Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schönen und Verdammten

Die Schönen und Verdammten

Titel: Die Schönen und Verdammten
Autoren: F. Scott Fitzgerald
Vom Netzwerk:
hätten – mit Ausnahme des Schlusses. Einige Passagen wurden verschoben (beispielsweise »Rückblende ins Paradies«), und Tausende von Einzelwortänderungen zeigen, wie Fitzgerald im Detail arbeitete.
    Auf praktisch jeder Seite gab es Korrekturen. Die Charakterisierung von Anthony und Gloria wurde jedoch weitgehend beibehalten, obwohl Fitzgerald Glorias Schuld an Anthonys Zerfall etwas relativierte und einige Kommentare des allwissenden Erzählers strich. Der Text, der in Fortsetzungen im Metropolitan erschienen war, hatte noch einen überaus kitschigen Schluss, in dem Anthony und Gloria als Idealisten, die nur vorübergehend von ihrem Pfad abgekommen sind, charakterisiert werden. In der Buchfassung zeigt Fitzgerald uns jedoch ein anderes Bild: Anthony, der nun seine 30 Millionen Dollar geerbt hat, sagt zwar trotzig zu sich selbst, er habe es allen gezeigt, aber der Leser sieht ihn als gebrochenen Mann, dem aller Reichtum nichts mehr helfen wird.
    Am 21. Oktober wurde Frances Scott Fitzgerald, genannt »Scottie«, geboren, das einzige Kind von F. Scott und Zelda. Das Mädchen kam im Miller Hospital in St. Paul zur Welt. Im Herbst 1921 schrieb Fitzgerald drei Erzählungen, darunter sein Meisterstück Ein Diamant – so groß wie das Ritz. Dieses wurde von den gut bezahlenden Magazinen [594] abgelehnt. Sie verstanden den Text, den man als realistische Geschichte, aber auch als Allegorie lesen kann, als Satire auf die amerikanische Ethik des Erfolgs und auf die Gleichsetzung von Reichtum und Tugend – und sie fürchteten, damit ihre Anzeigenkunden zu vergraulen. Fitzgerald schrieb an seinen Agenten Ober: »Ich bin ziemlich entmutigt, dass eine billige Geschichte wie The Popular Girl, die ich in einer Woche geschrieben habe, während das Baby gerade zur Welt kam, 1500 Dollar bringt – und eine wirklich phantasievolle Sache, in die ich drei Wochen echter Hingabe gesteckt habe, überhaupt nichts.« The Smart Set nahm den Text schließlich für 300 Dollar. Daneben schrieb Fitzgerald 1921 bis 1923 Rezensionen für verschiedene Zeitungen. Unter anderem besprach er neue Bücher von H. L. Mencken, John Dos Passos, Aldous Huxley und Sherwood Anderson. In der Rezension von Dos Passos’ Drei Soldaten findet sich eine aufschlussreiche Passage in Bezug auf H. G. Wells, dessen Einfluss auf Fitzgeralds Erstling ja offenkundig ist und von der Kritik auch sofort bemerkt worden war. Fitzgerald schreibt, dass ein so begabter Mann wie Dos Passos sich nicht wie Walpole, Floyd Dell und Ernest Poole für Wells’ treue, aber blutleere Truppe engagieren lassen solle, und fährt fort: »Der einzige erfolgreiche Wellsianer ist Wells. Lasst uns Wells, James Joyce und Anatole France umbringen, damit es mit der Literatur vorangehen kann.«
    Im November 1921 mieteten die Fitzgeralds ein viktorianisches Haus an der Goodrich Avenue, unweit der Summit Avenue. Zelda gefiel der kalte Winter in Minnesota überhaupt nicht. Scott vertrieb sich die Zeit bis zum Erscheinen von Die Schönen und Verdammten mit Plänen für ein [595] Theaterstück, das ihn reich machen sollte, und für eine Artikelserie über seine Europareise, die jedoch nicht realisiert wurde.
    Die Schönen und Verdammten erschien in einer Startauflage von 20 600 Exemplaren. Scott und Zelda fuhren nach New York – einerseits, um die Lancierung des Buchs zu begleiten, andererseits, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen, da Zelda nicht jetzt schon ein zweites Kind wollte. Gemäß ihrer Schulfreundin Sara Mayfield trieb sie während ihrer Ehe mit Scott dreimal ab.
    Die ersten Reaktionen auf den Roman fielen enttäuschend aus. Viele Leser und Kritiker hatten offenbar eine Fortsetzung von Diesseits vom Paradies erwartet. Sie waren abgestoßen von Fitzgeralds »krudem Naturalismus«, der den Einfluss von Theodore Dreiser und den Norris-Brüdern zu zeigen schien. Einige Rezensenten nahmen fälschlicherweise an, das Buch sei eine Satire. Die sensibleren Kritiker wie Henry Seidel Canby betrachteten den Roman als Übergangswerk.
    H. L. Mencken schrieb in The Smart Set, Fitzgerald hätte durchaus zehn oder fünfzehn Jahre das Erfolgsrezept von Diesseits vom Paradies variieren und damit eine Menge Geld verdienen sowie Lob einheimsen können. Dass er etwas ganz anderes versucht habe, verdiene zumindest Respekt. Mencken fand in dem Roman Belege für Fitzgeralds Beobachtungsgabe und schriftstellerische Fähigkeiten und sah ihn als Zeugnis eines Reifeprozesses: »Fitzgerald ist nicht mehr bloß ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher