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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute
Autoren: bonn
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war aus gutem, dunklem Tuch, doch der Pelzbesatz begann sich an einigen Stellen zu lösen.
    ťIhr wisst nicht, mit wem ihr redet!Ť, fauchte er jemanden im Hof an.
    ťDein Name spielt keine Rolle. Auf deine Finger kommt es an, und die sind zu langsam für uns.Ť
    Franz hob den Kopf, als er die Stimme des Unsichtbaren hörte. ťDas ist Emich der König, oder?Ť Er ging näher heran.
    ťWie willst du grüner Junge das beurteilen?Ť, widersprach der Alte. ťIch habe schon bei Hof zum Tanz aufgespielt, da hast du noch in die Windeln geschissen!Ť
    ťDaran könnte es liegen. Du musst dein Altenteil woanders suchen.Ť
    Franz nickte, als habe sich seine Vermutung bestätigt. ťEingebildeter Lackel.Ť
    ťWas ist das für einer?Ť, erkundigte sich Alheit leise. Doch sie bekam keine Antwort.
    ťMein Altenteil! Ich bin noch lange nicht so weit, ins Stift zu ziehen!Ť Der Mann wich keinen Schritt zurück. Alheit glaubte, über seiner Schulter ein helles Horn zu erkennen.
    Der andere lachte. ťSpiel doch in Frankfurt Herrn Rainald von Geldern vor. Man sagt, er sucht gute Sackpfeifer.Ť
    ťDarauf kannst du Gift nehmen!Ť
    ťLieber einen Wein aus dem Wormsgau.Ť Die Stimme im Hof entfernte sich, das Tor wurde nachdrücklich geschlossen.
    Der Alte drehte sich schwungvoll um, sodass das Horn beinahe Alheits Gesicht streifte, und eilte in die neblige Gasse davon.
    ťWer war das?Ť, fragte Alheit jetzt lauter, während sie sich auf den Rückweg zum Wilden Mann machten.
    ťDen Weißhaarigen kenne ich nichtŤ, erwiderte Franz. ťDer hinterm Tor, den wir nicht gesehen haben, war wohl Emich der König. Er soll der beste lebende Sackpfeifer sein und spielt oft für den Erzbischof von Köln.Ť
    Alheit nickte. Spielleute legten sich immer großsprecherische Namen bei, auch wenn nicht viel dahintersteckte.
    Franz fuhr fort: ťIch habe ihn schon hin und wieder getroffen. Er spielt wirklich sehr gut, aber er lässt auch alle Welt wissen, dass er der Beste ist.Ť
    ťUnd was will er dann hier lernen?Ť
    ťSo, wie er eben geredet hat, lehrt er wohl eher. Oder er sucht neue Gesellen.Ť
    Alheit brummte. ťDa kommen wir ja nicht infrage. Weißt du etwas über den Meister, der uns unterrichten soll?Ť
    ťEr kommt aus Paris. Hierzulande ist er nicht besonders bekannt.Ť
     
    Sie kehrten in ihr Quartier zurück. Vor ihnen stiegen zwei in struppige Pelze gehüllte Gestalten die Treppe hinauf. Ein Mann und eine Frau, wie sich herausstellte, als sie sich oben im Raum aus ihren Mänteln schälten.
    ťGrüß euch GottŤ, sagte der Mann. ťBin Tamas aus Szegedin mit Frau Lene. Spiel auf Fidel.Ť Er zeigte, was er meinte. Offenbar traute er seinen deutschen Sprachkenntnissen nicht. ťMackó schläft in StallŤ, fügte er hinzu und deutete nach unten.
    ťWer ist Mazko?Ť, fragte Franz. ťWarum bringst du ihn nicht mit herauf?Ť
    Tamas lachte. ťMackó ist Bär. Bleibt besser weg von fremde Menschen.Ť
    Franz wich zurück.
    Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Alheit, wie die Frau den Platz für ihr Nachtlager wählte. Sie schob die Matratzen, die sich Elbelin und Gottfrid gebaut hatten, weiter zur Tür hin und breitete daneben die Pelze für sich und ihren Mann aus.
    ťDa liegt schon jemandŤ, sagte Alheit.
    ťJa, und die beiden jungen Burschen sind freundlicher als duŤ, erwiderte Lene. ťSie haben mir ein warmes Plätzchen angeboten.Ť
    Ohne seine Frau weiter zu beachten, versorgte Tamas inzwischen seine Fidel und ein Schellentamburin, mehr nicht. Alheit begann zu ahnen, auf welche Weise Lene ihr Brot verdiente. Schnaubend wandte sie sich ab.

DIENSTAG NACH INVOCAVIT
    Überall in der Stadt trafen in diesen Tagen Spielleute ein. In den Straßen erschienen immer mehr Stände, wo Instrumentenbauer ihre Waren auslegten. Flöten, Trommeln, Schalmeien und Sackpfeifen wurden angeboten, auch Lauten und Harfen, Rebecs und Fideln. In einem Stand saß geduldig ein junger Knecht und polierte Trompeten.
    Franz ging von einem zum anderen, in freudigem Erstaunen, als habe man ihn ins himmlische Jerusalem versetzt. Er betrachtete jedes Instrument genau, vor allem die etwas ausgefalleneren Modelle, er sprach mit den Händlern, er probierte kleine Melodien aus. Alheit war froh, dass sie den Beutel mit dem Geld bei sich trug, dass die Auswahl so groß war und Franz sich nicht entscheiden konnte.
    Insgeheim liebäugelte sie selbst mit etwas Neuem, Unerhörtem, einer Trompete. Die glänzende Bronze schien ihr sehr verlockend, die klaren, kräftigen Töne erst recht.
    Einmal,
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