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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
Autoren: Håkan Nesser
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Motor. Schaute auf der Straße hinter sich, bevor er vorsichtig den Kantstein hinunterglitt und Richtung Argostoli losknatterte.
    »Where are we going, Miss?«, fragte der Taxifahrer und betrachtete sie im Rückspiegel.
    Sie zog einen Zehntausend-Drachmen-Schein aus ihrer Handtasche und deutete auf den sich entfernenden Scooter.
    Der Fahrer zögerte einen kurzen Moment, dann nahm er den Schein mit Zeige- und Mittelfinger entgegen. Stopfte ihn in die Brusttasche seines weißen Hemds und machte sich auf den Weg.
    »Ich verstehe«, sagte Van Veeteren. »Eingekreist und gefunden, aber noch auf freiem Fuß? Ja, also müssen wir neue Informationen abwarten.«
    Er gab Münster das Handy.
    »Du musst es abschalten. Ich weiß nicht, wo der Knopf sitzt.«
    Münster tat es und schob das Gerät in seine Brusttasche.
    »Yakos?«, fragte er. »Hat er ihn gefunden?«
    »Nicht direkt.«
    Van Veeteren blieb stehen und schaute zu dem weißgekalkten Gebäude hinüber, das die gesamte Westseite der Bucht einnahm. Sie waren über die schmale Steinbrücke gegangen und jetzt auf dem Rückweg. Es war halb zwölf, und die Sonne begann langsam, richtig zu wärmen.
    »Nein«, erklärte der
Hauptkommissar,
»offenbar haben sie das Hotel gefunden… in Lassi, wie wir angenommen haben, aber der Vogel ist ausgeflogen. Ist so gegen zehn Uhr weg, wie sie schätzen. Vielleicht liegt er irgendwo in einem Liegestuhl, vielleicht hat er was anderes im Blick.«
    »Was zum Beispiel?«, wollte Münster wissen.
    Van Veeteren stellte einen Fuß auf die niedrige Steinbalustrade und schaute blinzelnd auf das glitzernde Wasser. Blieb eine Weile schweigend so stehen.
    »Das wissen die Götter«, stellte er dann fest und richtete sich wieder auf. »Aber er muss doch begriffen haben, dass wir ihm auf den Fersen sind… und dass eine gewisse Frau das wahrscheinlich auch ist. Er weiß, dass das Spiel bald aus ist, aber vielleicht will er das Finale selbst bestimmen, oder was denkst du?«
    Münster setzte sich auf die Balustrade und dachte nach.
    »Es ist schwer, seiner Logik zu folgen«, sagte er. »In bestimmten Punkten ist er ja total verrückt, in anderen Zusammenhängen scheint er mehr oder weniger normal zu funktionieren…«
    »Kein besonders ungewöhnliches Phänomen«, erklärte Van Veeteren und zündete sich eine Zigarette an. »Wir haben wohl alle ein paar Schrauben locker, auch du und ich, aber bei deFraan ist das etwas komplizierter. Er ist höchstwahrscheinlich hyperintelligent, und wenn es etwas gibt, wofür wir unsere Intelligenz gern benutzen, dann dazu, unsere lockeren Schrauben wegzuanalysieren. Unsere gemeinen Beweggründe und unsere dunklen Triebe zu begründen… Wenn wir das nicht täten, würden wir es gar nicht mit uns aushalten können.«
    Münster nickte.
    »Ich habe mich schon immer gefragt, wie gewisse Menschen überhaupt weiterleben können. Vergewaltiger, Männer, die Frauen misshandeln, oder Kindermörder… wie können sie sich nur morgens in die Augen sehen?«
    »Abwehrmechanismen«, sagte der
Hauptkommissar
mit müder Stimme. »Das betrifft auch dich und mich. Wir weben uns unser Schutznetz über den Abgründen, und in deFraans Fall hat er sicher alle seine Kräfte dafür eingesetzt, dass es klappt. Seine Störung, was Frauen betrifft, muss tief sitzen, ungemein tief… Vielleicht kommen wir irgendwann dahinter.«
    »Wir werden es sehen, wenn wir ihn schnappen«, kommentierte Münster. »Ich hoffe, Kommissar Yakos hat das hier im Griff.«
    Van Veeteren zuckte mit den Schultern, und die beiden gingen zurück zum Hafen.
    »Das hat er bestimmt. Zumindest genauso gut, wie wir es hätten.«
    Kommissar Yakos sah müde aus, als er sich kurz nach neun Uhr abends an ihren Tisch setzte. Er rief den Kellner, bestellte griechischen Kaffee, Bier, Ouzo und Erdnüsse. Drückte eine Zigarette aus und steckte sich eine neue an.
    »Es ist bedauerlich«, sagte er. »Aber es ist uns nicht gelungen, ihn zu fassen.«
    »Manchmal brauchen die Dinge ihre Zeit«, sagte Van Veeteren.
    »Er ist seit heute Morgen nicht mehr im Hotel gewesen. Ich habe das Odysseus den ganzen Nachmittag überwachen lassen, er kann uns nicht entgangen sein.«
    »Und dieser Motorroller?«, wollte Münster wissen.
    Kommissar Yakos schüttelte mit finsterer Miene den Kopf.
    »Er hat ihn dem Vermieter nicht wieder zurückgebracht. Er sollte laut Vertrag vor neun Uhr abgeliefert werden… dann schließt der Laden. Ich fürchte, dass wir heute nicht viel weiter kommen werden. Mein Mann
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