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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose
Autoren: Jo MacDoherty
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es doch um nichts weniger als darum, die untereinander zerstrittenen Clans der Schotten zu vereinen und möglichst viele von ihnen um Jakobs Fahne zu scharen, wenn er in Bälde aus englischer Gefangenschaft freigelassen und nach Schottland zurückkehren würde, um sich dort zum König krönen zu lassen.
    Joan Beaufort war der Meinung gewesen, dass eine Frau für eine solch heikle diplomatische Mission weit besser geeignet wäre als ein Mann, vor allem, weil diese Aufgabe möglichst unauffällig durchgeführt werden musste, damit die Engländer nichts davon bemerkten. Und auch die mächtigen schottischen Clans nicht, die gemeinsame Sache mit den Engländern und dem Herzog von Albany machten, der vehement und mit rücksichtslosem Geschick daran arbeitete, die Rückkehr Jakobs nach Schottland, wenigstens aber seine Krönung zum König der Schotten zu verhindern.
    Juliet seufzte, als sie sich an die Begeisterung und Erregung erinnerte, mit der sie dem Wunsch ihrer Kusine nachgekommen war. Sie war zwar immer noch mit Feuereifer dabei, doch ihr Überschwang war mittlerweile Ernüchterung und Vorsicht gewichen, denn die Aufgabe war noch weitaus heikler, als sie und ihre Kusine es sich vorgestellt hatten.
    Die Clanchefs des schottischen Hochlands mochten zwar von den Engländern bei Hofe als Barbaren verachtet werden, waren jedoch nichtsdestoweniger gerissene und ebenso störrische wie harte Verhandlungspartner und bis auf die Knochen konservativ.
    Nicht zuletzt deshalb hatte Juliet sich Sir Archibalds Befehl gebeugt, dass sie mit einer »Kutsche« zu reisen habe, wenn ihre Mission auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg haben sollte.
    Immerhin konnte sie in diesem Gefährt besser über die Ergebnisse ihrer Gespräche nachdenken als im Sattel ihrer lebhaften Stute. Jedenfalls hätte sie nachdenken können, wenn ihre Reisegefährtin sie gelassen hätte. Juliet hob den Blick und sah die Frau an, die ihr gegenüber auf der harten Pritsche hockte und sich krampfhaft an dem Lederriemen neben ihr an der Wand festhielt, weil die Kutsche erneut heftig schaukelte, als der Kutscher ohne Rücksicht auf das Wohl der Insassen das Gefährt durch eine tiefe Furche in dem überwucherten Waldweg steuerte.
    Selbst das gefährliche Schwanken hinderte Nanette DeFleurilles, Juliets Freundin und Vertraute, die zur Tarnung als Gesellschafterin mit ihr reiste, nicht daran, unaufhörlich weiterzuplappern. Statt ängstlich zu verstummen, hob sie ihre Stimme nur noch mehr, um ihre Furcht zu übertönen.
    »Und Kentauren«, fuhr sie fort, als sie bemerkte, dass ihre Freundin sie endlich wieder wahrzunehmen schien, nachdem Juliet fast die ganze Rückreise von den MacIntoshs in tiefstem Brüten zugebracht hatte.
    Juliet sah Nanette verständnislos an. Wovon um alles in der Welt redete sie?
    »Kentauren?«
    Nanette kicherte bei der Vorstellung, einem dieser mächtigen Kentauren zu begegnen, deren Lust auf Frauen ebenso legendär war wie die ungeheure Potenz, deren sie gerühmt wurden. »Dieser gutaussehende MacIntosh, wie hieß er noch gleich … Der jüngste der drei Brüder …«
    »Dermott«, erwiderte Juliet automatisch.
    »Genau. Huh!« Nanette schüttelte sich und grinste ihre Freundin anzüglich an. »Wie der dich gemustert hat, das hätte einem Kentauren alle Ehre gemacht. Ich bin sicher, dass er dir gern den Hof gemacht hätte. Wenn du nur ein klein wenig freundlicher zu ihm gewesen wärst.« Sie seufzte, als die Kutsche ruckelnd eine Anhöhe hinauffuhr, und wischte sich mit einem schmuddeligen Taschentuch den Schweiß von Hals und Gesicht. »Was für eine Hitze!«, stöhnte sie. »Und dann noch dieser Gestank. Wirklich unmöglich!« Doch sogleich gewann ihr sprudelndes Wesen wieder die Oberhand, als sie an die Geschichte dachte, die sie erzählen wollte. »Jedenfalls hat John, dieser Bock von einem Kutscher, du weißt schon …« Sie zwinkerte amüsiert, als sie auf den Kutscher der Grants anspielte, der ihr schon seit dem ersten Tag nachstellte, »… mir verraten, dass es hier in diesem Wald Elfen und Nymphen geben soll. Angeblich hat hier eine Urahnin der Grants ihren Verstand und ihr Leben verloren, als sie einem Elfenkönig begegnete und sich ihm am Elfenteich hingab.« Mit einem sehnsüchtigen Seufzer schob sie den schweren Vorhang vom Fenster. »Ein Elf käme mir jetzt gerade recht. Oder von mir aus auch ein Kentaur. Es muss nicht unbedingt ein König sein.«
    Juliet runzelte unwillkürlich die Stirn. Sie hatte diese alte Legende
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