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Die schwarze Feder

Die schwarze Feder

Titel: Die schwarze Feder
Autoren: Heyne
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des Raben steckte immer noch unter dem Flügel.
    Der leise Verkehrslärm, der von der Straße hochstieg, klang so, als würden viele Menschen sich flüsternd unterhalten.
    Nach einer Weile fragte Mr. Blackwood: »Alles in Ordnung?«
    »Schon okay.«
    »Du bist ein zäher kleiner Kerl.«
    »Schön wär’s. Bin ich aber nicht.«
    »Wenn ich so etwas sage, stimmt es auch.«
    Verlegen, aber auch ein wenig stolz, schwieg Howie zuerst. Dann staunte er selbst, als er sich sagen hörte: »Übrigens, über unserer Garage ist eine kleine Wohnung. Bis vor drei Tagen hat Mrs. Norris da gewohnt, aber die ist jetzt ausgezogen. Mom hat noch keinen neuen Mieter gefunden. Sie sucht einen, weil wir das Geld brauchen. Aber Sie könnten da sicher ein paar Tage bleiben. Dann brauchen Sie nicht in dem alten Gemäuer hier schlafen.«
    »Wenn deine Mom mich sieht, sagt sie vielleicht, sie hat doch schon einen Mieter gefunden, egal, ob das stimmt oder nicht.«
    »So ist meine Mom nicht. Sie hat überhaupt keine Vorurteile. Außerdem sagt sie immer, ich könnte mir doch Freunde suchen, ich solle doch Freunde haben.« Als Mr. Blackwood nichts darauf erwiderte, sagte Howie: »Wir sind doch Freunde, oder?«
    »Es ist mir eine Ehre, dich zum Freund zu haben, Howard Dugley. Howie steht doch für Howard, nicht wahr?«
    »Nein, für Howell.« Howie buchstabierte den Namen. »Aber alle nennen mich bloß Howie. Die Wohnung wird Ihnen bestimmt gefallen. Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche sind alle in einem Raum, und außerdem gibt es ein Bad. Ein Bad brauchen Sie ja. Das braucht jeder.«
    Mr. Blackwood schwieg. Offenbar dachte er über das Angebot nach. Sein Kopf war nicht nur merkwürdig geformt, sondern auch sehr groß. Wahrscheinlich war er sehr klug, weil sein Kopf überdurchschnittlich groß war.
    Schließlich sagte Mr. Blackwood: »Vielleicht wäre es tatsächlich schön, wenn ich mich mal vorübergehend irgendwo niederlassen und eine Wohnung mieten würde.«
    Howie konnte kaum glauben, was er da hörte. Er hatte damit gerechnet, dass sein neuer Freund in ein paar Tagen weiterziehen würde, aber nun bestand die Chance, dass er tatsächlich dablieb.
    »Damit meine ich nicht für immer oder auch nur für ein Jahr«, fuhr Mr. Blackwood fort. »Ich bin zu sehr Träumer, um dauerhaft Wurzeln zu schlagen. Aber für ein paar Monate vielleicht, mal sehen, wie es läuft.«
    Ein paar Monate! Wenn Howie bloß ein paar Monate lang einen Freund wie Mr. Blackwood hätte, dann würde er danach auch allein durchkommen. Bis dahin hätten Ron Bleeker und die anderen Typen garantiert jedes Interesse daran verloren, ihn zu verspotten und ihm die Hose runterzuziehen. Das würden sie nie wieder wagen. Und selbst wenn sie es wieder wagten, nachdem Mr. Blackwood weitergezogen war, hatte Howie bis dahin bestimmt gelernt, mit ihnen fertig zu werden, und zwar so, wie sie es verdienten. Mr. Blackwood war extrem selbstsicher und hatte eine starke Ausstrahlung, wie echter Mut, oder noch stärker. Er besaß eine gewaltige Kraft, und wenn Howie in seiner Nähe war, konnte er lernen, allein zurechtzukommen.
    »Hast du vielleicht ein Foto von eurem Haus dabei?«, fragte Mr. Blackwood. »Damit ich sehen kann, wo ich mich da einniste.«
    »Kommen Sie mit«, sagte Howie und erhob sich auf die Knie. »Ich zeige Ihnen die Wohnung.«
    »Hm. Ich hab hier noch allerhand zu tun, was sich nicht aufschieben lässt. Wenn du mir ein Foto bringen könntest, wäre das praktischer. Und dann überlege ich es mir ein Weilchen.«
    »Klar. Okay. Ich brauche bloß eine halbe Stunde, dann bin ich mit den ganzen Fotos wieder da. Vom Haus und von der Wohnung über der Garage. Es ist ein hübsches, sauberes Haus. Das werden Sie sofort sehen.«
    »Hast du auch ein Bild von deiner Mom und von Corrine? Ich würde gern sehen, bei welchen Leuten ich mich einmiete, damit ich entscheiden kann, ob ich das wirklich tun soll.«
    »Kein Problem«, sagte Howie und sprang auf. »In einer halben Stunde bin ich wieder da. Toll!«
    »Hör mal, lauf jetzt bloß nicht vor lauter Aufregung zu deiner Mom, um ihr zu sagen, dass du einen Mieter gefunden hast. Wenn ich den Eindruck habe, jemand anders trifft für mich Entscheidungen, dann ziehe ich weiter. So bin ich nun mal. Ich muss mich frei fühlen.«
    »Ich sage kein Wort. Versprochen!«
    »Vorläufig sind wir Freunde im Geheimen.« Mr. Blackwood streckte Howie die rechte Faust hin. »Geheime Freunde. Schwör’s mir und stoß mit deiner an meine Faust.«
    Neben Mr.
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