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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin
Autoren: Celeste Bradley
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Traurigkeit.
    Den ganzen Vormittag erschien niemand in ihrem Zimmer, und sie läutete auch nach keinem. Es war auch für niemanden Platz da, der Schmerz erfüllte jeden Winkel des Raums.
    Endlich erhob sie sich, um den Nachttopf zu benutzen, da traf sie schon der nächste Schlag. Ihre Regel hatte eingesetzt.
    Es würde kein Kind geben, und der Verlust jener wundervollen Chance, reichte aus, sie auf die Knie zu zwingen.
    Agatha kniete am Boden, die Arme um den Unterleib geschlungen, um das, was nie gewesen war. Irgendwann lichtete sich die Schwärze vor ihren Augen. Sie war schwach vor Hunger. Seit Reggie aufgetaucht war, hatte sie nichts mehr gegessen.
    Waren es zwei Tage? Sie musste essen, auch wenn ihr der Gedanke nicht gefiel. Sie stolperte zum Klingelzug, um nach Nellie zu läuten, und kehrte dann zurück zum Bett.
    Sie stand noch so da, eine Hand um den Bettpfosten gelegt, und starrte das leere Bett an, als Nellie ein paar Sekunden später erschien. Das kleine Dienstmädchen schien sich den ganzen Morgen über zurückgehalten zu haben, denn Agatha sah die mitfühlende Neugier förmlich kochen.
    »Ich bringe Ihnen Tee, Miss.« Nellie stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch ab und rückte den Stuhl zurecht. Dann sah sie, dass Agatha immer noch am Bett stand.
    »Möchten Sie den Tee im Bett, Miss?«
    Das Bett schien nach Agatha zu rufen. Steig herein und bleib für immer. Roll dich zusammen und vergiss alles, bis auf die letzte Nacht, die du hier mit ihm verbracht hast. Du kannst dein ganzes Leben hier im Bett verbringen, ein Leben in Erinnerung.
    Agatha schüttelte sich. »Nein, das wäre ziemlich pathetisch«, murmelte sie. Sie warf Nellie einen provozierenden Blick zu. »Halten Sie mich für pathetisch?«
    »Nein, Miss.« Das Mädchen sah sie verunsichert an, als wisse es nicht, ob das die richtige Antwort war.
    »Präzise.« Agatha bewegte sich zittrig zum Tisch. »Nach dem Frühstück möchte ich bitte ein Bad. Und legen Sie mir den gelben Morgenmantel heraus, der Schwarze macht keinen Sinn mehr.«
    »Ja, Miss.«
    »Sagen Sie der Köchin, sie soll etwas Einfaches heraufschicken. Ich fühle mich nicht ganz wohl heute.«
    »Das ist nicht verwunderlich, Miss«, sagte Nellie. »Sie sind fast gestorben.«
    »Nun, bin ich aber nicht«, stellte Agatha fest und entschied, es sich auch zu beweisen.
    Als sie gegessen, gebadet und sich angekleidet hatte, sah das Leben schon etwas besser aus. Es fühlte sich zwar immer noch an, als sei ihre Brust voller Glasscherben, und ihre Augen neigten zum Tränen, aber ihre Kraft und ihre Willenstärke kehrten zurück.
    Sie sah nach dem schlafenden James, der blass war, aber nicht sonderlich fiebrig, und ging rastlos nach unten. Es gab unten zwar nichts zu tun, aber wenigstens kam sie sich nicht vor, als verstecke sie sich.
    Auf dem Tisch im Eingang, auf dem sich einst die Einladungen getürmt hatten, standen nur ein leeres Tablett und eine Vase mit verblühenden Blumen aus dem Garten. Es überraschte sie nicht.
    Sie war eine Aussätzige. Aber nach den Erfahrungen der letzten Woche, sah sie keinen Grund, sich um die dummen Ansichten nutzloser Leute zu scheren. Es versetzte ihr einen kleinen Stich, als ihr Clara Simpson einfiel, und was die junge Witwe, die Einzige übrigens, mit der Agatha sich gerne enger angefreundet hätte, jetzt von ihr denken musste. Aber es war nur ein kleiner Stich.
    Sie wäre fast in den Salon gegangen, entschied dann aber, sich dem Raum, in dem sie und Simon so viel Zeit verbracht hatten, nicht auszusetzen. Das Frühstückszimmer schied aus denselben Gründen aus. Schließlich setzte sie sich an den Küchentisch und trank eine tröstlich Tasse Tee mit der Köchin.
    »Ich weiß, im Moment sieht alles sehr düster aus, Mylady, aber Sie sind noch jung. Im Leben einer Frau kommen und gehen die Männer. Väter, Brüder, Ehemänner, ja sogar Liebhaber.«
    Agatha konnte sich die Neugier nicht verkneifen. »Hatten Sie denn Liebhaber, Sarah?«
    »Ob ich Liebhaber hatte? Was für eine Frage. Ich war nicht immer nur für mein Gebäck bekannt.« Die stämmige Frau klimperte mit den Wimpern.
    Agatha brachte ein kleines Lächeln zu Stande. »Aber hat es je den einen Mann gegeben, der…«
    »Den einen Mann?«
    Agatha fuhr nickend mit dem Finger am Rand ihrer Tasse entlang. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, ihn jemals nicht zu lieben.«
    »Wer hat gesagt, dass Sie ihn irgendwann nicht mehr lieben sollen? Der erste Mann, in den man sich verliebt… man kommt nie
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