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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen
Autoren: Edgar Wallace
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später der Polizei einen Hinweis zu liefern.
    Inzwischen hatte die Frau den Tee gebracht und Feuer angemacht.
    »Ich möchte nicht, daß über die Sache gesprochen wird«, sagte Helder zu dem Mann. »Man glaubt, ich sei in London, und es wäre mir unangenehm, wenn bekannt würde, daß ich mich hier in der Gegend herumtreibe.«
    Der Mann nickte und zwinkerte mit den Augen.
    »Sie können sich auf mich verlassen. Was soll mit Ihren Kleidern geschehen?«
    »Die können Sie behalten.«
    Helder trank Tee und aß zwei dicke Scheiben Toast.
    Als es hell geworden war, ging er rasch zum Bahnhof, löste eine Arbeiterfahrkarte nach Romford und stieg in den Vorortzug nach London.
    Um acht Uhr kam er auf der Liverpool Street-Station an. Die Straßen waren von Arbeitern bevölkert, die zu den Fabriken strömten.
    Es war ihm klar, daß er die City vermeiden mußte. Er ging also in östlicher Richtung weiter und kaufte in einem Trödlerladen einen dicken Mantel und einen Hut, wie er sie früher nie getragen hatte.
    Auf Umwegen erreichte er New Cross, die Station, auf der die Personenzüge in Richtung Dover halten.
    Wieder hatte er Glück. Es war alles einfacher, als er gedacht hatte. Er war auf einmal todmüde von den Anstrengungen der vergangenen Nacht. Bis Ashford schlief er ein wenig und stieg dann aus dem Zug, der hier ein paar Minuten Aufenthalt hatte. Er aß am Bahnsteigbüfett eine Kleinigkeit und kaufte sich rasch eine Zeitung.
    Es war die neueste Morgenausgabe, die mit großen Schlagzeilen vom Ende der Fälscherbande berichtete. Helder biß die Zähne zusammen, als er seinen Namen las. Und dann erschrak er - das Motorboot war von einem Küstenwachschiff aufgefischt worden, und die Polizei kombinierte richtig, daß die drei Verbrecher wieder aufs Festland zurückgekehrt waren. Alle Züge wurden überwacht, sämtliche Kanalhäfen kontrolliert - jetzt war seine Lage katastrophal.
    Während er versuchte, zu einem Entschluß zu kommen, hielt ein Zug nach London vor seiner Nase. Er faßte es als einen Fingerzeig des Schicksals auf und stieg ein, obwohl er wußte, daß der Zug erst am Waterloo-Bahnhof halten würde.
    Seine ganze Hoffnung bestand darin, daß die Polizei ihre Aufmerksamkeit wahrscheinlich eher auf die Züge konzentrierte, die nach den Küstenstationen fuhren. Das Glück blieb ihm treu. Der Bahnhof wurde zwar von einem halben Dutzend Kriminalbeamten bewacht, aber keiner entdeckte ihn.
    Mit der Untergrundbahn fuhr er quer durch London und erreichte High Gate. Hier kaufte er verschiedenes ein, vor allem einen Koffer und einen zweiten Anzug. So ausgerüstet fuhr er wieder nach Südlondon zurück und stieg dort in einen Vorortzug Richtung Sydenham. In einem leeren Eisenbahnabteil wechselte er seine Kleider und veränderte mit einer dicken Hornbrille sein Aussehen so sehr, daß man ihn kaum wiedererkennen konnte.
    Wentworth Gold und ganz Scotland Yard waren ihm auf den Fersen. Er wußte, daß seine Chancen eins zu hundert standen.
    Am Nachmittag um fünf Uhr wurden Tiger Brown und Clinker in Brentford verhaftet. Beim Verhör kam wenig heraus, was die Polizei nicht schon wußte.
    Helder ging sehr geschickt vor. Er benützte nie einen Schnellzug, sondern entfernte sich durch kleine Fahrten mit Vorortzügen immer weiter von der Hauptstadt. Mit einem Bummelzug erreichte er Reading, fuhr dann nach Fishguard und kam in diesem Hafenort gerade noch rechtzeitig an, um den Dampfer nach Irland zu erreichen.
    Wieder erkannte ihn niemand, als er an Bord ging. Zwei Kriminalbeamte die die einsteigenden Passagiere beobachteten, wandten gerade im richtigen Moment ihre Aufmerksamkeit einem anderen Reisenden zu, der ihnen verdächtig erschien.
    Dann aber ließ ihn der gute Stern, der ihn fast ans Ziel geführt hatte, endgültig im Stich. Die Art und Weise, wie er verhaftet wurde, waren ein Witz, den jeder amüsant fand - außer Helder selbst.
    In den frühen Morgenstunden wurde Gold ein Telegramm von Scotland Yard zugestellt. Es lautete kurz:
›Helder in Queenstown verhaftet‹
    Gold nahm den nächsten Zug und traf noch am Vormittag in der Hafenstadt ein. Auf der Polizeiwache wurde er bereits erwartet. Man führte ihn in die Zelle. Helder hockte mit resigniertem Gesichtsausdruck auf der Pritsche.
    »Na, Gold, jetzt haben Sie mich also doch erwischt!«
    »Ich habe es Ihnen vorausgesagt.«
    Helder lachte bitter.
    »Hat man Ihnen erzählt, wie ich verhaftet wurde?«
    »Nein«, antwortete Gold erstaunt.
    Er wunderte sich, daß der Gefangene
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