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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen
Autoren: Edgar Wallace
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gerade diese Geschichte wurde nie ganz aufgeklärt, da man den mutmaßlichen Täter nicht überführen konnte.«
    »Es handelte sich doch nicht etwa um Falschgeld?« erkundigte sich Gold harmlos. - Helder lächelte.
    »Sie wissen also doch von der Sache?«
    »Wenn Sie die Geschichte von dem Studenten meinen, der eine Fünfzigpfundnote fälschte und in Zahlung gab -ja«, antwortete Gold. »Doch, ich erinnere mich jetzt genau. Aber was hat das alles mit Comstock Bell zu tun?«
    »Nun, wie ich bereits erwähnte, weiß ich zufällig, daß er Mitglied des ›Klubs der Verbrecher‹ war«, sagte Helder. »Ich weiß auch, daß die französische Polizei im Zusammenhang mit der Falschgeldgeschichte zwei Personen verdächtigte.«
    Gold wandte sich ihm zu und sah ihm gerade ins Gesicht.
    »Wenn Sie schon so vieles wissen, können Sie mir vielleicht auch gleich sagen, wer die beiden Leute sind?« fragte er in ungewöhnlich scharfem Ton.
    Helder schaute sich nervös um.
    »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen - einer der beiden ist Comstock Bell.«
    »Und der andere?«
    »Den kenne ich nicht. Er soll aber auch in London leben - ein Börsenmakler oder so etwas Ähnliches.«
    »Ihre Mitteilungen sind wirklich interessant«, meinte Gold spöttisch, drehte sich lächelnd um und ging die Treppe hinunter.

3
    Comstock Bell hatte vorhin - ohne zu wissen, daß er von der Galerie aus beobachtet wurde - den Empfangssalon in der Absicht betreten, die Frau des Klubpräsidenten zu begrüßen. Er schien wirklich nicht in der besten Laune zu sein. Vom Billardzimmer drangen die Klänge einer Musikkapelle herüber. Jemand sprach ihn an. Er drehte sich halb um und erkannte Lord Hallindale.
    »Bell, ich habe Sie gerade überall gesucht«, versicherte der Lord. »Ich fahre nächsten Monat ans Mittelmeer und wollte Sie fragen, ob Sie keine Lust hätten, mitzukommen?«
    Comstock lächelte.
    »Es tut mir leid, aber ich habe andere Pläne.«
    »Werden Sie London verlassen?«
    »Ja, ich habe die Absicht, in die Vereinigten Staaten zu gehen. Meine Mutter fühlt sich nicht recht wohl, und ich möchte sie wieder einmal besuchen.«
    Bell ging weiter. Diese Ausrede hatte er schnell erfunden. Er beabsichtigte keineswegs, England zu verlassen, bevor nicht eine gewisse Angelegenheit endgültig geregelt war.
    Langsam schlenderte er zum Speisesaal, wo die Darbietungen eines bekannten Pianisten eine Menge Zuhörer angelockt hatten. Er stand zwar in der hintersten Reihe, aber da er sehr groß war, konnte er ohne Schwierigkeiten über die Köpfe der anderen hinwegschauen.
    »Sie haben es gut -«, flüsterte jemand neben ihm.
    Rasch drehte er den Kopf und bemerkte Mrs. Granger Collak, die bewundernd zu ihm aufblickte. Auch er war beeindruckt vom Reiz dieser lebenslustigen Frau.
    »Soll ich Sie ein wenig hochheben?« fragte er lächelnd.
    Er hatte bis jetzt noch nie versucht, näher mit ihr bekannt zu werden, obwohl er wußte, daß sie ihn gerne sah.
    »Wollen Sie mich in eine ruhige Ecke führen?« bat sie. »Dieser Trubel hier ist unangenehm.«
    Er geleitete sie zu einer Nische in der äußersten Wandelhalle und nahm neben ihr Platz.
    Sie seufzte erleichtert.
    »Comstock -«, begann sie, »vielleicht können Sie mir helfen …«
    Ihre Blicke begegneten sich, und sie las in seinen Augen Zuneigung, aber auch ein wenig Mitleid.
    »Sie brauchen mich nicht wie eine arme Sünderin anzuschauen!« wehrte sie ab. »Daß an mir nicht viel Gutes dran ist, weiß ich selbst - und daß ich ziemlich am Ende meiner Kraft bin. Ich müßte Geld haben, einmal weit fortfahren, einige Jahre auf Reisen gehen. Die Leute halten mich für schamlos, weil ich mich hier wieder sehen lasse nach all dem - aber Sie wissen es ja … Für ein paar Jahre verschwinden, allein sein - das möchte ich, Comstock! Und doch bin ich an Händen und Füßen gebunden.«
    Er hörte, wie jemand in ihre Nähe kam. Als er aufschaute, sah er Helder, der vor sich hin lächelte, aber sich sofort wieder abwandte.
    »Besuchen Sie mich doch morgen in meiner Wohnung am Cadogan Square«, sagte er freundlich und stand auf. »Vielleicht kann ich etwas für Sie tun.«
    Sie legte leicht ihre Hand auf seinen Arm.
    »Das ist sehr lieb von Ihnen«, murmelte sie. »Ich könnte Ihnen das Geld aber nicht zurückgeben, wenn Sie mir damit aushelfen wollten … Wie soll ich Ihnen danken?«
    Er schüttelte lächelnd den Kopf und verabschiedete sich mit einer Verbeugung von ihr. Langsam ging er zur Garderobe, um Hut und Mantel zu holen.
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