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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons
Autoren: Jules Verne
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geringsten Einbuchtungen am Ufer. Nirgends fand sich etwas von einer älteren oder neueren Lagerstatt, nicht einmal die Fußspur eines Menschen, der sich daselbst aufgehalten hätte.
    »Und doch war das, wiederholte sich Godfrey, dieses Mal nicht der Dampf einer heißen Quelle, sondern Rauch eines Holz-oder Reisigfeuers, und dieses Feuer hat sich nicht allein entzünden können!«
    Leider blieben alle Bemühungen vergeblich, und ebenso unruhig und betroffen, nichts haben entdecken zu können, schlugen Godfrey und Carefinotu gegen zwei Uhr den Rückweg nach dem Will-Tree wieder ein.
    Es kann nicht auffallend erscheinen, daß Godfrey sehr in Gedanken versanken dahin wandelte. Ihm erschien es fast, als stehe seine Insel unter der Herrschaft einer geheimen Macht. Das Wiedererscheinen jenes Rauches und das Vorhandensein von Raubthieren deutete doch mindestens auf irgend welche unerklärliche Einflüsse, die sich hier geltend machten, hin.
    Und mußte er in diesen Gedanken nicht noch mehr bestärkt werden, als sich, eine Stunde nachdem sie das Bereich der Wiesen betreten, plötzlich ein eigenartiges Geräusch, eine Art trockenes Klappern, hören ließ?… Carefinotu stieß ihn noch in dem Moment zurück, wo eine unter dem hohen Grase zusammengerollte Schlange sich eben auf den jungen Mann losstürzen wollte.
    »Schlangen – nun sind auch Schlangen auf der Insel, als Nachfolger der Bären und Tiger!« rief er.
    Es war in der That eines jener Reptile, leicht erkennbar an dem Geräusch, welches seine Bewegungen hervorbrachten, eine sogenannte Klapperschlange der giftigsten Sorte, ein Riese aus der Familie der Crotalen!
    Carefinotu hatte sich zwischen Godfrey und das Reptil gedrängt, welches sofort unter einem nahen Gebüsche verschwand.
    Der Schwarze eilte demselben jedoch nach und hackte es mit der Axt in zwei Theile.
    Als Godfrey nachkam, wanden sich schon die blutenden Reste auf dem Boden hin und her.
    Später zeigten sich auch noch andere, nicht minder gefährliche Schlangen in großer Anzahl überall auf der Wiese, welche der Bach vom Will-Tree trennte.
    Handelte es sich hier um ein plötzliches Eindringen der schrecklichen Thiere? Sollte die Insel Phina zur Rivalin jenes alten Tenos werden, welches die furchtbaren Ophidien im Alterthum berühmt machten und das der Viper seinen Namen verlieh?
    »Vorwärts, vorwärts!« rief Godfrey, und bedeutete Carefinotu durch Zeichen, schnellstens dahinzueilen.
    Er war unruhig; ihn bewegten beklemmende Ahnungen, ohne daß er dieselben zu bemeistern vermochte.
    Und als ob er schon ein schweres Unglück voraussehe, drängte es ihn, nach dem Will-Tree zurückzukommen.
    Jetzt näherte er sich unter ganz anderen Verhältnissen der über den Bach geworfenen Nothbrücke.
    Von der Sequoiagruppe her ertönte lautes Geschrei eines zu Tode Erschrockenen, über welchen man nicht im Unklaren sein konnte.
    »Das ist Tartelett, rief Godfrey, der Unglückliche ist angefallen worden!… Schnell! Schnell!«
    Zwanzig Schritte weiter, über die Brücke gelangt, sahen sie Tartelett, welcher davonlief, was ihn nur die Beine tragen konnten.
    Ein gewaltiges Krokodil, das aus dem Bache gekommen schien, verfolgte ihn mit weit aufgerissenem Rachen.
    Der vor Angst gänzlich kopflose arme Mann rannte, statt sich immer nach rechts und links zu wenden, schnurstracks geradeaus, war also weit mehr gefährdet, erwischt zu werden. Plötzlich stolperte er gar und fiel zu Boden… er schien verloren.
    Godfrey blieb stehen. Auch angesichts der entsetzlichen Gefahr verlor er glücklicher Weise seine Kaltblütigkeit keinen Augenblick. Er schlug das Gewehr an und zielte nach einer Stelle dicht unter dem Auge des Krokodils.
    Die sicher gezielte Kugel traf das Ungeheuer, welches noch einen Seitensprung machte und dann regungslos niederfiel.
    Da eilte Carefinotu zu Tartelett hin und hob ihn auf… der Professor war diesmal mit dem Schrecken davon gekommen! Aber welche Angst hatte der arme Teufel ausgestanden.
    Es war jetzt sechs Uhr Abends.
    Noch eine Minute, und Godfrey war mit seinen Gefährten nach dem Will-Tree zurückgekehrt.
    Welch’ bitteren Betrachtungen gaben sie sich bei dieser Abendmahlzeit hin! Welche bangen, schlaflosen Stunden bedrohten nun die Bewohner der Insel Phina, gegen welche sich das Mißgeschick verschworen zu haben schien!
    Der Professor in seiner Heidenangst wußte weiter nichts, als die wenigen Worte zu wiederholen, in denen sich alle seine Gedanken concentrirten:
    »Ich wünschte nichts weiter,
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