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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons
Autoren: Jules Verne
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Robinson wäre es ein Ideal in seiner Art gewesen! Freilich hätte er den verlangten Preis erlegen müssen.
    Warum suchten die Vereinigten Staaten aber sich überhaupt dieser Insel zu entledigen? Folgten sie dabei nur einer Laune? Nein. Eine große Nation kann nicht nach augenblicklicher Laune handeln wie der einzelne Mensch. Die wirkliche Ursache war folgende: Bei der Lage, welche sie inne hatte, war die Insel Spencer seit langer Zeit eine vollkommen unnütze Station gewesen. Sie zu colonisiren, hätte keine praktischen Erfolge haben können. Von militärischem Gesichtspunkte bot sie kein Interesse, weil sie nur einen durchweg verlassenen Theil des Stillen Oceans beherrscht hätte. Für den Handel erschien sie ebenso belanglos, weil ihre Producte weder für Hin-noch für Rückfahrt die Kosten gedeckt hätten. Um darauf eine Strafcolonie zu etabliren, lag sie der Küste immer noch zu nahe. Sie aus irgend welchen Rücksichten zu occupiren, wäre also allemal eine nicht lohnende Mühe gewesen. So lag sie denn auch seit Menschengedenken völlig öde, und der aus »eminent praktischen Männern« zusammengesetzte Congreß hatte deshalb beschlossen, die Insel Spencer zur öffentlichen Versteigerung zu bringen – freilich unter einer daran geknüpften Bedingung: daß der etwaige Ersteher ein Bürger des freien Amerikas sei.
    Für nichts und wieder nichts wollte man die Insel indeß nicht weggeben; so war der Taxwerth derselben auf elfhunderttausend Dollars festgesetzt worden. Für eine Actiengesellschaft, welche die Urbarmachung und Ausbeutung derselben hätte betreiben können, wäre das ja eine Bagatelle gewesen, wenn das Geschäft nur einigermaßen günstige Chancen geboten hätte; doch man vermag gar nicht oft genug zu wiederholen, daß davon gar keine Rede sein konnte. Alle Sachverständigen legten auf dieses von dem Landcomplex der Vereinigten Staaten losgerissene Stückchen Erde nicht mehr Werth, als auf ein im ewigen Eise des Pols verlorenes Felsen-Eiland. Für den einzelnen Particulier war die Summe immerhin eine bedeutende. Man mußte schon reich sein, um sich eine Laune zu gestatten, welche in jedem Falle kaum 1/100 Procent von dem darauf verwandten Capital einbringen konnte. Man mußte sogar ungeheuer reich sein, denn der Verkauf wurde nur gegen Baarzahlung – »cash«, wie die Amerikaner sagen – abgeschlossen, und sicher sind auch in den Vereinigten Staaten diejenigen Leute selten, welche 1,100.000 Dollars wie ein Taschengeld in’s Wasser werfen können, ohne die Aussicht, etwas davon wieder zu sehen.
    Doch war der Congreß fest entschlossen, die Insel auch keinen Deut unter dem Taxpreis zu veräußern. 1,100.000 Dollars! Keinen Cent weniger, sonst blieb die Insel Spencer Eigenthum der Union.
    Man durfte also voraussetzen, daß kein Liebhaber so toll sein werde, einen derartigen Preis daran zu wagen.
    Uebrigens galt auch noch als Bedingung, daß der Eigenthümer, wenn je ein solcher gefunden wurde, nicht etwa als König der Insel, sondern nur als Präsident der Republik daselbst auftreten dürfte. Er hätte also niemals die Berechtigung erworben, Unterthanen zu haben, sondern nur Mitbürger, die ihn für einen bestimmten Zeitraum zu jenem Amte ernannten und dessen fortwährender Wiederwahl kein Hinderniß im Wege stand. Auf jeden Fall blieb ihm verwehrt, einen Stammbaum von Monarchen zu begründen. Niemals würde die Union die Entstehung eines, wenn auch noch so kleinen Königreichs innerhalb der amerikanischen Gewässer geduldet haben.
    Diese Beschränkung war vielleicht geeignet, manche ehrgeizige Millionäre abzuschrecken, welche gern mit den wilden Königen der Sandwichsinseln, der Marquisen, Pomotus oder anderer Archipele des Großen Oceans rivalisirt hätten.
    Kurz, ob aus diesem oder einem beliebigen anderen Grunde – es meldete sich Niemand. Die Zeit verrann; der Ausrufer überbot sich, die Anwesenden zum Bieten zu bewegen, der Commissär strengte sein Organ auf’s Höchste an, ohne doch irgendwo eines jener leisen Zeichen mit dem Kopfe zu erhalten, welches diesen ehrenwerthen Agenten doch niemals entgeht, und von dem Kaufpreise sprach überhaupt fast Keiner.
    Es soll hierbei nicht verschwiegen bleiben, daß der Hammer sich immer und immer wieder über das Pult erhob, die summende Menge ließ das jedoch unberührt. Wie vorher flogen Scherzworte herüber und hinüber und boshafte Witze gingen von Mund zu Mund. Die Einen boten zwei Dollars für die Insel alle Unkosten inbegriffen; Andere wollten
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