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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose
Autoren: Jo MacDoherty
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ahnte sicher nicht, was sie erwartete, wenn die beiden mit ihr fertig waren. Sie würden kaum geneigt sein, eine Zeugin am Leben zu lassen, schon gar nicht eine Adlige, die sie gerade vergewaltigt hatten.
    »Was … was habt Ihr vor, Kerl? Untersteht Euch …!«
    Die Stimme klang jetzt etwas weniger autoritär als zuvor, und Connor nahm ein leichtes Zittern darin wahr, vermutlich ein erstes Zeichen von Angst. Offenbar begriff die Lady nun endlich ihre gefährliche Lage. Es wurde Zeit, einzugreifen. Connor holte noch einmal tief Luft. Er hatte zwar keine große Lust, einem Grant zu Hilfe zu kommen, aber andererseits war hier eine Frau in Not, ja sogar in Lebensgefahr, da galten die alten Spielregeln nicht mehr, dass sich die McPhersons und die Grants tunlichst aus dem Weg gingen. Langsam näherte er sich den beiden Männern, die alle Vorsicht hatten fahren lassen und nur noch auf ihre vermeintlich leichte Beute im Teich achteten.
    Sie merkten nicht, wie Connor hinter ihnen auftauchte, ebenso wenig wie die Frau, die bis zum Hals im Wasser stand. Sie war dicht am Ufer, vermutlich um an ihre Kleidung zu kommen, die am Ufer gelegen hatte. Einer der Wilderer hatte das Kleid aufgehoben und roch jetzt daran.
    »Stinkt nach Schwein!«, bemerkte er spöttisch zu seinem Kumpan. »Wurde Zeit, dass die Lady ein Bad genommen hat. Aber jetzt dürftest du sauber sein, Schätzchen. Komm raus, dann reiben wir dich schon trocken.«
    Er lachte hämisch, und sein Spießgeselle, der sich bereits seiner Hose entledigt hatte, trat jetzt vorsichtig in das flache Wasser am Rand des Weihers. »Verdammt kalt!«, meinte er klagend zu seinem Kumpan.
    »Hol sie raus, dann wird sie dich schon wärmen!«, fauchte der andere ihn an.
    Die Frau war dem Wortwechsel mit wachsender Panik gefolgt und riss ihren Blick von den beiden Männern erst los, als ihr ihre Situation endlich klar wurde. Sie sah sich panisch um, hatte jedoch Connor noch nicht erblickt, der sich hinter einem Baum versteckt hatte.
    Jetzt trat er hervor und überwand lautlos die paar Schritte, die ihn noch von dem Wilderer trennte, der am Ufer des Weihers stehen geblieben war und seinen Kumpan anfeuerte.
    Mit einem kalten Lächeln trat er hinter den Mann und drückte ihm die Spitze seines Langschwerts an die Kehle.
    »Ich würde sagen, du rufst deinen Partner aus dem Wasser, Freund«, knurrte er. »Ich habe nicht den Eindruck, dass die Lady ihn zu einem gemeinsamen Bad eingeladen hat. Und wenn ich richtig sehe, ist das Wasser viel zu kalt für ihn. Also …?«
     
    Juliet starrte den Neuankömmling mindestens ebenso überrascht an wie die beiden Männer, die sie bedroht hatten. Sie hatte das Bad in dem Teich sehr genossen. Das Wasser war sauber und wunderbar weich auf ihrer Haut und nach der Hitze in der Kutsche angenehm kühl. Sie war eine Weile geschwommen und hatte die friedliche, idyllische Atmosphäre genossen, als die beiden Männer aufgetaucht waren.
    Einen Moment war ihr der Atem gestockt, aber sie hatte die Welle von Angst, die in ihr aufgestiegen war, sofort unterdrückt. Ihr war sofort klar geworden, dass diese beiden Männer nicht zu Sir Archibalds Leuten gehörten, und ihr war ebenso schnell klargeworden, dass ihr Leben auf dem Spiel stand. Als ihr Versuch, die beiden einzuschüchtern, misslang, hatte sie kurz erwogen, weiter in die Mitte des Teichs zu schwimmen und zu hoffen, dass die Burschen nicht schwimmen konnten. Ihr Pferd, das zwanzig Schritt weiter an dem Baum angebunden war, würde sie ohnehin auf keinen Fall erreichen können. Doch das Auftauchen des Fremden hatte die Lage vollkommen verändert.
    Ihr wurde bewusst, dass sie den Mann immer noch anstarrte, aber sie konnte den Blick nicht von ihm reißen. Einen Moment schoss ihr sogar der Gedanke durch den Kopf, ob sie hier einen leibhaftigen Elfenkönig vor Augen hatte, doch im nächsten Moment schalt sie sich für diesen albernen Gedanken – allerdings erst, nachdem sie kurz auf seine Ohren gesehen hatte. Da der Fremde seine dichten, rotbraunen Locken zu einem Zopf zurückgebunden hatte, konnte sie seine Ohren sehen. Sie waren groß und wohlgeformt, und in einem der schön geformten Ohrläppchen baumelte ein goldener Reif. Sie waren nicht spitz, wie sie bei einem Elf gewesen wären.
    Natürlich nicht!, dachte sie gereizt. Weil es keine Elfen gibt. Und auch keine Kentauren!, fügte sie hinzu, während ihr Blick über seine Gestalt glitt. Er trug ein weites Leinenhemd, dessen Verschnürung gelöst war und die
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