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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter
Autoren: Miriam Muentefering
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sei.
    »Tut mir leid, ihr Lieben, aber könnt ihr euch vorstellen, dass die Leute von der Spurensicherung unsere Wohnung nach Fingerabdrücken durchsuchen und am Schreibtisch stehend fragen: ›Ist dies der Platz, an dem das Manuskript des sensationellen Lesbenromans verschwand?‹ Also ehrlich, die werden sich schlapp lachen und eine kleine Aktennotiz draus machen«, tat Frederike gerade ihre Meinung kund.
    »Es ist absolut notwendig, dass du den Diebstahl meldest. Nur so hast du eine Chance, dass dein entwendetes geistiges Eigentum wieder gefunden werden kann«, erklärte Christine der konfusen Frederike in klarem Juristendeutsch. »Was schreibst du da eigentlich die ganze Zeit, Karolin?«
    »Eine Liste«, antwortete die Angesprochene schlicht. Im Gegensatz zur verspielt und verträumt daherkommenden Frederike, die Sätze gern blumig ausschmückte, bevorzugte Karolin die gerade, schnörkellose Linie. »Eine Liste derer, die in Frage kommen.«
    Ich fand ihren Ansatz gar nicht dumm. »Du meinst, alle, die wissen, dass sie in Frederikes Roman eine Rolle spielen und damit nicht einverstanden sein könnten?«
    Karolin nickte grimmig.
    Ellen hatte gleich von Krankenschwester auf Detektivin umgeschaltet. »Das werden ja so einige sein, nachdem Frederike neulich auf Neles Geburtstagsparty gleich ein ganzes Kapitel zum Besten gegeben hat.«
    Ich wandte mich an Frederike: »Du hast vor achtzig Frauen aus der Szene aus deinem unveröffentlichten …?«
    Frederike nickte geknickt. »Ich bin eben eine kleine Rampensau. Na ja, und in dem Zusammenhang habe ich erwähnt, dass ich das Werk sehr bald fertig stellen werde und es dann quasi sofort an den Verlag geht.«
    »Hast du zufällig auch jemandem erzählt, wo du das Manuskript aufbewahrst und unter welchem Dateinamen es in deinem Computer gespeichert ist?«, erkundigte sich Christine sachlich.
    »Ach, es lag gut sichtbar auf meinem Schreibtisch. Und die Datei hieß ganz ähnlich wie der Titel, natürlich nicht mit einem Codewort geschützt. Warum auch? Hätte eine von euch gedacht, dass irgend so eine Irre sich ins Haus stiehlt und es von der Festplatte löscht?« Wir sahen uns alle an. Nein, das hätte wirklich keine von uns je vermutet.
    »Frederike, Frederike, was hast du da nur ausgeplaudert, dass eine auf so eine Idee kommt?«, seufzte Ellen. »Aber schieß doch mal los, Karolin. Wer steht inzwischen auf deiner Liste?«
    Karolin rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Natürlich kannte sie Frederikes Geschichten fast auswendig. War sie doch die erste Testperson, die das neu Geschriebene zu hören bekam.
    »Also, wenn ich richtig liege, dann gibt es drei Hauptverdächtige. Als Erstes fällt mir natürlich Pe ein.«
    Alle außer Frauke stöhnten einmal auf. Pe war in der Szene bekannt wie ein bunter Hund. Leider hatte Frederike vor zig Jahren mal eine kreuzunglückliche Beziehung mit ihr geführt. Unglücklich deswegen, weil Pe sich ständig wieder neu beweisen musste, indem sie Frauen im Sturm eroberte. Spätestens seit Frederikes erstem Roman fiel jedoch keine mehr so leicht auf die große Hellblonde mit den weißen Zähnen herein.
    »Aber kommt Pe denn im neuen Manuskript vor?«, fragte Ellen überrascht. Denn Frederike hatte keinen Kontakt mehr zu dieser ungnädig Verflossenen.
    »Nicht die Spur«, versicherte die jetzt.
    »Aber sie war damals so sauer, dass sie gedroht hat, es werde nicht ein einziges weiteres Buch von dir erscheinen!«, erinnerte Karolin, die für derartige Bösartigkeiten ein gutes Gedächtnis hatte.
    »Pe käme also in Frage. Und weiter?«, hakte Christine nach.
    »Na ja, dann geht es weiter mit einer wenig sympathischen Figur aus dem Manuskript. Sie heißt Ilka und ist eine Intrigantin vor dem Herrn, Entschuldigung, vor der Herrin. Im Roman ist sie Rädelsführerin der lokal sehr erfolgreichen Fußballmannschaft und hat es auf eine Dame aus der Szene abgesehen. Als das aber nicht fruchtet, weil die in einer monogamen Beziehung steckt, setzt Ilka alles dran, trotzdem irgendwie mitzumischen. Zufällige Begegnungen mit ihrem Stern lässt sie als geplant erscheinen, und sie bringt sogar gefälschte Briefe in Umlauf. Am Ende ist die Beziehung der Angebeteten, die Ilka verschmähte, reichlich angekratzt, und es ist nur einer umsichtigen Szenebekanntheit zu verdanken, dass Schlimmstes vermieden wird und alle Intrigen aufgeklärt werden.«
    Mir stockte der Atem, und ich warf einen vorsichtigen Blick hinüber zu Ellen. Deren immer gerötete Wangen waren blass
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