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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen
Autoren: Phillip Margolin
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gut. Du wirst den Curveball nie beherrschen, wenn du ihn nicht übst. Deine Mom soll ihn fangen.«
    Ryan zuckte mit den Schultern. Carl ging in die Knie, um ihm ein wenig näher zu kommen, und Ami trat ein Stück zurück.
    »Du bist noch verstört wegen dem, was bei dem Spiel passiert ist, habe ich recht?«
    Ryan zuckte wieder mit den Schultern, sah Carl aber nicht ins Gesicht.
    »Es tut mir sehr leid, dass ich Barney Lutz und diesen Polizisten verletzt habe. Das war nicht richtig.« Ryan trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    »Aber ich habe deine Mom nicht gebeten, dich herzubringen, um darüber zu reden. Ich möchte dir etwas anderes verraten.«
    Ryan sah Carl erwartungsvoll an. »Kommst du nach Hause?«
    »Ich wünschte, das könnte ich.« Carl legte Ryan eine Hand auf die Schulter. »Wenn ich dir ein Geheimnis verrate, versprichst du, es für dich zu behalten? Es ist sehr wichtig, dass niemand außer dir und deiner Mom davon weiß.«
    Ryan zögerte verwirrt.
    »Mein eigentlicher Beruf ist nicht Schreiner, Ryan. Ich bin ein Spion. Du weißt doch, was das ist, stimmt's?«
    »Wie James Bond?«
    Carl nickte. »Ich habe in geheimer Mission für unser Land gearbeitet, und hatte einen Auftrag, als ich von euch weggegangen bin. Ich kann dir nicht verraten, was für ein Auftrag das war, aber er war sehr wichtig. Als ich angeschossen wurde, ist alles aufgeflogen, doch meine Chefs haben sich mit der Polizei geeinigt und meine Probleme gelöst.«
    »Wenn alles wieder okay ist, warum kommst du dann nicht nach Hause zurück?« »Ich mag deine Mom wirklich, und du bist klasse, aber Spione wohnen nicht bei normalen Leuten.«
    Carl beugte sich vor, bis seine Lippen ganz dicht an Ryans Ohren waren. »Jetzt erzähle ich dir noch etwas. Wenn ich einen Sohn hätte, wünschte ich mir, er wäre so wie du. Aber Spione heiraten nicht. Wir sind immerzu unterwegs, und wir wollen die Menschen, die wir lieben, nicht in Gefahr bringen.«
    »Bist du da nicht ziemlich allein?« fragte Ryan.
    »Doch.« Carls Brust zog sich vor Beklommenheit zusammen, und er musste sich anstrengen, um seine Traurigkeit vor Ryan zu verbergen. »Aber von heute an, denke ich, wenn ich mich niedergeschlagen fühle, an den Spaß, den ich bei euch zu Hause hatte. Außerdem behalte ich euch im Auge. Mein Geheimdienst wird mich darüber informieren, wie es bei dir in der Schule und bei der Little League läuft. Deshalb möchte ich, dass du diesen Curveball übst. Es wäre großartig, wenn ich erfahren würde, dass du ein paar Spiele mit dem Wurf entschieden hast, den ich dir gezeigt habe. Was hältst du davon?«
    »Ich übe den Curveball.«
    »Helfen Sie ihm, Ami?« fragte Carl.
    »Selbstverständlich.« Amis Stimme klang erstickt vor Gefühl.
    »Und das gilt auch für die Schule. Ich will, dass du dein Bestes gibst, okay?«
    »Okay.« Eine Träne lief Ryan über die Wange, als er feierlich antwortete.
    Carl stand auf. Er rang um seine Beherrschung. »Gib mir die Hand drauf.«
    Ryan streckte die Hand aus. Carl schüttelte sie und drückte den Jungen dann an sich.
    »Wo ich auch bin, Ryan, du bist in meinem Herzen.« Er sah Ami an. »Du und deine Mom.« »Sehen wir dich jemals wieder?« Ryan liefen nun doch Tränen über die Wangen.
    »Ich würde dich sicher irgendwann gern wiedersehen. Bis dahin passt du schön auf deine Mom auf, okay?« Carl strich Ryan durchs Haar. »Jetzt muss ich gehen. Der Präsident hat ein Sonderflugzeug für mich geschickt. Ich darf ihn auf keinen Fall warten lassen.«
    Ryan wischte sich mit dem Unterarm über die Augen.
    »Passt auf euch auf«, sagte Carl, legte Ami kurz die Hand auf die Schulter und ging in den Gerichtssaal. Die Tür schloss sich hinter ihm, so dass Ryan nicht sehen konnte, wie die Agenten ihm Handschellen anlegten, bevor sie ihn wegführten. Ein Wagen wartete bereits auf ihn, der ihn zum Flughafen bringen sollte, wo ein FBI-Jet bereit stand, um ihn an einen geheimen Ort zu bringen.
    »Er schafft es schon. Mach dir keine Sorgen«, versicherte Ami ihrem Sohn. Sie riss ihren Blick von der Tür des Gerichtsaales los und schaute Ryan an. »Geht es dir gut?« wollte sie dann wissen.
    Ryan nickte. Er schämte sich seiner Tränen, aber er konnte einfach nicht aufhören zu weinen.
    Ami kniete sich neben ihn. Sie hatte ebenfalls Tränen in den Augen. »Es ist normal, dass du traurig bist. Carl ist ein guter Freund. Vielleicht kann er irgendwann einmal Urlaub nehmen, und dann siehst du ihn wieder. Entscheidend ist, dass du
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