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Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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ich, dass er ein Freund wäre. Wir wollten ans Meer. Unterwegs belästigte er mich. Da schnappte ich mir meine Tasche und sprang aus dem Auto. Er fluchte hinter mir her, ich sei eine Mistbiene. Aber deswegen bin ich trotzdem nicht wieder eingestiegen und habe ihm den Preis für die Autofahrt bezahlt, den er sich vorstellte.«
    »Und da hat er dich einfach stehen gelassen?«, empörte sich der Trucker. »Was für ein fieser Kerl. – Bei mir brauchst du keine Angst zu haben. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder, eines schöner als das andere. Ich bin meiner Frau treu. Ich weiß, dass das von vielen als altmodisch angesehen wird.«
    »Von mir nicht«, erwiderte Sue-Ann. »Ich finde, du bist ein feiner Kerl. Wie heißt du denn?«
    »T. O. Das steht für Thomas Owen. Der Nachname ist uninteressant. – Sag mal, Puppe, irgendwie kommst du mir bekannt vor. Du siehst Sue-Ann Bailey ähnlich, dem Filmstar. – Hat dir das schon mal einer gesagt?«
    »Du machst Komplimente, T. O. Sue-Ann Bailey ist viel hübscher als ich. Ich heiße Jennifer Stone und komme aus Nebraska. Ich bin unterwegs, um mir die Staaten anzusehen und was zu erleben.«
    »Pass bloß auf, dass du nicht zu viel erlebst, oder das falsche.«
    Der nette Trucker setzte Sue-Ann in der City ab. Sie klingelte bei Freunden, auf die sie sich unbedingt verlassen konnte. Sie halfen ihr. Mit schwarzer Perücke und einem falschen Pass flog Sue-Ann schon am nächsten Tag via New York und Dakar nach Abidjan.
    Bei ihrer Filmgesellschaft hatte Sue-Ann einen Schock ausgelöst, indem sie mit einem Abschiedsbrief eine falsche Fährte legte.
    Ich bin am Ende, hatte sie an Ira Gershfield geschrieben, und sehe in meinem Leben keinen Sinn mehr. Ich werde in den Ozean hinausschwimmen, so weit wie ich kann, bis mich die Kräfte verlassen. Das Meer soll mein Grab sein – Sue-Ann Bailey.
    Gershfield alarmierte die Küstenwache, nachdem er den Brief erhalten hatte. Auch die Navy und Privatleute, die Boote oder Yachten besaßen, beteiligten sich an der Suche. Allgemein wurde angenommen, die aus dem Sanatorium geflüchtete Schauspielerin habe in einer Depression Selbstmord verübt.
    Die Medien brachten tieftraurige Nachrufe. Mancher, der Sue-Ann Bailey glühend beneidet hatte, sinnierte tieftraurig über den tiefen Sturz und das tragische Verlöschen eines strahlenden Hollywood-Sterns.
    Sie war zu schön, um wahr zu sein, schrieb ein Journalist als Nachruf. Wir werden sie niemals vergessen – eine Hollywood-Göttin, die für ihre Karriere einen tragischen Preis bezahlte.
    Die Nachricht von Sue-Ann Baileys angeblichem Tod wurde sofort an die Elfenbeinküste gefunkt. Ed Anderson und Bill Dallas nahmen sie mit verblüffend wenig Bestürzung zur Kenntnis. Norma Blake weinte Krokodilstränen. Andere, vom Juju-Zauber weniger beeinflusste Mitglieder des Filmteams, trauerten echt um die frühere Hauptdarstellerin. Sue-Ann erreichte mit ihrem Abschiedsbrief das, was sie wollte.
    Man hielt sie für tot. Weder Norma Blake noch sonst jemand an der Elfenbeinküste rechnete noch mit ihr. Genau das aber wollte die Schauspielerin ausnutzen.
     
    *
    Der Flug war strapaziös gewesen. Sue-Ann ruhte sich einen Tag in einem Hotel in der Hauptstadt Abidjan aus. Es hatte keinen Zweck, erschöpft im Filmcamp einzutreffen. Wenn die Schauspielerin die Pläne ihrer Gegenspieler vereiteln wollte, musste sie topfit sein.
    Maskenbildnerisch verändert, was sie auch allein zustande brachte, fuhr Sue-Ann mit einem gemieteten Jeep zu dem Filmcamp. Sie hatte vor, sich dort als Reporterin der dpa-press auszugeben, die sich über die Filmarbeiten informieren wollte.
    Die Schauspielerin gelangte ohne Probleme zum Filmcamp. Jetzt musste es sich erweisen, ob ihre Maske gut genug war und ihre schauspielerischen Fähigkeiten ausreichten. Sue-Ann traf gegen Abend ein und suchte sofort den Produktionsleiter auf.
    »Ich will keine Reporter hier haben«, wollte er sie abweisen.
    Mit verstellter Stimme ließ Sue-Ann ihren ganzen Charme spielen. Bill Dallas hätte kein Mann sein dürfen, um der hübschen jungen Frau nicht nachzugeben. Zumal sie ihn auf die kostenlose Werbung hinwies, die für den Film »Ivory Coast« heraussprang, wenn dpa weltweit auf ihn hinwies.
    »Also gut«, stimmte Dallas ihr schließlich zu. »Aber ich bestehe darauf, dass Sie mit mir absprechen, was Sie an Ihre Agentur weitergeben. Eigentlich dürfte ich Sie überhaupt nicht im Camp dulden. Global Productions hat eine eigene Public-Relations-Abteilung.
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