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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons
Autoren: Jules Verne
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Wasserläufen…
    – Die auch garantirt sind? schrie ein Franzose dazwischen, der etwas geneigt schien, auf den Köder anzubeißen.
    – Die Wiesen, garantirt! versicherte der Commissär Felporg, der viel zu lange Erfahrung in seinem Metier besaß, um sich von den kleinen Scherzen des Publicums aus der Rolle bringen zu lassen.
    – Auf zwei Jahre?
    – Bis zum Ende der Welt!
    – Und noch ein Bischen darüber!
    – Eine Insel zum vollen Eigenthum! ließ sich der Ausrufer wieder vernehmen. Eine Insel ohne jedes schädliche Thier, ohne Raubzeug, ohne Reptilien!…
    – Auch ohne Vögel? fügte ein Bruder Lustig hinzu.
    – Und ohne Insecten? setzte ein Anderer die Fragen fort.
    – Eine Insel an den Meistbietenden! rief Dean Felporg in ruhigstem Tone. Nun vorwärts, Bürger, die Taschen aufgeknöpft! Wer wünscht sich eine Insel in tadellosem Zustande, kaum noch gebraucht, eine Insel des Stillen Oceans, dieses Oceans der Oceane? Ihre Taxe beträgt fast gar nichts! Elfhunderttausend Dollars (= 4,400.000 Mark)! Nun, findet sich kein Käufer zu 1,100.000 Dollars?… Wer spricht da?… Sie, mein Herr?
     

    »Insel zu verkaufen!« erklang die noch schärfere Stimme des Ausrufers. (S. 5.)
     
    Waren Sie’s da unten?… Sie, der den Kopf wie ein Porzellanmandarin bewegt?… Ich habe eine Insel!… Hier ist eine Insel!… Wer wünscht sich eine Insel?
    – Zurücklegen – ein ander Bild!« rief eine Stimme, als hätte sich’s um ein Bild oder eine alte Theemaschine gehandelt.
    Der ganze Saal brach in helles Gelächter aus, doch ohne daß Jemand auf die Taxe nur einen halben Dollar geboten hätte.
     

    Die Sacramentostraße. (S. 6.)
     
    Wenn das Verkaufsobject inzwischen unmöglich von Hand zu Hand gehen konnte, so hatte man doch den Plan der Insel in vielen Exemplaren verbreitet. Die Liebhaber sollten vorher beurtheilen können, was sie von diesem Stückchen des Globus zu erwarten hatten. Hier war keine Ueberraschung, keine Enttäuschung zu befürchten. Lage, Orientirung, Vertheilung und Höhenverhältnisse des Bodens, hydrographisches Netz, Klimatologie, Verkehrswege – über Alles konnte man sich auf’s Genaueste unterrichten. Man brauchte also nicht die Katze im Sack zu kaufen, und der geneigte Leser darf glauben, daß von irgend einer Betrügerei bezüglich des angebotenen Verkaufsobjects gewiß nicht die Rede sein konnte. Uebrigens hatten die unzähligen Journale der Vereinigten Staaten, ebenso die von Californien, wie die Tagesblätter, die Halb-Wochen-, und Wochenblätter, die Halb-Monats- und Ganz-Monats-Zeitungen, die verschiedenen Revuen, Magazine, Bulletins u. s. w. schon seit mehreren Monaten nicht aufgehört, die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Insel zu lenken, deren Licitation durch Congreßbeschluß gutgeheißen worden war.
    Es handelte sich dabei um die Insel Spencer, gelegen in Westsüdwest der Bai von San Francisco, gegen 460 amerikanische Meilen (= 862 Kilometer) von der Küste, unter 32°15’ nördlicher Breite und 142°18’ westlicher Länge von Greenwich.
    Eine isolirtere Lage hätte man sich freilich kaum vorstellen können, außerhalb aller Seeverkehrswege und Handelsstraßen, obgleich die Insel Spencer nur in verhältnißmäßig geringer Entfernung und sozusagen noch in amerikanischem Gewässer lag. Hier umschließen aber die schräg nach Norden und nach Süden verlaufenden regelmäßigen Strömungen einen See mit ruhigem Wasser, den man zuweilen als das »Fleurieu’sche Becken« bezeichnen hört.
    Fast im Mittelpunkte dieser enormen Wasserfläche ohne deutlich erkennbare Strombewegung liegt die Insel Spencer. In Sicht derselben kommen auch nur wenige Schiffe vorüber. Die großen Straßen des Stillen Oceans, welche die Neue Welt mit der Alten Welt verbinden, und zwar die nach China ebenso wie die nach Japan, durchschneiden eine weit südlichere Zone. Segelfahrzeuge würden auf diesem Fleurieu’schen Becken endlose Windstillen antreffen, und die Dampfer, welche den geradesten Weg einschlagen, könnten keinen Vortheil davon haben, wenn sie dasselbe passirten.
    Infolge dessen nahmen weder die Einen noch die Anderen Kenntniß von der Insel Spencer, welche sich gleich dem isolirten Gipfel eines unterseeischen Berges des Großen Oceans erhebt. Für Denjenigen, der sich dem Geräusch der Welt entziehen will, der die Ruhe in der Einsamkeit sucht, hätte es in der That nichts Besseres geben können, als dieses mehrere hundert Meilen von der Küste verlorene Land. Für einen freiwilligen
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