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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen
Autoren: Edgar Wallace
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Bis jetzt hatte er gehofft, daß Maple, der Spezialist für Banknotenfälschungen, irgendein einfaches Verfahren finden würde, das die Überschwemmung mit falschem amerikanischem Papiergeld verhindern könnte. Er war auf Maple angewiesen, und dieser Umstand war ihm nicht angenehm.
    Tausende von falschen Banknoten waren bereits in Umlauf gesetzt worden, vielleicht sogar Hunderttausende -alles Scheine von geringem Wert, bei denen sich niemand die Mühe machte, sie genau zu prüfen.
    »Ja, dann kann ich im Augenblick wohl nichts weiter tun«, sagte Gold und stand auf.
    Er reichte Maple die Hand zum Abschied und nickte dem Mädchen freundlich zu.
    Als er die Küche verlassen wollte, hielt ihn Maple zurück.
    »Ich wollte Sie noch etwas fragen, Mr. Gold. Kennen Sie einen Mr. Cornelius Helder?«
    »Ja«, sagte Gold, aufs höchste interessiert.
    »Ich dachte es mir. Er ist ein Landsmann von Ihnen, und ich muß ihn schon irgendwann getroffen haben!«
    »Helder ist ein ziemlich häufiger Name.«
    »Er hat meine Nichte gebeten, bei ihm als Sekretärin zu arbeiten.«
    Gold runzelte unwillkürlich die Stirn, was Maple nicht entging.
    »Ist mit Helder etwas nicht in Ordnung?« fragte er ängstlich. »Er hat ihr ein gutes Gehalt angeboten.«
    »Woher wußte er denn, daß Ihre Nichte ohne Stellung ist?«
    Maple schob seinem Besucher nochmals einen Stuhl hin.
    »Nehmen Sie doch noch einen Augenblick Platz, ich möchte Ihnen gern mehr darüber erzählen. Die Sache ist etwas merkwürdig. Meine Nichte war nämlich Sekretärin beim alten Lord Dellborough, der neulich gestorben ist. Sie hatte eigentlich nicht die Absicht, sich nach einer neuen Stelle umzusehen, da ihr Lebensunterhalt bei mir gesichert ist. Nun kam letzte Woche ein Brief von einer Agentur, worin ihr dieses Angebot gemacht wurde, obgleich sie sich gar nicht beworben hatte.«
    »Das ist allerdings ein seltsames Zusammentreffen«, stimmte Gold bei.
    Er glaubte unter keinen Umständen an einen Zufall und konnte sich ziemlich genau vorstellen, wie die Sache zustande gekommen war.
    Er sah wieder Verity an.
    Höchstwahrscheinlich wußten gewisse Kreise, wer die frühere Sekretärin von Lord Dellborough war, und man konnte ohne weiteres einer Agentur den Auftrag geben, ihr eine Stellung anzubieten. Es kam noch dazu, daß sie außergewöhnlich hübsch war, und Helder interessierte sich stets für gutaussehende junge Damen.
    »Ich möchte Ihnen raten, die Stelle anzunehmen«, sagte er plötzlich, nahm sein Notizbuch aus der Tasche und schrieb etwas auf einen Zettel. »Hier haben Sie meine Telefonnummer. Sie werden immer jemand erreichen, wenn Sie anrufen. Ich möchte Ihnen aber den Rat geben, Helder nicht zu sagen, daß Sie mich kennen - auch wäre es gut, wenn Sie mich verständigten, sobald Sie die Stelle angenommen haben.«
    Mit diesen geheimnisvollen Worten verabschiedete er sich.

5
    Für Verity Maple hatte die Crystal Palace Road das traurige Erwachen aus einem schönen Traum bedeutet. Es war ihr eigentlich immer recht gut ergangen, obwohl ihre Mutter schon früh gestorben war. Ihr Vater, George Maple, hatte zwölfhundert Pfund im Jahr verdient - leider aber regelmäßig fünfzehnhundert ausgegeben. Der Augenblick kam, da seine finanziellen Verhältnisse hoffnungslos zerrüttet waren, und schließlich gab es nur noch zwei Auswege für ihn: Bankrotterklärung oder Selbstmord. Ein Autobus, dem er nicht rechtzeitig auswich, enthob ihn der Entscheidung. Als Verity aus einem belgischen Pensionat zurückkehrte, fand sie ihr Vaterhaus bereits im Besitz einer Reihe von Gläubigern, die rücksichtslos versteigern ließen, was ihnen in die Finger fiel. Verity saß auf der Straße und wußte nicht, was tun - da tauchte Tom Maple auf.
    Früher schon hatte sie von Onkel Tom gehört und auch Briefe von ihm aus den verschiedensten Städten erhalten. Dabei war ihr seine merkwürdige Angewohnheit aufgefallen, gleichzeitig mit dem Wohnort auch den Namen zu wechseln. Er war wirklich ein sonderbarer Mensch, doch ihr gegenüber zeigte er sich von seiner liebenswürdigsten Seite. Verity hatte alle Ursache, ihm dankbar zu sein.
    Als sie zusammen in das Haus in der Crystal Palace Road gezogen waren, hatte sie bald genug entdeckt, daß er ein Trinker war.
    Auch daran gewöhnte sie sich und lebte bald glücklicher mit ihm, als sie jemals zu hoffen gewagt hatte. In finanziellen Dingen war Tom Maple sehr großzügig - er stellte ihr genügend Geld zur Verfügung, und sie war durchaus nicht darauf
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