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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute
Autoren: bonn
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nicht nützlicher wäre, sich nach anderen Waren umzutun, wenn sie schon nicht zur Bruderschaft derjenigen gehörte, denen ein neues Instrument zustand. Sie könnte ein buntes Gewand für Auftritte auf der Straße gebrauchen. Franz bekam gelegentlich so etwas geschenkt. Dann änderte sie seine alte Cotte für sich um, wenn der Stoff noch fest genug war, oder tauschte sie ein. Neues Leinenzeug wäre auch angebracht.
    Gedanken einer guten Hausfrau, auch wenn sie kein Haus besaß.
    Auf dem Marktplatz boten Bauern aus dem Umland ihren Kohl und ein wenig Korn feil. Selbst für die Jahreszeit erschien Alheit das Angebot sehr spärlich. Die Heuschrecken hatten zu viel von der letzten Ernte aufgefressen.
    In den Seitengassen entdeckte sie etliche weitere Händler, die eigens gekommen waren, um mit den Spielleuten zu handeln. Sie boten Instrumente an, auch solche, die offensichtlich ein langes Leben auf der Landstraße hinter sich hatten. Zwar widerstrebte ihr der Gedanke, doch wenn sich auf anderem Weg kein zweites lautes Instrument auftreiben ließ, würde sie hierher zurückkehren.
    Ein Stand wurde noch aufgebaut. Ein stämmiger Mann in knielanger, rostroter Cotte aus gutem Tuch, aber mit einfachen Borten besetzt, überwachte das Treiben. Die Hände in die Seiten gestützt, gab er drei deutlich jüngeren Männern in bunten Gewändern Anweisungen, wie mit den Stangen, Seilen und Planen zu verfahren war.
    Alheit glaubte, die übermütigen Burschen zu erkennen, die Franz und ihr am Montag aufgefallen waren. Schmunzelnd sah sie ihnen eine Weile zu. Obwohl ihnen die Arbeit nicht leicht von der Hand ging, flogen derbe Scherze hin und her. Offenbar hatten sie noch nicht einmal eine Herberge gefunden, denn ihre Bündel lagen wenige Schritte entfernt an einer Hauswand.
    ťIch glaube nicht, dass Ihr meine Waren kaufen würdet, gute FrauŤ, sagte der Mann, den Alheit als den Herrn des Standes ansah.
    ťWieso? Was verkauft Ihr?Ť
    ťWenn die Faulenzer da je fertig werden, Dudelsäcke.Ť
    ťSicher macht Ihr lieber Geschäfte mit Emich dem König und Seinesgleichen, aber die Heller der einfachen Fahrenden sind ebenso viel wert.Ť
    Der Händler sah erstaunt zu ihr auf. ťWoher kennst du Emich?Ť
    ťEr sammelt seine Schüler im Haus zum Schwarzen Bären, nicht wahr?Ť
    Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. ťUnd dabei sind Elbelin und Gottfrid aus Flandern, nicht wahr?Ť
    Verwirrt schüttelte Alheit den Kopf. ťDie beiden wohnen im Wilden Mann.Ť
    Da lachte der Händler. ťDas hätte ich mir denken sollen, dass Emich sich nicht seinen größten Rivalen auf den Hals holt. Und Burkhard wird es auch das Herz im Leib umdrehen.Ť
    Burkhard? Oh ja, der Wirt. Wieso sollte er sich an den musikalischen Fertigkeiten seiner Gäste stören?
    ťAber du siehst nicht aus wie eine SackpfeiferinŤ, fuhr der Händler fort.
    Alheit griff nach ihrem Gürtel, doch sie hatte ihr Instrument in der Herberge gelassen. ťIch spiele SchalmeiŤ, verkündete sie.
    ťOh ja? Aber zufällig hast du dein Instrument nicht dabei?Ť
    Der Ton des Händlers gefiel Alheit nicht. Er schien sie für eine von Lenes Zunft zu halten.
    ťAber da kann ich dir aushelfenŤ, fuhr er fort. Er trat ein wenig zur Seite, zum Gepäck seiner wohl nicht ganz freiwilligen Helfer, und kehrte mit einer recht zerkratzten Schalmei zurück. Mit einem falschen Lächeln hielt er sie Alheit hin.
    Sie betrachtete stirnrunzelnd das Rohrblatt. Offenbar hatte es die Reise recht gut überstanden. Sie setzte die Pirouette an und probierte ein paar Töne. Das Instrument erforderte viel mehr Luft als ihres, doch der erste Teil ihres Lieblingsreigens gelang ihr gut.
    Die drei Jungen ließen die Plane fahren, die sie aufspannen sollten, und beschwerten sich lauthals: ťHe, wir arbeiten doch für dich!Ť
    ťArbeiten nennt ihr das?Ť, entgegnete der Standbesitzer. ťIhr zerlegt ja alles wieder!Ť Mit einem noch viel unechteren Lächeln wandte er sich an Alheit: ťGefällt sie dir?Ť
    Sie vermutete, dass seine Schadenfreude diesmal nicht ihr galt. ťDanke, ich bleibe meinem alten Instrument treu.Ť
    ťDas ist löblich.Ť Der Händler nickte anerkennend. Dann nahm er ihr die Schalmei ab und verstaute sie wieder in dem Bündel, aus dem er sie genommen hatte. Das Rohrblatt steckte er in eine gedrechselte Dose.
    Seine Helfer atmeten auf und brachten die Plane wieder an die richtige Stelle.
    ťWenn du es dir doch anders überlegstŤ, fuhr der Händler fort, ťdann trag deine sauer verdienten Heller aber nicht zu
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