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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose
Autoren: Jo MacDoherty
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hatte, herunternahm. Er legte rasch einen Bolzen auf und schlich sich mit der Armbrust in der einen und der gezückten Klinge in der anderen Hand vorsichtig weiter. Er musste die beiden überraschen, bevor sie ihre Bögen schussbereit machen konnten. Schließlich wollte er sie nicht töten, sondern ihnen nur einen Schrecken einjagen und ihnen vielleicht auch ihre Jagdbeute abnehmen. Das war zwar ungerecht, denn streng genommen war er ja auch nichts anderes als ein Wilderer, aber zusammen mit ihrer Beute hätten er und seine Getreuen genug Fleisch, um den Rest des Weges nach Mandrake Manor zurückzulegen, ohne sich noch länger mit der Jagd aufhalten zu müssen.
    Connor hatte kaum zehn Schritte zurückgelegt, als er verblüfft stehenblieb und dann rasch hinter einem Baum in Deckung ging. Einer der beiden Wilderer hatte sich aufgerichtet und begann … seine Hose aufzuknöpfen. Wollte er sich etwa jetzt erleichtern? Mitten auf der Pirsch? Connor sah erstaunt zu, wie plötzlich der helle Hintern des Mannes im Unterholz aufblitzte, während der andere Wilderer seinen Bogen abnahm und ihn zur Seite legte. Was hatten die beiden vor? Wenn das eine neue Jagdmethode war, räumte Connor ihr nur wenige Erfolgschancen ein. Er hatte noch nie gehört, dass ein Hase vor Schreck gestorben oder ein Fasan tot vom Himmel gefallen wäre, nur weil er den nackten und wenig attraktiven Hintern eines Wilderers gesehen hatte.
    Sekunden später sollte seine Frage beantwortet werden. Und zwar von einer Stimme, die ihn wie ein Stromschlag traf. Der erste Wilderer war aus der Deckung hervorgetreten und hatte sich dem Weiher genähert.
    »Was …? Was fällt Euch ein, Euch so vor einer Lady zu zeigen!«
    Eine samtige, melodische Frauenstimme. Connor zerquetschte einen Fluch zwischen den Zähnen. Was hatte eine Frau allein hier an dem Weiher zu suchen? Und sie war allein, dessen war Connor sicher. Sonst wären die beiden feigen Kerle nicht aus ihrer Deckung getreten.
    »He, Kleine, hab dich nicht so. Ich wollte schon immer mal ein Elfenweibchen haben. Das bringt doch sicher Glück, ist das nicht so, Mac?« Der Wilderer lachte grob, ganz offensichtlich wenig eingeschüchtert von dem herrischen Tonfall der jungen Frau. Sein Gefährte trat ebenfalls aus der Deckung hervor und lachte genauso hämisch.
    »Ga… ganz recht, B… Bruder.« Er stotterte, ob vor Aufregung oder infolge eines angeborenen Sprachfehlers, wusste Connor nicht, trotzdem klang seine Stimme nicht weniger drohend.
    »Ihr Rüpel. Ihr werdet euch für diese Frechheit Sir Archibald von Grant verantworten müssen!«
    Connor stieß erneut eine Verwünschung aus. Natürlich, das musste ja so sein. Eine Grant! Aber … Sir Archibald hatte keine Tochter. Er runzelte die Stirn. Außerdem hatte die Stimme einen leichten französischen Akzent. Oder hatte Sir Archibalds jüngster Sohn William geheiratet? Er war noch ein Kind gewesen, als Connor weggegangen war, und als einziger der drei Grant-Söhne noch unverheiratet gewesen. Connor runzelte die Stirn, als er versuchte, sich daran zu erinnern, wie alt William jetzt sein mochte. Sechzehn oder siebzehn, höchstens. Das war noch recht früh für eine Heirat. Obwohl es möglich schien, denn die Stimme der Frau verriet, dass sie ebenfalls noch jung war, höchstens Anfang zwanzig. Allerdings verriet die Stimme noch etwas anderes als ihr jugendliches Alter, und das verblüffte Connor angesichts der Umstände, in denen sich ihre Besitzerin befand, beinahe noch mehr.
    Nämlich, dass sie offenbar keine Angst zu haben schien. Connor konnte den Weiher zwar noch nicht einsehen mittlerweile hatte er sich den beiden Männern bereits auf vierzig Schritt genähert – aber nach dem Verhalten der Männer und der Stimme der Frau zu urteilen, badete sie in dem Teich, musste also nackt und hilflos sein. Trotzdem hatte sie die Männer nicht etwa angefleht, sondern sie wütend, beinahe herrisch zurechtgewiesen.
    Wenn sie eine Grant war, hätte ihn das zwar nicht sonderlich überrascht, aber so … Sie war allein, soweit er sehen konnte, und die beiden Männer schienen sich nicht einschüchtern zu lassen. Die wollten mittlerweile kein Wild mehr erjagen, sondern waren hinter etwas viel Edlerem her. Und was sie mit der Frau vorhatten, wenn sie sie erst einmal in ihre Gewalt bekommen hatten, war offenkundig.
    Connor bezweifelte, dass der Frau bewusst war, in welcher Gefahr sie schwebte. Es war schon schlimm genug, was diese Halunken mit ihr vorhatten, aber sie
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