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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute
Autoren: bonn
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hat ihn aufgenommen.Ť
    Wieder verzog der Platzmeister das Gesicht. Ein angesehenes Mitglied des Judenrates. Dabei war dieser Israel als übler Aufwiegler bekannt. Wenn es denn derselbe war. Diese Juden hießen doch alle gleich. In jedem Fall würde er ein Auge auf ihn haben. ťWo ist er tagsüber?Ť
    Samuel schüttelte den Kopf. ťEr wurde aus der Herberge weggeschickt, in der er wohnen sollte. Zum Wilden Mann, kann das sein?Ť
    Das klang nicht nach Burkhard. ťIch werde mich erkundigenŤ, versprach er unbestimmt.
    ťAber warum interessiert er Euch so? Er kommt geradewegs aus Spanien, ich glaube nicht, dass er hier etwas verbrochen hat.Ť
    Der Platzmeister schüttelte schnell den Kopf. ťMir war nur, als hätte ich den Namen schon einmal gehört. Vielleicht verwechsle ich ihn.Ť
    ťDas wird es wohl sein.Ť Samuel brachte noch einige Klagen von Mitgliedern seiner Gemeinde vor, die sich von Christen schlecht behandelt fühlten. Der Platzmeister tat, als nähme er Notiz davon, und würde sie zu gegebener Zeit vergessen.
     
    Franz schaute von Meister Wolfram zu seinen Schülern und zurück. Was tat er hier? Der Meister erzählte, ein Buch vor sich auf dem Tisch und ein Paar Augengläser auf der Nase, von der Pariser Kunst, die Musik in die rechte Form zu bringen. Franz hörte ihm genau zu und glaubte hin und wieder auch, etwas verstanden zu haben. Doch wenn er das Gehörte auf seine Lieder anwenden sollte, sträubten sie sich. Er musste die Tonfolge im Kopf berechnen, dann auf die Finger übertragen. Irgendwo auf dem Weg ging das neu Gelernte verloren; was er spielte, klang einfach wie immer.
    Elbelin und Gottfrid dagegen schienen keine Schwierigkeiten zu haben. Sie hörten zu und spielten nach, als ob sie ihr Lebtag nichts anderes getan hätten. Melodie war Melodie, Diminution war Verzierung, sie spielten jede Phrase so lange, bis auch Franz sie ihm Ohr hatte.
    Robert Piper und seine Familie hatten ihre eigene Art der Verzierung. Er spielte sie unverdrossen auf seinem kleinen, schrillen Pfeiflein, auch wenn Meister Wolfram etwas anderes erklärte. Marjorie schüttelte dann unzufrieden den Kopf und versuchte, auf der Harfe die Anweisungen des Meisters zu befolgen. Robert war jedoch meist lauter. Franz gab sich Mühe, den Pfeifer zu überhören.
    Tamas der Ungar schien überhaupt nicht zuzuhören, solange gesprochen wurde. Meister Wolfram hatte ihm ein paarmal auf die Finger geschlagen, damit er wenigstens nicht weiterspielte. Erst, wenn wieder musiziert wurde, lauschte er mit schräg gelegtem Kopf, setzte die Fidel an und spielte gleich nach. Spätestens im dritten Anlauf hatte er begriffen. Franz bewunderte ihn. Jemand, der nicht einmal die Sprache recht verstand, ein wandernder Bärenführer, tat es ohne Weiteres den gelehrten Musici aus Paris nach.
    Auch der Jude Israel schlug sich wacker, obwohl Elbelin und Gottfrid taten, als wäre er gar nicht vorhanden. Sie spielten, wenn er sprach, und lenkten den Meister mit Fragen nach Kleinigkeiten ab, wenn Israel spielen sollte. Dieser ließ sich das ein paarmal gefallen, dann nahm er keine Rücksicht mehr. Er führte aus, was er vorhatte.
    Meister Wolfram war bei all dem offenbar nicht daran gelegen, Frieden zu halten. Er unterbrach seine Schüler bei jeder Gelegenheit. Was sie spielten, sei steifes, altbackenes Zeug, solche Musik könne ein kunstverständiger Mensch nicht mehr anhören. Dann führte er noch einmal vor, wie er es eigentlich gemeint hatte. Er ließ den Leuten kaum Zeit, die vorgetragenen Melodien nachzuspielen. Unnachgiebig wiederholte er seinen Gegenvorschlag, bis sich alle auf die von ihm gewünschte Linie eingeschwungen hatten.
     
    Um ihren Ärger loszuwerden, eilte Alheit in die Stadt. Doch es half nichts. Auf der Gasse wimmelte es von Spielleuten, die einander überschwänglich begrüßten und von ihren neuesten Abenteuern erzählten. Vor dem Stand mit den Trompeten, wo sie vorgestern so unhöflich weggeschickt worden war, hatte sich ein halbes Dutzend junger Männer versammelt, die herrschaftliche Wappen auf ihren Gewändern trugen. Alheit erkannte den schwarzen Löwen der Pfalzgrafen, den roten von Katzenelnbogen, das Mainzer Rad und das Kreuz von Trier. Diese Leute schienen Alheit gar nicht wahrzunehmen. Sie probierten Instrumente aus und verhandelten mit dem Händler und seinem Gehilfen über Preise, die Alheit nicht mit den Einnahmen aus zehn Jahren auf Fahrt bezahlen könnte. Das verringerte ihren Zorn keineswegs.
    Grimmig überlegte sie, ob es
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