Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition)
Autoren: Earl Warren
Vom Netzwerk:
Wir haben eine Presseagentin hier.«
    Sheila Myers, die aufgedonnerte dumme Gans, dachte Sue-Ann, versprach aber treuherzig, selbstverständlich mit Mrs. Myers zusammenzuarbeiten. Die Myers war fett, faul, hinterhältig und eine Klatschbase, wie sie im Buch stand. Sie passte also gut in ihre Branche, und sie verstand ihr Fach. Das musste man ihr lassen.
    Sue-Ann kannte ihre Schwächen. Sie wickelte die Public-Relations-Fachfrau ein, indem sie ihre Artikel über den grünen Klee lobte. Schmeicheleien gingen der aufgedonnerten Person hinunter wie Öl. Zudem konnte Sue-Ann von ihr interessante Neuigkeiten erfahren.
    Die Myers brachte es nämlich einfach nicht fertig, den Mund zu halten, und wenn es sie das Leben gekostet hätte, wenn sie jemand zu nehmen wusste.
    »Es hat Gerüchte über Spuk und dergleichen während der Dreharbeiten gegeben«, sagte Sue-Ann im Zelt Sheila Myers. »Juju-Zauber soll eine Rolle gespielt haben. Jetzt ist auch noch Sue-Ann Bailey, die frühere Hauptdarstellerin, die dann ausgetauscht wurde, in den USA auf tragische Weise durch Selbstmord gestorben. – Halten Sie es für möglich, dass ein Fluch auf dem Filmteam lastet, dass ein Tabu der Eingeborenen verletzt wurde oder dergleichen?«
    »Darauf kann ich Ihnen nur antworten, wenn Sie mir fest versprechen, nichts davon an Ihre Agentur weiterzugeben.«
    Sue-Ann gelobte es. Sheila Myers berichtete ihr daraufhin einiges über den Spuk, der vor der Außenwelt geheim gehalten worden war.
    »Wir wissen heute noch nicht, was da eigentlich los war«, sagte die Public-Relations-Dame. »Der Juju-Zauberer Lomungé steckt dahinter. Er verfügt über bemerkenswerte Fähigkeiten. Anscheinend vermag er Massensuggestionen hervorzurufen.«
    Das war auch eine Erklärung. Sue-Ann ging durchs Camp. Sie sah Ed Anderson von weitem, und ihr war merkwürdig zumute. Der Regisseur suchte sein Zelt auf. Kurz darauf verschwand Norma Blake darin. Sue-Ann schlich sich ans Zelt heran und belauschte das Gespräch der beiden. Das war nicht die feine englische Art, aber sehr aufschlussreich.
    »Lass mich in Ruhe, Norma«, hörte Sue-Ann den Regisseur sagen. »Ich bin todmüde. Es ist ein harter, anstrengender Drehtag gewesen.«
    »Immer bist du müde«, maulte die Blake. »Bei Sue-Ann warst du es nicht.«
    »Erwähne den Namen nicht. Du hast deinen Willen erhalten. Du hast die Hauptrolle. Die arme Sue-Ann hat sich vor Gram im Pazifik ertränkt. Es ist ein Jammer. Ich fühle mich mitschuldig an ihrem Tod.«
    Im Zelt verengten sich Norma Blakes Augen. Sie dachte bei sich, dass sie bald wieder Lomungé zu Hilfe holen musste, damit er Ed Anderson eine neue Hypnose verpasste. Die Wirkung der letzten ließ nach. Anderson kehrte mehr und mehr zu seinem eigenen Ich zurück, das Sue-Ann glühend liebte. Von der Gleichgültigkeit, mit der er, im Juju-Bann stehend, die Nachricht von Sue-Anns vermeintlichem Tod zunächst aufgenommen hatte, war verflogen.
    »Ach, Sue-Ann, ich kann sie nicht vergessen«, hörte die Lauscherin vor dem Zelt Anderson klagen. »Dieser verdammte Lomungé.«
    »Durch ihn erhält der Film einen völlig neuen Aspekt, Ed«, argumentierte Norma Blake. »Lomungés ursprünglich textlose Nebenrolle ist bedeutend erweitert worden. Er wird seinen Juju-Zauber auch auf die Leinwand bringen und auf den Erfolg von Ivory Coast hinarbeiten. Du wirst sehen, unser Film erhält mindestens drei Oscars und wird ein Super-Kassenerfolg.«
    »Ich pfeife auf diesen Erfolg, wenn er überhaupt je eintritt. Wenn Sue-Ann doch nur noch am Leben und bei mir wäre. Du falsche Schlange hast sie auf dem Gewissen.«
    Sue-Anns Herz schlug noch höher. Im Zelt drinnen klirrte und schepperte es. Norma Blake, mit einem impulsiven Temperament ausgestattet, warf mit Gegenständen. Sie tobte und beschimpfte den Regisseur, der sich ruhig verhielt.
    Von den übrigen Filmschaffenden griff niemand ein. Man war die Streitigkeiten zwischen dem Regisseur und seiner Hauptdarstellerin gewöhnt, die ihn zu ihrem Geliebten gemacht hatte. Wahre Liebe war es nicht, sondern Norma Blake wollte nur den Triumph genießen, Sue-Ann Bailey auch noch den Mann ausgespannt zu haben. Sie war durch und durch ein Biest.
    »Warte«, hörte Sue-Ann die Blake sagen, als sie Anderson nicht auf die Palme bringen konnte. »Ich hole Lomungé. Dann wirst du schon wieder nach meiner Pfeife tanzen.«
    »An deiner Stelle würde ich mich zurückhalten. Heute ist eine dpa-Reporterin im Camp eingetroffen. Was glaubst du, was los ist, wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher