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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Kinley Macgregor
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Nacht war Dermot auf harte Art und Weise auf die Erde zurückgeholt worden.
    Dermot schniefte und holte abgehackt Luft.
    In milderem Ton sagte Sin zu ihm: »Jetzt erzähl mir, was passiert ist.«
    Tatsächlich riss Dermot sich zusammen und stellte sich ihm wie ein Mann. »Wir sind losgezogen, um Henry als Geisel zu nehmen.«
    »Ist das dein genialer Plan gewesen?«
    Dermot nickte. »Wir wussten, dass er auf dem Weg nach Oxley war, und so haben wir uns in dem Tal auf die Lauer gelegt, denn da musste er durchkommen. Also haben wir uns gedacht, dass wir ihm unsere Gastfreundschaft erweisen könnten.«
    »Wie hat der Kampf begonnen?«
    Die Lippen des Jungen bebten. »Wir haben sie angehalten und verlangt, dass uns Henry ausgeliefert würde. Sie haben mich ausgelacht, und ehe wir wussten, wie uns geschah, griffen sie uns an.«
    Sin lag die Frage auf der Zunge, wie Dermot so dumm gewesen sein konnte, zu denken, dass die englischen Ritter ihnen einfach so ihren König ausliefern würden, aber es gelang ihm, sich seinen Sarkasmus zu verkneifen.
    Dermot atmete noch einmal tief ein. »Ich habe versucht den anderen zuzurufen, dass sie weglaufen sollen, aber sie wollten nicht hören.
    Sie haben immer weiter geschrieen: >Nieder mit dem König!< Da habe ich Angst bekommen und bin ...« Der Junge brach ab.
    »Weggerannt?«
    Er nickte. »Im Wald habe ich Aster getroffen. Er dachte, er könnte die anderen aufhalten. Er glaubte, sie würden auf ihn hören.« Tränen rannen über seine Wangen. »Ihr Bastarde, ihr habt ihn getötet.«
    »Nein«, widersprach Sin leise. »Das Schicksal hat ihn getötet. Weder warst du es noch ich oder irgendjemand anders. Du warst noch nie in einer Schlacht und weißt daher nicht, wie sich ein Krieger dabei verändert. Der Blutrausch, der ihn ergreift, die Furcht in ihm und der Siegeswille, der ihm seine Eingeweide zusammenzieht und ihn dazu bringt, Unaussprechliches zu tun.«
    Unglücklicherweise wusste der Junge es jetzt.
    Dermot schaute mit erstaunlicher Reife zu ihm auf. »Was soll ich jetzt nur tun? Ich bin so gut wie tot, oder?«
    Sin dachte einen Augenblick nach. Möge der Himmel ihm beistehen, aber er sah keine andere Lösung. »Willst du, dass ich dich anlüge?«
    Dermot schüttelte den Kopf. »Wie könnt Ihr mit dem Wissen um die Männer leben, die Ihr getötet habt?«
    »Das weiß ich nicht, ehrlich. Ich versuche nicht darüber nachzudenken, aber wenn ich das dennoch tue, dann sage ich mir, dass, wenn ich sie nicht getötet hätte, sie mich umgebracht hätten. Was die anderen angeht ... Wieder, ich hatte keine andere Wahl. Hätte ich es nicht getan, wäre mein Leben auf eine Art und Weise beendet worden, die selbst einem Henker noch Albträume bescheren würde.«
    Sin setzte sich auf die Tischkante und schaute den Jungen mitfühlend an. »Der Mantel des Anführers ist schwer zu tragen. Wenn man ihn aber einmal angelegt hat, kann man ihn nicht mehr so einfach abschütteln.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du musst jetzt für die Folgen deiner Tat einstehen. Diese Männer haben an dich geglaubt und sind dir gefolgt, weil sie meinten, du wärest es wert, sie anzuführen. Wenn du dich dafür entscheidest, wegzulaufen und dich zu verkriechen, dann wird das wie eine Ohrfeige für jeden sein, der heute Nacht dabei war. Für jeden, der meinte, dass du es wert wärst, sein Leben aufs Spiel zu setzen.«
    Dermot saß eine lange Weile still da und dachte über diese Worte nach. »Ich wünschte, ich könnte diesen Tag ungeschehen machen.«
    »Ich weiß, mein Junge. Schon oft habe ich mir das ebenfalls gewünscht.«
    Er schaute Sin an. »Wenn ich mir erst noch das Gesicht waschen und mich umziehen darf, gehe ich zu Eurem König.«
    Sin stand schweigend da. Vor seinem geistigen Auge sah er wieder, wie Morna Dermot im Arm hielt. Wie Dermot ausgesehen hatte, als Sin ihm aufgetragen hatte, sich auf den Stuhl da zu setzen.
    In der Spanne weniger Minuten war der Junge zum Mann gereift.
    »Geh und mach dich sauber.«
    Dermot nickte und gehorchte.
    Sin folgte ihm und blieb stehen, als er sah, wie Diener Asters Leichnam nach oben trugen, um ihn für das Begräbnis vorzubereiten. Callie stand auf Lochlan gestützt im Gang. Doch sobald sie ihn erblickte, lief sie Trost suchend zu ihm.
    Sin hielt sie fest und spürte sie in seinen Armen zittern . Sie sprach nicht, aber er kannte ihre Gedanken auch so. In einer einzigen Nacht bei einer einzigen unüberlegten Tat hatte sie ihren Bruder und ihren Onkel verloren.
    Er betete
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