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Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Titel: Die schoensten Weihnachtsgeschichten
Autoren: Hans Fallada
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erschrocken.
    »Aber warum denn nicht? Ich sehn mich so nach dir. – Willi, ich halt das nicht aus! Was hast du gegen mich? Bis Ostern halt ich das nicht mehr aus.«
    »Denk doch an den Jungen, Hilde. Das geht doch nicht.«
    »Ach, der Junge wird nie vor acht wach. Ich weiß das doch. Komm schon. Einmal, nur einmal, Willi.«
    »Nein«, widerstand er. »Nein, ich will das nicht. Nachher passiert was, und alle reden über uns.«
    »Das tun sie doch schon so. Das kann uns doch egal sein.«
    »Nein, ich tu es nicht. Sei vernünftig, Hilde, denk doch, die paar Wochen bis Ostern!« Er nahm sie in seinen Arm, er tröstete sie (und wußte dabei: Jedes Wort war unwahr. Etwas anderes würde geschehen. Was aber das andere war, das geschehen würde, das wußte er nicht).
    »Denk doch daran, wie schön wir es dann haben werden, ganz allein in unserer eigenen Wohnung für uns, ein helles freundliches Zimmer. Und ich glaub bestimmt, ich schaff es mit den blauseidenen Steppdecken statt der Federbetten. Dann können wir alle auslachen, und niemand kann uns noch etwas wollen, und es ist alles viel sauberer als so in der Heimlichkeit, und vor deinen Eltern müßte ich mich auch schämen. Jetzt kann ich die doch grade ansehen …«
    »Aber du hast doch …!« rief sie verständnislos und erschrocken aus. »Du hast doch schon einmal, Willi …«
    Sie sahen sich an.
    »Also ich geh jetzt nach Haus«, sagte er böse. »Ich glaub, du hast einen sitzen, gute Nacht.«
    Er wartete ihr »Gute Nacht« nicht ab, er wartete nicht ab, bis sie über den Hof verschwand.
    Im Fortgehen hatte er, obwohl er sich nicht umdrehte, das ganz genaue Bild vor ihr vor Augen, wie sie dastand, ihm nachstarrend, Todesangst im Blick.

BIOGRAPHISCHE NOTIZ
    Hans Fallada (eigentlich Rudolf Ditzen) wurde am 21. Juli 1893 als Sohn einer großbürgerlichen Familie in Greifswald geboren. 1899 zogen die Ditzens nach Berlin, 1909 nach Leipzig, wo der junge Hans Fallada bald als Außenseiter galt. Mit 17 Jahren kam er nach Rudolstadt, wo er das Fürstliche Gymnasium besuchte. Mit seinem Freund Hanns Dietrich von Necker plante er im Oktober 1911 einen als Duell getarnten Doppelselbstmord, bei dem der Freund starb. Fallada überlebte schwer verletzt, wurde wegen Totschlag verhaftet und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Anklage wurde fallengelassen, er verließ das Gymnasium jedoch ohne Abschluss. Die Jahre 1917 bis 1919 verbrachte der Alkoholkranke hauptsächlich in Entzugsanstalten und Privatsanatorien. Er absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre und schlug sich als Rendant auf Rittergütern, Hofinspektor, später Buchhalter, Adressenschreiber, Annoncenwerber und Verlagsangestellter durchs Leben. Zweimal wurde er zu Haftstrafen verurteilt, weil er seine Drogen-und Alkoholsucht mit Betrugs-und Unterschlagungsdelikten zu finanzieren versuchte. 1928, nach seiner zweiten Haftentlassung, lernte er Anna »Suse«Issel kennen, die er am 5. April 1929 heiratete und die zum Vorbild für seine berühmteste Romanfigur, das Lämmchen in »Kleiner Mann – was nun?«, wurde. Anfang der 1930er Jahre begann Falladas schriftstellerischer Erfolg. Mit dem Roman »Bauern, Bonzen und Bomben« fand er Beachtung, »Kleiner Mann – was nun?« brachte ihm 1932 den Durchbruch als Schriftsteller und internationale Anerkennung. Seinen Künstlernamen wählte er in Anlehnung an zwei Grimm’sche Märchen, »Hans im Glück« und »Die Gänsemagd«, in denen ein Pferd namens Falada vorkommt. Im März 1933 wurde Fallada bei der SA denunziert und vorrübergehend inhaftiert. Noch im selben Jahr kaufte er ein Anwesen in Carwitz, wo in den nächsten Jahren weitere Romane wie »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt« (1934), »Wir hatten mal ein Kind« (1934), »Wolf unter Wölfen« (1937) und »der eiserne Gustav« (1938) entstanden. 1942/43 folgten die Erinnerungen »Damals bei uns Daheim« und »Heute bei uns zu Hause«. 1944 scheiterte die Ehe, am 24. August 1944 schoss Fallada bei einem Streit mit seiner geschiedenen Frau mit einer Pistole. Daraufhin wurde er wegen versuchten Totschlags angeklagt und am 4. September bis zum 13. Dezember 1944 als nicht zurechnungsfähig in die Landesanstalt Strelitz eingewiesen. Hier entstanden u. a. der postum veröffentlichte Roman »Der Trinker« und das Gefängnistagebuch, das die Jahre der inneren Emigration aufarbeitete (»In meinem fremden Land. Gefängnistagebuch 1944«, Aufbau Verlag 2009). Im Februar 1945 heiratete Hans Fallada die fast 30 Jahre
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