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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute
Autoren: bonn
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als Franz am anderen Ende der Gasse über ein kaum unterarmlanges Rebec verhandelte, eilte sie zu dem betreffenden Stand und wollte ein Instrument ausprobieren.
    Der Knecht musterte sie von oben bis unten. ťDu willst Trompete spielen?Ť Die Frage klang so erstaunt, als hätte Alheit sich als der neue Bischof vorgestellt.
    ťJa.Ť
    ťKannst du sie überhaupt bezahlen?Ť
    ťProbieren kostet doch nichts, oder?Ť Alheit streckte ihm die Hände entgegen.
    ťLeider nicht.Ť Der Junge machte keine Anstalten, ihr ein Instrument zu reichen. ťEine Trompete kostet so viel wie ein gutes Pferd.Ť
    Offenbar traute er ihr das nötige Geld nicht zu, und Alheit musste sich eingestehen, dass er recht hatte. Wie sie auch hin und her überlegte – selbst mit den 70 Hellern, die Herr Heinrich von Alzey ihnen zugesagt hatte, würde es nicht für eine Trompete reichen.
    Beschämt machte sie sich auf den Weg zu Franz. Hinter ihr erklang das Gelächter des Händlers.
     
    Nur eine Straßenecke weiter, am Rand eines Brunnens, bemerkte Alheit zwei Gestalten, die ihr bekannt vorkamen. Die Kleider leuchtete gelb und grün, ein goldener und ein kupferfarbener Schopf beugten sich über – was? Von ferne sah es aus wie mehrere Türmchen Silbermünzen. Alheit trat überrascht näher.
    ť300 HellerŤ, schloss Elbelin und ließ die letzte Münze klingend auf eins der Türmchen fallen. Gottfrid nickte dazu.
    ťWo habt ihr das her?Ť, fuhr Alheit dazwischen.
    Erschrocken zuckten die Jungen zurück. Doch Elbelin fing sich sogleich wieder: ťVon unserem Herrn, Erzbischof Balduin von Trier. Wir sollen uns neue Instrumente kaufen.Ť
    Alheit nickte. ťUnd das zählt ihr laut und deutlich vor allen anderen her?Ť
    Ein wenig verlegen blickte Elbelin zur Seite. ťManchmal glaube ich selbst nicht, wie viel es ist.Ť
    ťViel ist es in der TatŤ, bestätigte Alheit. ťAndere Herren sind weniger großzügig, ein neues Instrument kann aber jeder Spielmann brauchen.Ť
    ťJederzeit.Ť Elbelins strahlendes Lächeln ging auf wie die Sonne. ťHast du die Trompeten gesehen?Ť
    Alheit gab einen unbestimmten Laut von sich. Ob die beiden ihren Besuch an diesem Stand wirklich nicht bemerkt hatten?
    ťDu hast es aber auf eine kleine Harfe abgesehenŤ, meldete sich Gottfrid zu Wort, ťund ich wollte ein neues Rebec haben, ein tieferes.Ť
    ťJa, natürlichŤ, erwiderte Elbelin ungeduldig. ťMan wird doch noch träumen dürfen.Ť
    ťHier laufen viele Leute mit solchen Träumen herumŤ, mahnte Alheit, ťaber Geld haben sie keins, um sie zu erfüllen. – Habt ihr schon einen Händler entdeckt, bei dem ihr eures loswerden wollt?Ť
    Elbelin schüttelte den Kopf. ťIch habe gehört, Rüdiger vom Lech soll kommen. Der hat, was wir brauchen.Ť
    Gottfrid hatte bereits begonnen, die Münzen in einen Beutel zu lesen, den Elbelin ihm hinhielt. Gerade wollte Alheit darauf hinweisen, dass die Jungen den Beutel sicher verwahren müssten, da zog Elbelin die Schnüre zu, warf den Beutel in die Luft und er war verschwunden.
    ťIch habe ihn zu meinem alten Gevatter in den Himmel geschicktŤ, erklärte Elbelin. ťDorthin kann ihm kein Dieb nachsteigen.Ť
    Wider Willen musste Alheit lachen. Und sie glaubte, dass der Beutel in seinem jetzigen Versteck sicher war. Doch sie wurde gleich wieder ernst. ťAls guter Sackpfeifer, wärst du da nicht besser bei Emich dem König im Schwarzen Bären aufgehoben?Ť
    ťSo gut bin ich nichtŤ, murmelte Elbelin.
    Auch Gottfrid zog ein unbehagliches Gesicht.
    Da setzte Elbelin ein Lachen auf und rückte näher an seinen Freund. ťAußerdem nimmt er keine Rothaarigen auf.Ť
    ťAch so.Ť
    ťEr ist ein eingebildeter Pfau!Ť, platzte Gottfrid heraus.
    ťStimmtŤ, seufzte Elbelin. ťEs gibt Umgänglichere. Aber wir haben auch schon einiges von ihm gelerntŤ, fügte er hinzu.
    Gottfrid brummte unwillig. Offenbar überwogen doch die schlechten Erfahrungen mit dem berühmten Spielmann.
     
    Als Alheit und Franz bei Einbruch der Dunkelheit die Gaststube betraten, hatte sich der Wilde Mann weiter gefüllt. Knapp zehn Leute saßen schon am Tisch und schauten ungeduldig zur Tür.
    Ein weißhaariger Mann in einer langen, dunkelroten Cotte mit Pelzbesatz begrüßte sie. ťNa endlich.Ť Lauter fügte er hinzu: ťGott grüße euch.Ť
    Alheit unterdrückte eine scharfe Antwort, als sie sah, wie vorsichtig der Mann sich erhob.
    Lene war weniger zurückhaltend, sie kicherte etwas wie: ťDer steht aber sehr krumm.Ť
    Der Alte warf ihr einen strengen Blick zu, entgegnete jedoch nichts.
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