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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin
Autoren: Celeste Bradley
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es das schöne Kleid, vielleicht aber auch James’ schneller warmer Händedruck, sie empfand jedenfalls nur Stolz, als sie an seiner Seite über den Teppich schritt. Stolz auf ihn, auf sich selbst -schließlich war sie an Liverpools Rettung beteiligt gewesen -und auf den schönsten Saal ihres geliebten Landes.
    Wenn sie den Blicken der anderen nicht begegnen wollte -und sie wollte es nicht –, konnte sie leicht eine ganze Woche damit verbringen, den herrlichen Raum anzusehen.
    Die Decke allein war schon bemerkenswert mit ihren erstaunlichen Goldverzierungen. Und die kolossalen Kronleuchter waren Wunderwerke aus Gold und Kristall.
    Die Menge geriet in Bewegung, und Agatha senkte den Blick auf das reich drapierte Podium an der Kopfseite des Saales. Der Prinzregent stieg zu seinem Thron hinauf. Ihre Aufregung wuchs. Sie hatte sich so darauf gefreut, ihn einmal in Person zu sehen…
    Hm… nun ja. Agatha war ein wenig enttäuscht. Er war auf den ersten Blick nicht sonderlich beeindruckend, es sei denn, man fand Umfang beeindruckend. Er war ein recht breiter Bursche. Oder vielleicht war
rund
das treffendere Wort.
    Er war natürlich reich gekleidet. Allein die goldbedeckte Weste kostete vermutlich mehr, als Appleby im Jahr einbrachte.
    Der Prinzregent drehte sich um und setzte seinen enormen Hintern auf den Thron, und Agatha sah ihn zum ersten Mal von vorn.
    Sein Gesicht war blass und rund vor Genusssucht, aber seine intelligenten Augen nahmen alles um ihn herum wahr.
    Agatha mochte ihn augenblicklich.
    »Wie in aller Welt konnte Lavinia ihn hirnlos nennen?«, flüsterte sie.
    »Ich habe keine Ahnung«, flüsterte James zurück. »Er ist nämlich wirklich brillant, trotz aller Ausschweifungen.«
    Agatha beobachtete den Prinzregenten gut eine Stunde lang, wie er sich mit den verschiedensten Petitionen befasste und Auszeichnungen verlieh, manchmal gelangweilt und rüde, manchmal lebendig und interessiert, oft überaus amüsant -George IV. schien ein faszinierender Bursche zu sein.
    Sie konnte sich vorstellen, dass ein Mann wie Simon ihm Freude machte. Und sie konnte sich vorstellen, dass Simon am Prinzregenten seine Freude hatte.
    Dann wurde James von einem unerhört gekleideten Mann aufgerufen -einem Herold vielleicht? James bewegte sich langsam zum Kopfende des Saales und kam vor dem Prinzregenten zum Stehen.
    Agatha vergoss Tränen des Stolzes, während ihr Souverän über James’ gebeugtes Haupt hinweg sprach und James schließlich einen Orden mit Ordensband um den Hals hängte. Als es vorüber war, erinnerte sie sich an kein Wort, aber sie würde niemals die grimmige Freude auf James’ Gesicht vergessen, als er sich zum Publikum umdrehte und sich zu tumultartigem Applaus verbeugte.
    Sie schniefte glücklich vor sich hin, als James zu ihr zurückkehrte.
    »Hast du gehört, was er zu mir gesagt hat?«, fragte er.
    Agatha schüttelte lachend den Kopf. »Kein Wort. Ich war viel zu sehr mit Weinen beschäftigt.«
    James fuhr staunend mit der Hand über den Orden auf seiner Brust. »Er hat gesagt, er verlange, dass ich meinen Dienst fortsetze. Auf Lebenszeit. Ich habe meinen Posten zurück!«
    Agatha unterdrückte die postwendende Sorge um seine Sicherheit und sah ihn erfreut an. »Natürlich, was würden sie ohne dich auch tun?«
    Dann tat ihr Herz einen Sprung, denn der Herold trat vor und verkündete: »Seine Königliche Hoheit wird jetzt die Petition eines gewissen Simon Rain hören!«
    Simon beschritt den langen Weg über den Samtteppich und stand schließlich vor seinem Souverän. Er verbeugte sich tief, während er vorgestellt wurde und verharrte so, bis der Prinzregent ihn mit Namen ansprach.
    Dann trat er nah ans Podium, weil eine lässige königliche Handbewegung ihn dazu aufforderte.
    George IV. betrachtete ihn einen Moment lang kühl. Dann lächelte er. »Was ist los, Simon?«, fragte er in einem ganz natürlichen Tonfall, der die Reihen des Publikums nicht erreichte.
    Simon war erleichtert, dass der kapriziöse Prinzregent sich ihrer früheren Freundschaft erinnerte. »Eure Majestät, ich bin gekommen, meine Entlassung aus Ihren Diensten zu beantragen.«
    Der Prinzregent zog die Augen zusammen. »Wirklich? Warum?«
    »Ich möchte heiraten, Eure Majestät.«
    Lange Zeit kam keine Antwort, dann bellte George: »Wen?«
    »Miss Agatha Cunnington.«
    »Cunnington. Der war gerade hier. Die Schwester?«
    »Ja, Eure Majestät.«
    Der Prinzregent zog die Augenbrauen hoch und kicherte amüsiert.
»Sie
sind der
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