann mögen sie hier in Sicherheit bleiben, bis wir fort sind. Owain mag sie so unversehrt zurückbekommen, wie sie waren, als sie zu uns kamen.«
    »Das werde ich ihnen sagen«, entgegnete Turcaill und lächelte. Zur gleichen Zeit befand sich Cadfael auf dem Weg zu ihnen, quer durch das aufgelöste Camp, durch die schon bald nicht mehr bestehenden Linien hindurch. Er hatte es nicht eilig, denn an dem, was er ihnen zu berichten hatte, ließ sich nichts mehr ändern, sie standen vor vollendeten Tatsachen. Er blickte von den drei unter ihren Umhängen ausgestreckten Toten zu Otirs verdrießlichem Gesicht hinüber und von dort direkt auf
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