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Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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wurde sie von Beauftragten der Global Film am Airport abgeholt und zur Villa des Produzenten Ira Gershfield gefahren, wo ärztliche Experten sie begutachten sollten.
    Der Filmgewaltige Gershfield ließ den Star strikt von den Medien abschirmen. Kein Reporter konnte an sie heran. Die Presseabteilung der Global Film gab noch keinen Kommentar ab. Nur mit dem Teleobjektiv geschossene Fotos von Sue-Ann Bailey, wie sie von ihrer Pflegerin am Arm geführt aus dem Flugsteig kam und durch die Terminal-Halle ging, gelangten an die Öffentlichkeit.
    Die Gerüchteküche kochte. Die tollsten Mutmaßungen wurden angestellt, was mit dem Topstar Sue-Ann los sei.
    Gershfield nahm Sue-Ann in seiner mit unglaublichem Prunk eingerichteten Villa zunächst selbst in Augenschein. Sue-Ann sah den Tycoon im weißen Smoking mit dem Kopf eines alten Leoparden und mit dessen Krallen, die Zigarre und Drink hielten. Sein väterlicher Ton ließ die Schauspielerin verstockt und voller Angst reagieren.
    Auch er ist ein Ungeheuer, dachte Sue-Ann. Ich darf mir vor ihm keine Blöße geben, sonst verschlingt er mich.
    Der Produzent gelangte zu der Überzeugung, dass Sue-Ann psychisch schwer krank sei. Er schickte die Pflegerin weg, die sie von Abidjan hergebracht hatte.
    »Wir brauchen Sie nicht mehr. Ihren Scheck erhalten Sie vom Studio. Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe und Bereitschaft. Miss Bailey wird in ein Prominentensanatorium gebracht, wo sie die beste medizinische Pflege erhält.«
    Sue-Ann saß apathisch am nierenförmigen Swimming-pool ihres Produzenten, dessen Wasser türkisfarben schimmerte. Ein Krankenwagen holte sie ab und brachte sie ins abgelegene und sehr diskrete Sanatorium in den San Gabriel Bergen. Dort kurierten Filmstars und andere Prominente sich von ihren Exzessen aus, konnten Entziehungskuren durchführen und sich psychisch wieder ins Gleichgewicht bringen lassen.
    Immer klappte es nicht. Doch die Santa-Catalina-Klinik verzeichnete gute Erfolge. Dort brachte Sue-Ann die nächste Zeit zu.
     

 
     
    6. Kapitel
     
    Allmählich wich der Bann von Sue-Ann. Die Wirkung des Juju-Zaubers ließ nach. Die Schauspielerin konnte wieder klar denken. Doch ihre Genesung war langwierig, wurde von Rückschlägen unterbrochen, während denen sie sich in ihr Zimmer in der Klinik verkroch, alle Menschen mit Leopardenköpfen sah und Tag und Nacht die Urwaldtrommeln hörte. Dann erschien ihr der Leopardengott Tombé in ihren Träumen bei Tag und bei Nacht.
    Er suchte sie heim. Er fiel über sie her.
    »Du gehörst mir«, fauchte er.
    Sue-Ann führte lange Gespräche mit Psychiatern. Diese Fachärzte konnten ihr jedoch nicht helfen. Sie nannten ihr gelehrte Fremdwörter für ihre Krankheit und gelangten zu unterschiedlichen Diagnosen. Der eine sagte, die Schauspielerin habe eine akute Paranoia. Eine Psychiaterin sprach von Spaltungsirresein, wieder andere kamen zu dem Schluss, dass Sue-Ann psychotische Schübe habe.
    Von einem einfachen Nervenzusammenbruch wurde klinikintern nicht mehr gesprochen. Die Filmgesellschaft hatte Sue-Ann zumindest für längere Zeit abgeschrieben. An der Elfenbeinküste liefen die Dreharbeiten weiter.
    Sue-Anns Fans und die Öffentlichkeit erfuhren nur, dass der Star einen schweren psychischen Zusammenbruch erlitten hätte und absoluter Ruhe und Schonung bedürfe. Kein Reporter, obwohl es welche mit allen Tricks versuchten, gelangte zu Sue-Ann. Die offiziellen Verlautbarungen der Filmgesellschaft über sie blieben die einzigen Nachrichtenquellen.
    Sue-Ann begriff, dass sie sich selbst heilen und mit dem Erlebten fertig werden musste, wenn sie überhaupt je wieder ein normales Leben führen wollte. Sie setzte eigenmächtig die Psychopharmaka ab, die sie benebelten und die ihr Bewusstsein veränderten. Die Ärzte hatten sie davor dringend gewarnt und ihr einen sofortigen totalen psychischen Zusammenbruch prophezeit.
    Die Schauspielerin dachte sich, schlimmer könnte es sowieso nicht mehr werden, und nahm das Risiko in Kauf.
    Der psychische Zusammenbruch blieb aus. Sue-Anns Zustand besserte sich. Weil es ihr nur Nachteile gebracht hätte, sich der Behandlung in der Klinik zu widersetzen, überlistete sie Ärzte und Pflegepersonal. Sie nahm auch weiter brav ihre Medikamente entgegen, die sie dann durch die Toilette spülte, statt sie zu schlucken.
    Nach einem Vierteljahr hatte Sue-Ann sich psychisch gefestigt. Sie sah keine Menschen mit Leopardenköpfen mehr. Die Alpträume ließen nach. Von einer Pflegerin erhielt die
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