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Die Schule der Nackten

Die Schule der Nackten

Titel: Die Schule der Nackten
Autoren: Ernst Augustin
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interessierte.
    «Kasein?»
    «Nein, Eutin.»
    «Sie wollen Kasein?»
    «Nein, Eutefix», verbesserte ich mich.
    Ein durchweg schepperndes Erlebnis, ich hatte sogar versucht, meiner Stimme Lautstärke zu geben, trotzdem glaube ich keinen übergroßen Eindruck hinterlassen zu haben, als ich mit meinem Säckchen schließlich abzog. Die Menge war doch zu gering gewesen.

    *

    Verbrechen aus Leidenschaft.
    Ich hatte die Wahl zwischen einem ungenutzten Fremdenzimmer im zweiten Stock, direkt über meinem Schlafzimmer, so daß man eine Wendeltreppe hätte hinaufführen können, und einem anderen leeren Raum im ersten Stock, letzterer fensterlos. Ich entschied mich für den fensterlosen.
    Ursprünglich als Ankleideraum neben dem Schlafzimmer gedacht, wies er jetzt keine Verbindungstür mehr auf, hatte wohl eine Zeitlang zum Wäschemangeln und Rollen gedient, mit einem grillartigen Entlüftungsschacht unter der Decke. Jetzt voller Gerumpel. Stickig. Ziemlich groß. Beleuchtet von einer einzigen blanken Glühbirne, am Kabel von der Decke hängend, aber das ließe sich ändern.
    Wie erschlägt man einen Sonnenanbeter (Anbeterin).
    Mit Sonne natürlich.

    *

    Zunächst ließ ich die Türöffnung zum Gang bis auf Kniehöhe hochmauern - das bereitete den Maurern etwas Verwunderung, sie dachten wohl, ich wollte dort Tiere halten. Die Tür selbst wurde entsprechend abgesägt und eingepaßt und zum Gang hin mit zwei Holzstufen versehen.
    Die zweite Phase: Dieselben Maurer, die sich schon vorher gewundert hatten, mußten jetzt den Raum abrunden, sämtliche Winkel und Ecken abschrägen und rund verputzen. Auch, und besonders den Übergang zwischen Wand und Decke.
    Das Ergebnis war eine Räumlichkeit, von der man nicht genau wußte, wo sie anfing und wo sie aufhörte. Und die dann auch von den Maurern mit einem gewissen Mißtrauen betrachtet wurde, als sie damit fertig waren.
    – – –
    Die Maler rückten auftragsgemäß mit einer Spezialfarbe an, einem tiefen Dunkelblau, das aufgetragen fast schwarz aussah, besonders im Licht der einzelnen (erbärmlichen) Glühbirne. Der Farbauftrag sollte dicht sein, mehr eine Beschichtung, wodurch dann alles noch schwärzer aussah.
    «Wie sieht es aus?»
    «Erbärmlich», erklärten die Maler, «wir haben noch niemals einen so häßlichen Anstrich gemacht.»
    Ich gab mich aber zuversichtlich.
    – – –
    Denn nun kamen die Elektriker, intelligente Leute, die gewisse, vorerst noch geheimgehaltene Installationen vornahmen, jedenfalls solange die Heizungsbauer noch nicht am Werk waren. Denn die durften aus gutem Grund erst zum Schluß kommen, damit mir die übrige Bande nicht auf den Heizschlangen herumtrampelte, die flach auf dem Fußboden verlegt werden sollten. Dazu etwas Grundsätzliches - und ich muß es einmal aussprechen -, Handwerker heutzutage stellen eine echte Bedrohung dar, sie kommen mit riesigen Schuhen daher, ohne jedes Gefühl. Laufen mit Vorliebe über alles Frischlackierte, ohne auch nur im geringsten darüber nachzudenken, daß der Schaden, den sie anrichten, in keinem Verhältnis zum Geleisteten steht: Für hundertfünfzig Mark Stundenlohn richten sie fünfzehnhundert Mark Schaden an. Tut mir leid, es mußte einmal gesagt werden.
    «Sie brauchen uns ja nicht kommen lassen!»
    Das stimmte auch wiederum.
    Die Heizschlangen, Kupferrohre ohne Isolation, bedeckten auf dicken Matten (damit keine Wärme nach unten abgestrahlt wurde) den gesamten Fußboden in einer Menge und Größenordnung, die ungefähr vier großen Lamellenkörpern einer Zentralheizung entsprachen. Ich wollte es also heiß haben. Bodenheiß. Und als alles fertig war, ging ich in die Zoohandlung und kaufte Vogelsand, «da staunt man», das ist dieser ausgesucht feine, schneeweiße, den man zweimal die Woche in die Vogelkäfige streut - ich kann nicht sagen, woher sie den beziehen, es gibt, glaube ich, nur zwei Sandstrände auf dieser Welt, in Florida und in Chile, die den Ansprüchen genügen. Kanarienvogelsand in großen Mengen. Der Zoohändler wollte wissen, wieviel?
    «Lassen Sie mich nachdenken», sagte ich, «hundert Sack?»
    Mit einer gewissen Begeisterung.
    «Nein», erwiderte der Mann, «das wäre wohl etwas zu viel, es sind vierzig Kilo im Sack, wieviel wollen Sie davon.»
    «Dann will ich», ich dachte noch einmal nach, der Raum war fünf mal fünf Meter groß und für jeden Quadratmeter berechnete ich acht Sack, ungefähr, «dann will ich hundertfünfzig Sack.»
    «Hundertfünfzig», staunte der Mann,
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