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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin
Autoren: Ellis Peters
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und sich ihm eine Hand auf den Arm legte. Da stand Heledd, das blasse, erschrockene Oval ihres von ihren weit aufgerissenen, funkelnden Augen erhellten Gesichts leuchtete in der Dunkelheit.
    »Was ist passiert? Wer sind sie? Sie sind verrückt, verrückt...
    Was hat sie nur dazu gebracht?«
    Cadfael hielt abrupt inne und zog sie fort von dem Gedränge und dem unkontrolliert herumschwirrenden Stahl. »Närrin, macht Euch fort von hier! Seid Ihr des Teufels? Bringt Euch in Sicherheit, bis dies alles vorbei ist. Wollt Ihr Euch töten lassen?«
    Sie klammerte sich an ihn und blieb doch standhaft, mehr erregt als geängstigt, wo sie war. »Aber warum? Warum sollte irgendeiner von Owains Männern ein solches Unheil tun, wo doch alles so einen guten Verlauf nahm?«
    Der Haufen so eng miteinander ringender Männer, daß kein Spielraum für ihre Waffen blieb, taumelte voran und brach auseinander, als einige unter ihnen das Gleichgewicht verloren, stolperten und zu Boden fielen. Mehr als einer wurde niedergetrampelt und stöhnte unter den Tritten der anderen keuchend auf. Heledd wurde Cadfaels Händen entrissen und ließ einen kurzen, wütenden Schrei hören, der mit seinem schrillen Ton das Getöse so schneidend durchdrang, daß sich selbst in dem regen Kampfgetümmel mehrere Köpfe erstaunt nach ihr umdrehten. Sie war so abrupt zur Seite geschleudert worden, daß sie gefallen wäre, wenn nicht ein Arm sie um die Taille genommen und aus der Gefahrenzone gezogen hätte, als die Kämpfenden sich auf sie zu bewegten. Cadfael wurde vorübergehend in die entgegengesetzte Richtung geschoben, und dann zog sich auf einen Zuruf Otirs hin der Kreis der Dänen enger zusammen und drängte die Angreifer durch die Gewalt ihres Vorstoßes wieder zurück gegen die klaffende Wunde im Wehrzaun, durch die sie nun hindurchgezwängt wurden, wie es gerade kam. Ein Dutzend Lanzen wurde ihnen hinterhergeschickt, dann fingen die Angreifer an zu laufen und verschwanden die Dünenhänge hinunter, dem Strand entgegen.
    Eine Handvoll aufgestachelter und kampflustiger junger Dänen wäre ihnen über die Dünen gefolgt, wenn Otir sie nicht scharf zur Ordnung gerufen hätte. Es gab bereits Verwundete, wenn nicht gar Tote, warum noch mehr riskieren? Widerwillig kamen sie zurück, aber sie fügten sich. Vielleicht würde sich zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit ergeben, Rache zu nehmen für diesen unleugbaren Verrat an einer Übereinkunft, die, wenn auch nicht beschworen und besiegelt, doch beinahe zu einer Waffenruhe geführt hätte. Vorerst aber behob man besser die entstandenen Schäden und fand zu der alten Wachsamkeit zurück, die so sehr nachgelassen hatte, als für sie keine Notwendigkeit mehr zu bestehen schien.
    In der relativen Stille machten sie sich daran, die Gefallenen aufzulesen, leichtere Wunden zu versorgen und den Durchbruch im Wehr zu reparieren. Das alles geschah in düsterem Schweigen, das nur durch wenige unerläßliche Worte durchbrochen wurde. Unter dem umgestürzten Zaun lagen drei Männer, die ersten unter den Verteidigern, die von der gewaltigen Übermacht überwältigt worden waren, bevor ihnen jemand zu Hilfe eilen konnte. Ein Vierter wurde von einer Lanze befreit, die für sein Herz bestimmt gewesen war, aber nur die Schulter durchdrungen hatte. Er würde überleben, den linken Arm aber würde er wohl für den Rest seines Lebens nicht mehr benutzen können. Viele hatten oberflächliche Schrammen und Kratzer, und die Männer, die niedergetrampelt worden waren, hatten innere Verletzungen davongetragen und spuckten Blut.
    Cadfael schob alle anderen Überlegungen beiseite und machte sich mit den übrigen im nächstgelegenen Unterstand an die Arbeit, bei Kerzenlicht und mit allem an Leintüchern und Heilmitteln, was sie auftreiben konnten. Sie hatten schon viele Wunden gesehen, und wenn ihre Methoden auch rauh und wenig kunstvoll waren, kannten sie sich doch gut mit der Behandlung aus. Der junge Leif trug herbei, was gebraucht wurde, er war noch ganz beeindruckt und erregt von diesem nächtlichen Ausbruch der Gewalt. Als alles Menschenmögliche getan war, ließ Cadfael sich mit einem Seufzer niedersinken und wandte sich zu seinem nächsten Nachbarn um. Sein Blick traf die eisblauen Augen und das ungewohnt finstere Gesicht von Turcaill. Blut drang aus einem Kratzer auf der Wange des jungen Mannes, an seinen Händen klebte das Blut seiner Freunde.
    »Warum?« sagte Turcaill. »Was gab es dabei zu gewinnen?
    Es war so gut wie
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