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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons
Autoren: Jules Verne
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Theile des Baumes zu gelangen, ließ sich ja stets leicht vertheidigen.
    Mit Hilfe Carefinotus gelang es Godfrey denn auch, an der Wand des Stammes regelmäßige Stufen, ähnlich den Sprossen einer Leiter, anzubringen, welche, durch lange Pflanzentaue verbunden, ein schnelleres Aufsteigen im Innern gestatteten.
    »Nun, bemerkte Godfrey lächelnd, nach Beendigung dieser Arbeit haben wir eine Stadtwohnung unten und ein Landhaus oben.
    – Ich würde einen Keller vorziehen, vorausgesetzt, daß er in der Montgomery-Street läge,« anwortete Tartelett.
    Weihnachten kam heran, jenes »Christmas«, das in allen Vereinigten Staaten von Amerika so festlich begangen wird. Dann folgte der Neujahrstag, ein Tag voller freudiger Jugenderinnerungen, der regnerisch, schneeig, kalt und düster das neue Jahr unter den bedenklichsten Aussichten eröffnete.
    Jetzt weilten die Schiffbrüchigen vom »Dream« schon sechs Monate lang, ohne alle Verbindung mit der übrigen Welt, auf der verlassenen Insel.
    Der Anfang des Jahres ließ sich nicht besonders günstig an.
    Godfrey und seine Genossen konnten sich unmöglich dem Gedanken verschließen, daß ihnen noch härtere Leiden aufgespart wären.
    Bis zum 18. Januar fiel der Schnee in einem fort. Man mußte die Heerde draußen weiden lassen, um so gut es anging, einige Nahrung zu finden.
    Gegen Ende dieses Tages verhüllte eine feuchte kalte Nacht die Insel, und der Schatten unter der Sequoia verwandelte sich in tiefste Finsterniß.
    Vergeblich versuchten, auf ihren Lagerstätten im Innern des Will-Tree ausgestreckt, Godfrey und Carefinotu zu schlafen. Bei dem ungewissen Lichte eines harzigen Zweiges durchblätterte Godfrey einige Seiten der Bibel.
    Gegen zehn Uhr ließ sich vom nördlichen Theile der Insel her ein entferntes Geräusch hören, das allmählich näher kam.
    Ueber dessen Ursache konnte man nicht im Zweifel sein; das waren Raubthiere, welche in der Nähe umherstreiften, und – o Schreck! – dieses Mal vereinigte das Heulen des Tigers und der Hyäne sich mit dem Brüllen des Panthers und Löwen zum höllischen Concert.
     

    So schlich der traurige Monat dahin. (S. 191.)
     
    Eine Beute unsäglicher Angst, sprangen Godfrey, Carefinotu und Tartelett sofort in die Höhe. Wenn Carefinotu angesichts dieses unerklärlichen Einbruchs wilder Thiere den Schreck seiner Genossen theilte, so müssen wir doch hinzufügen, daß sein Erstaunen mindestens seinem Erschrecken gleich kam.
    Zwei tödliche Stunden lang lauschten alle Drei in ängstlicher Spannung. Gelegentlich ertönte das Geheul aus geringerer Entfernung; dann wurde es wieder ganz still, als wenn die Rotte wilder Thiere das Land noch nicht kannte und auf gut Glück hier-und dorthin lief. Vielleicht entging der Will-Tree noch einmal einem directen Angriff.
    »Gleichviel, dachte Godfrey, wenn wir außer Stande sind, diese Thiere bis zum letzten Stück zu vertilgen, ist es mit unserer Sicherheit auf der Insel für immer vorbei.«
    Kurz nach Mitternacht begann der Höllenlärm mit neuer Kraft und jetzt weit mehr in der Nähe. Es unterlag keinem Zweifel mehr, daß die gefährliche Horde sich dem Will-Tree mehr und mehr näherte.
    Ja, es war nur zu gewiß! Und doch, woher kam dieses Raubzeug? Es konnte doch nicht neuerdings nach der Insel Phina gelangt, folglich mußten diese Thiere schon vor Godfreys Ankunft hier gewesen sein. Und doch, wie hatte diese ganze Bande sich bisher so gut verstecken können, daß Godfrey bei seinen Jagdzügen quer durch den Wald im Inneren, wie bis nach den entlegensten Punkten im Süden der Insel, niemals auch nur eine Spur derselben entdeckt hatte? Wo befand sich diese geheimnißvolle Höhle, welche jetzt Löwen, Hyänen, Panther und Tiger spie? War diese Erfahrung neben den andern unerklärlichen Vorkommnissen nicht eine der allerunerklärlichsten?
    Carefinotu konnte gar nicht für wahr halten, was er hörte. Wir bemerkten schon, daß auch bei ihm das Erstaunen jetzt den höchsten Grad erreichte. Bei den Flammen des Herdes, welche das Innere des Will-Tree erleuchteten, hätte man sehen können, wie sein schwarzes Gesicht sich zur sonderbarsten Grimasse verzerrte.
    Tartelett für seine Person seufzte, jammerte und brummte in seiner Ecke. Er wollte Godfrey über die ganze Sache ausfragen, aber dieser war weder in der Lage, noch in der Laune, ihm Rede und Antwort zu stehen. Er hatte das Vorgefühl, einer unmittelbar drohenden Gefahr und grübelte über die Mittel, derselben glücklich zu entgehen.
    Ein-oder
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