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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute
Autoren: bonn
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mit einem Löwenkopf verzierter Wirbelkasten und zwei Hörner ragten. Vielleicht war das eine Instrument ein Dudelsack, das andere war Alheit völlig unbekannt.
    Sie versuchte noch, sich an den Namen des Spielmanns zu erinnern, da sagte Franz: ťGott grüße dich, Israel.Ť
    ťSchalom.Ť
    Elbelin stand auf und trat ihm entgegen. ťBist du schon wieder hier?Ť
    Weiter kam er nicht, denn nun hob Meister Wolfram den Kopf von seiner Laute. ťAh, du bist Israel ben Abraham, nicht wahr? Gut, dann sind alle da.Ť
    ťSoll der etwa hierbleiben?Ť, fragte Elbelin.
    ťNatürlich, warum denn nicht?Ť
    Elbelin brummte nur noch.
    Israel hatte inzwischen das Instrument mit dem Löwenkopf aus der Hülle genommen und stimmte die Saiten. Dass der Streit um ihn ging, schien er gar nicht zu bemerken.
    Alheit neigte sich zu Franz und fragte ihn: ťWas ist das für ein Instrument? Doch keine Laute, oder?Ť
    Franz schüttelte den Kopf. ťEine Guiterne? Habe ich noch nicht spielen hörenŤ, murmelte er, während er an den Wirbeln seines Instruments drehte.
    Schließlich waren fast alle fertig mit stimmen, nur Marjorie zupfte noch an den Saiten ihrer Harfe.
    Meister Wolfram blickte sie streng an. Nach einer kurzen Pause sagte er: ťSchickt die Frauen hinaus, damit wir anfangen können.Ť
    Alheit schnappte nach Luft. Dann riefen alle durcheinander: ťDen Juden will er hier behalten, aber gute christliche Frauen davonjagen. – Der Herr von Alzey hat ausdrücklich bestimmt, dass sie dabei sein soll. – Lies den Brief noch einmal, den unser Herr geschrieben hat.Ť Nur Tamas sagte fröhlich: ťIst schon weg.Ť Katherine wandte sich zum Gehen, doch ihre Mutter hielt sie zurück.
    ťWas soll das für eine Schule werden, wenn Frauen dabeisitzen?Ť Meister Wolfram hatte Mühe, seine Schüler zu übertönen.
    ťWie die von Salerno, wo Trotula gelehrt hatŤ, sagte Alheit, ohne recht nachzudenken. Immerhin hatte sie den Winter über im Haus eines studierten Wundarztes gespielt. Ein wenig hatte sie von seinen gelehrten Vorträgen behalten. Offenbar das Richtige.
    Meister Wolfram schaute Alheit nicht einmal an. ťSalerno geht mich nichts an. Ich kann die Weiber hier nicht gebrauchen.Ť
    ťDu irrst dich, MeisterŤ, nahm Marjorie ihren Faden wieder auf. ťIch bin die Spielfrau, die von dir lernen soll. Aber wenn du lieber einen Apotheker hast, der zufällig eine Flöte halten kann
    Ť Sie erhob sich würdevoll, nahm ihre Harfe auf und machte sich auf den Weg zur Tür. Katherine folgte ihr mit rotem Kopf.
    ťHalt!Ť, rief Meister Wolfram. ťWer schickt dich?Ť
    ťBischof William Rae von Glasgow.Ť
    ťVon wo?Ť, fragte Tamas dazwischen. Doch niemand achtete auf ihn.
    Marjorie nahm inzwischen ein Pergament aus der Tasche an ihrem Gürtel und reichte es dem Sänger.
    Bevor er einen Blick darauf warf, frage er: ťWas ist das?Ť
    ťEin Brief aus der Kanzlei des Bischofs, der meine Worte bestätigt.Ť
    Nun entrollte er den Bogen und las ihn aufmerksam. Dann sah er auf zu Katherine. ťUnd das ist deine Tochter?Ť
    ťJa.Ť
    ťDann zeigt, was ihr könnt. Euer Bischof ist weit.Ť
    Marjorie nickte huldvoll, schlug ein paar Töne an und begann einen fröhlichen Wechselgesang mit Katherine. Der Text war nicht zu verstehen, aber nach den Blicken zu urteilen, die sie Meister Wolfram zuwarfen, mochten es Spottverse über ihn sein.
    Er nickte jedoch ungerührt. ťBeim Spielen werdet ihr jedenfalls nicht stören. Und vielleicht lernt ihr ja doch ein wenig dazu.Ť Er winkte die beiden in die Reihe der Männer. Alheit beachtete er immer noch nicht.
    Wenn sie jetzt wüsste, was im Geleitbrief ihres Herrn Heinrich von Alzey stand. Der Alte konnte vermutlich wirklich lesen, es hatte keinen Sinn, ihm etwas vormachen zu wollen.
    Wütend sah Alheit von einem zum anderen. Franz machte keine Anstalten, ihr beizustehen. ťMit euch alten Krautern ist sowieso nichts anzufangen.Ť Sie nahm Schalmei und Flöte aus dem Korb – Franz streckte gar die Hand aus, als ob er sie hindern wollte – und verließ den Raum.
    Lene wartete nicht erst ab, bis man sie hinauswarf. Früher hatte sie sich noch einen Spaß daraus gemacht, zuzuschauen, wie diese selbstgerechten Spielfrauen, oder wie sie sich nannten, zurechtgestutzt wurden. Inzwischen wusste sie mit ihrer Zeit Besseres anzufangen.
    Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel, ob der Schleier richtig saß, die Schminke nicht verschmiert war, und verließ den Hof der Herberge. Ein Badehaus erschien ihr ein lohnendes Ziel, aber ein gutes musste es
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