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Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Titel: Die schoensten Weihnachtsgeschichten
Autoren: Hans Fallada
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Kinder, ihr könnt gerne noch ein bißchen ausgehen. Immer zu Haus hocken ist auch nichts, und übers Jahr seid ihr ja schon verheiratet, und wer weiß, ob ihr da noch ausgehen könnt.«
    Wobei er wieder mal seine Tochter betrachtete.
    Hilde verschwand, und dann kam sie in einem entzückenden, hellen, ganz blaß geblümten Kleid wieder, und einen schönen, geflochtenen Goldzopf hatte sie um den Hals … »Wirklich nett sieht das Mädchen aus«, hatte Harder ganz verwundert gesagt. Und das Rosa in ihren Backen war beinahe rot geworden, und übermütig hatte sie Vater und Mutter einen Kuß gegeben und: »Alles Gute und schlaft schön rüber ins neue Jahr!«
    Dann aber waren die beiden Jungen losgezogen, und vom Fenster hatten die beiden Alten ihnen nachgeschaut.
    Es schneite leicht, viele Leute waren unterwegs, und in den meisten Schaufenstern am Bummel brannte Licht. Sie schlenderten zuerst ein wenig umher, und Hilde hatte die eine Gardine schön gefunden, er aber eine andere, bis sie sich schließlich auf eine dritte geeinigt hatten.
    Sie hatten Möbel angesehen, und ihm war eingefallen, daß in der Helmstädter Straße solch entzückendes Schlafzimmer ausstand, das er ihr schon immer hatte zeigen wollen. So waren sie denn den langen Weg bis dahin gegangen, um zu finden, daß Tischler Schneeweiß sein Schaufenster nicht beleuchtet hatte.
    Hier aber waren sie in der Nähe vom Rendsburger Hof, und Hilde bat ihren Willi, doch einen Augenblick da hineinzugehen; sicher wollte sie sich ihren ehmaligen Freundinnen mit Bräutigam präsentieren.
    »Und da haben wir uns doch zum ersten Male gesehen, und ich habe dich auch gleich gesehen. Aber wie du mich so anstarrtest, durfte ich es ja nicht merken lassen. Und weißt du noch, wie du der Wrunka und mir beinahe bis auf die Toilette nachgelaufen bist? Der geht ran, hat die Wrunka gleich gesagt. Komm, wir sehen nur einen Augenblick rein, wenn es auch nicht so fein ist da …«
    Er aber schlug es ihr rundweg ab, denn sicher würden sie angepöbelt. Ihm war so was nicht piepe, und daß man ihr ausgerechnet in seiner Gegenwart die Jungfer mit Kind vorhalten wollte, und womöglich warfen die ihm noch das Kittchen vor, und sicher war der kleine Emil Bruhn da … »Also, unter allen Umständen, nein!«
    Er dagegen hatte ein kleines Kellerlokal am Markt für sie beide in Aussicht genommen, ein Café Zentrum, das ihn schon immer durch irgendwas Verstaubtes, Verludertes gelockt hatte, in das er aber bisher durch irgendeinen Zufall noch nicht gekommen war. Dochkaum sprach er Hilde davon, als sie nun wieder dies Lokal entschieden ablehnte.
    »Nein, unter keinen Umständen! Nein.«
    »Was hast du denn dagegen? Ich wollte es mir doch nur mal ansehen.«
    »In solch Lokal geh ich nicht!«
    »Aber du mußt doch sagen können, warum!«
    »In solch ein Ding – was die Leute davon erzählen!«
    »Bist du denn einmal drin gewesen?«
    »Ich …? Nein, nein, und ich geh auch nicht rein. Auch mit dir nicht.«
    Sie standen noch immer an der Ecke beim Tischlermeister Schneeweiß, es war dunkel und zugig, sie froren.
    Ein Mann kam vorüber, er hatte gemerkt, daß sie sich stritten, er rief:
    »Na, Lottchen, will he nich? Schall ick em en beten an de Büx?«
    »Komm!« sagte Kufalt hastig und ging mit ihr los. Der betrunkene Silvesterschwärmer rief ihnen eine Schweinerei nach.
    Sie gingen eilig, lose ineinander eingehängt, dem Stadtinnern zu.
    »Ich möchte wohl wissen«, sagte Kufalt aus tiefstem Nachsinnen, »warum du nicht in das Café Zentrum willst.«
    »Weil ein anständiges Mädchen nicht in solch ein Café geht.«
    »Ach nee?! Und auf den Rendsburger Hof geht solch Mädchen zum Schwof?«
    Sie machte sich mit einem Ruck von ihm los, sie rief verzweifelt, und sie war wirklich verzweifelt: »O Willi, Willi, mußt du mich denn immer quälen?!«
    »Quälen …?!« fragte er verblüfft, »immer quälen …?! Weil ich mit dir in ein Café gehen will?«
    Sie sah ihn einen Augenblick an, ihr Gesicht zuckte, ihre Lippen bewegten sich, sie wollte etwas sagen. Aber dann nahm sie nur seinen Arm und bat leise: »Komm, bring mich nach Haus.«
    »Wir gehen doch jetzt nicht nach Haus!« rief er verblüfft. »Wenn du eben durchaus nicht ins Zentrum willst, gehen wir woandershin. Ist dir Café Berlin recht?«
    Sie antwortete nicht, und nach einem Augenblick merkte er, daß sie leise vor sich hin weinte.
    »Nicht, Hilde«, sagte er und sah nach den Leuten. »Nicht doch.«
    »Es ist gleich wieder gut«, sagte sie
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