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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin
Autoren: Celeste Bradley
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zurückkehren.
    Oder sie konnte lügen. Wieder.
    Nun, wer A sagte, musste auch B sagen. Sie legte dem Kaminkehrer die Hand auf den Rücken und schob ihn mit einem kleinen Schubs in das geräumige Zimmer.
    »Ziehen Sie sich hinter dem Paravent aus. Ich lasse Ihnen sofort Badewasser heraufbringen.« Sie weihte die Dienstboten besser nicht in ihre kleine Schmierenkomödie ein. Sie waren neu hier und hatten Mortimer natürlich noch nie gesehen. Sie konnte beim Abendessen immer noch behaupten, dass er zu einem neuen Abenteuer »abberufen worden« sei, und alles war wieder normal.
    Nachdem sie hinter dem verwirrten Kaminkehrer die Türe geschlossen hatte, setzte Agatha ein glückliches Lächeln auf und eilte die Stufen hinunter.
    »Pearson«, rief sie den Butler. »Ich habe gerade eine wundervolle Überraschung erlebt. Mr Applequist ist nach Hause gekommen! Er ist furchtbar erschöpft und möchte auf der Stelle ein Bad nehmen.«
    Pearson kam aus dem Salon, wo er die Vorbereitungen für den Besuch beaufsichtigte, zog eine silberne Augenbraue hoch und sah misstrauisch die Vordertür an, durch die heute Vormittag noch keine einzige Seele gekommen war.
    »Ja, Madam, das sind freudige Neuigkeiten. Soll ich Mr Applequist aufwarten, bis wir einen Kammerdiener haben?«
    Agatha verschränkte ihre Arme, um die schwarzen Handabdrücke auf ihren Ärmeln zu verdecken. »Nein, Pearson, das wird nicht nötig sein. Ich kümmere mich selbst um meinen Gatten. Wir haben schließlich viel… zu besprechen.«
    Warum sah er sie so an, beide Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hochgezogen? Durfte eine Frau sich nicht mit ihrem eigenen Ehemann unterhalten?
    »Wie Sie wünschen, Madam. Nellie bringt Ihnen sofort das Wasser.«
    »Danke, Pearson. Ich komme gleich wieder herunter, um die Damen zu begrüßen.«
    Als Nellie mit dem letzten Kübel voller heißen Wassers heraufkam, war Agatha bereits frisch angezogen und hatte ihre Frisur repariert. Sie schlüpfte schnell in das andere Schlafzimmer.
    Es war das beste Zimmer im Haus, viel besser als ihr eigenes. Grüne Samtbehänge rahmten das Bett, und der Ofen hatte fast die Größe eines Küchenfeuers. Es war niemand zu sehen, nur die große Badewanne dampfte sichtlich. War er gegangen?
    »Hallo? Mr Kaminkehrer? Sind Sie noch da?«
    »Sind Sie das, Miss? Mann, da friert sich ein Bursche wie ich fast den Sie-wissen-schon ab, bevor er hier sein Bad bekommt.«
    Sie hörte ein Rascheln hinter dem orientalischen Wandschirm in der Ecke des Zimmers.
    »Oh, nein! Nein, nicht herauskommen…« Zu spät. »Hinter dem Paravent trat ein Mann hervor, der tatsächlich annähernd nackt war.
    Sie hätte sich wegdrehen müssen. Ja, unbedingt.
    Aber sie konnte sich nicht wegdrehen. Sie konnte nur dastehen und gaffen, ohne zu zwinkern oder auch nur Luft zu holen.
    Der Mann, der da vor ihr stand, hatte sich den Großteil des Rußes von den Händen und aus dem Gesicht gewischt und war schön wie eine griechische Statue. Augen, so blau wie Saphir, leuchteten in einem fein geschnittenen Gesicht, die Mähne war schwarz und zerzaust, und der Körper entstammte Träumen, von denen Agatha nicht einmal wusste, dass sie sie träumte.
    Muskelstränge zogen sich um seine schlanke Gestalt. Sogar sein Bauch war auf irritierende Weise muskulös. Seine Schultern waren nicht übermäßig breit, aber sie waren kantig vor Kraft, und Muskeln wanden sich die Arme hinab zu breiten Händen, die ein Handtuch um die schmalen Hüften hielten.
    Agatha blinzelte die riesigen Hände an. Waren seine Füße genauso groß? Sie ließ den Blick nach unten schweifen. Ach, du meine Güte!
    Jamies Stiefel würden ihm niemals passen. »Verdammt!«
    Sein Grinsen verschwand, und er schaute an sich hinunter. »Stimmt was mit meinen Füßen nich?«
    »Lassen Sie mich Ihre Stiefel sehen.«
    »Wieso?« Er hob entrüstet die Stimme. »Das sind meine. Ich hab nichts gestohlen.«
    »Ich möchte Ihre Stiefel sehen, weil ich wissen muss, ob sie gut genug sind.«
    Er schaute sie immer noch finster an, bückte sich aber und zog seine Stiefel hinter dem Wandschirm hervor.
    Agatha verschluckte bei dem Anblick fast ihre Zunge.
    »Lassen Sie sehen.« Sie streckte die Hand aus, und er reichte ihr die Stiefel. Sie begutachtete sie genau, die Augenbrauen verblüfft nach oben gezogen.
    »Die sind ziemlich fein. Ja, ich denke, die sind gut genug. Pearson soll sie putzen, während Sie Ihr Bad nehmen.«
    Sie wandte sich zum Gehen. »Wir erwarten Sie in einer Viertelstunde unten.
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