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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen
Autoren: Edgar Wallace
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alarmieren.«
    Er legte die gefälschte Banknote in seinen Schreibtisch und vergaß sie bald.
    Einige Jahre später wurde der Chef der französischen Kriminalpolizei bei der Festnahme eines Verbrechers erschossen. Lecomte wurde sein Nachfolger, und als er eines Tages Trebolinos Schreibtisch aufräumte, fand er die Fünfzigpfundnote wieder.

2
    Im Terriers-Klub in London fand ein großer Empfang statt. Vor dem vornehmen Gebäude stand eine lange Reihe chromblitzender Wagen. ›Terriers‹ ist einer der vornehmsten Klubs, und dieser große Empfang bildete wie jedes Jahr den Auftakt zur Saison.
    Viele der alten Klubmitglieder fühlten sich ziemlich unbehaglich. Es war ihnen gar nicht recht, daß die Räume, in denen sie sich sonst wie zu Hause fühlten, heute von einer schwatzenden, eleganten Gesellschaft bevölkert wurden. Am meisten störten sie die vielen Damen -ein ganz ungewohnter Anblick in einem Herrenklub.
    Draußen regnete es, und Wentworth Gold stieg schnell die Marmortreppe hinauf, um in die große Empfangshalle zu gelangen. An der Garderobe legte er Hut und Mantel ab und ordnete vor dem Spiegel seine Krawatte.
    Wentworth Gold war ein außergewöhnlicher Mann -und nicht weniger außergewöhnlich waren seine Interessen. Seine Erscheinung - mittelgroß, buschige Augenbrauen, hinter dem Klemmer graue, lebhafte Augen -wirkte eher häßlich, doch seine Persönlichkeit faszinierte alle, die mit ihm zu tun bekamen. Als Amerikaner hatte er sich außerdem eine gewisse Unbekümmertheit des Auftretens bewahrt, obwohl er schon lange in England lebte. Jedermann fand ihn sympathisch, gerade weil er so offen und typisch amerikanisch war.
    Welchem Beruf Mr. Gold eigentlich nachging, wußten die wenigsten so richtig zu sagen. Ein-oder zweimal in der Woche machte er dem amerikanischen Konsulat einen Besuch, ›um seine Post abzuholen‹. Merkwürdigerweise holte er diese Post manchmal um drei Uhr früh ab, und Seine Exzellenz, der Konsul, kam dann im Pyjama zu einer Unterredung ins Büro herunter.
    Solch ein Gespräch fand auch statt, als der Präsident einer kleinen südamerikanischen Republik, die als sehr aggressiv bekannt war, einer benachbarten größeren Republik den Krieg erklären wollte.
    Die wichtigsten darauffolgenden Ereignisse des Tages kann man folgendermaßen zusammenfassen:
5.00 nachmittags: Senor de Silva (Privatsekretär des Präsidenten von Furina) kommt ins Carlton-Hotel.
    5.30 nachmittags: Monsieur Dubec (Generalvertreter der Vereinigten Belgischen Waffen-und Munitionsfabriken) erscheint ebenfalls im Carlton-Hotel und führt eine geheime Besprechung mit dem erwähnten Privatsekretär.
    8.00 abends: Beide essen zusammen in einem Privatzimmer.
    9.00 abends: Monsieur Dubec reist nach Belgien ab.
    2.00 nachts: Wentworth Gold sucht das amerikanische Konsulat auf.
    5.00 morgens: Senor de Silva erhält den Besuch des Polizeiinspektors Grayson (Spezialabteilung der Interpol).
    9.00 vormittags: Senor de Silva verläßt London in größter Eile und offensichtlicher Verwirrung, um sich nach Paris zu begeben.
    11.00 vormittags: Inspektor Grayson und Wentworth Gold begegnen sich zufällig am Themseufer und grüßen einander sehr formell und höflich.
    Wentworth Gold hatte überall seine Hände im Spiel. Es schien sein Beruf zu sein, alles zu wissen - und tatsächlich wußte er auch fast alles. Das meiste, was er erfuhr, behielt er jedoch für sich. Er hatte kein Büro, keine Angestellten, keine öffentliche Funktion. Aber er trug in der Westentasche einen kleinen silbernen Stern mit sich herum, mit dem er gewisse Leute ungeheuer beeindrucken konnte. Er verkehrte in den ersten Kreisen, doch sah man ihn häufig auch mit Leuten aus, der Unterwelt. Wohl gerade deshalb erfuhr er so viel.
    Gold trat vom Garderobenspiegel weg und ging zur Eingangshalle zurück. Er stieg die große, breite Treppe hinauf, lehnte sich über die Brüstung und betrachtete das farbenprächtige Schauspiel unten im Saal.
    Er bemerkte den spanischen Botschafter mit seiner hübschen Tochter, den italienischen Geschäftsträger, und eben trat Mrs. Granger Collak in den Saal, gefolgt von einer Schar junger Herren. Manche Frauen besaßen eben eine außerordentliche Gabe, sich über die herrschende Meinung hinwegzusetzen und erschienen auch nach einem aufsehenerregenden Scheidungsprozeß unbefangen in der Öffentlichkeit.
    Jetzt entdeckte Gold unten in der Menge auch Comstock Bell und behielt ihn im Auge, denn er interessierte sich zur Zeit sehr für
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