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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin
Autoren: Kaemmerer Harry
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um innere Schönheit, um Charakter.«
    »Na ja, Sie sind ein Mann …«
    »Charakter ist keine Frage des Geschlechts! Es geht um die Aura. Wenn Ihr Inneres strahlt, dann sieht man das. Das Innere, der Charakter, überstrahlt das Äußere. Da ist eine Nase schnell nebensächlich. Oder sie ist gerade der Anker, das Ausrufezeichen, das auf das Innere verweist! Das dann wieder nach außen strahlt – ein ewiger Kreislauf, ein ästhetisches Referenzsystem. A usstrahlung U nd R eine A ttraktivität – AURA. Das ist ein erheblich komplexeres Betätigungsfeld als eine Nase.«
    »Wir kommen wegen eines Todesfalls zu Ihnen«, erinnerte ihn Mader. »Haben Sie diese Frau schon mal ­gesehen?«
    Er legte das Foto der Leiche aus Milbertshofen auf die Wurzelholzplatte.
    Grasser nahm es und studierte es eingehend. »Hübsches Mädchen. Als ob sie schläft. Wie Schneewittchen. Nein, ich kenn sie nicht.«
    Mader zog ein zweites Foto heraus. Schneewittchen als Schöne Münchnerin , vor dem Nasenumbau.
    Grasser sezierte das Foto mit den Augen. »Ich kenne sie nicht, aber eine wunderbare Nase, lang, elegant, griechisch. Sehr apart.«
    »Es ist dieselbe Frau«, erklärte Mader.
    »So?«, sagte Grasser erstaunt und legte die beiden Fotos nebeneinander. »Also, wenn Sie mich fragen, in welchem Bild ich mehr Schönheit sehe …«
    »Wo könnte sie hingegangen sein, zu welchem Kol­legen?«
    »Das weiß ich nicht. Darf ich fragen, woran sie gestorben ist?«
    »Drogen«, erklärte Mader.
    Grassers Miene verdüsterte sich. »Drogen! Lenken die Menschen vom echten Leben ab. Eine absolute Fehlinvestition. Aber was hat ihr Tod mit der Nase zu tun?«
    »Nichts. Wir versuchen rauszubekommen, mit wem die Dame in letzter Zeit in Kontakt stand. Bei welchen Ärzten sie war.«
    »Da kann ich Ihnen leider gar nicht weiterhelfen. War’s das?«, fragte er erstaunlich kühl. Welch Temperatur­unter­schied zu seinem Haarkranz! Der stand jetzt in lodernden Flammen. Im letzten Abendlicht.
    OANS, ZWOA ...
    Auf der Straße sahen sich vier Augen groß an.
    »So ein Zipfel!«, entfuhr es Mader.
    Vom Hofbräuhaus tönte die Blasmusik herüber.
    Hummel runzelte die Stirn. »Wenn die Musik nicht wär.«
    »Des is a scho wurscht«, sagte Mader. »Kommen Sie, ich geb eine Maß aus.«
    ROH
    Zankl hatte ein schlechtes Gewissen. Bei dem Beautydoc in Schwabing hatte er zugelassen, dass sich der Typ über Dosis Kartoffelnäschen und ihre Körperfülle lustig machte. Und er, Zankl, hatte ihn nicht gebremst. Dosi war prompt zum nächsten Arzttermin allein gegangen. Konnte er ihr nicht verdenken. Zumindest zu seiner Frau wollte Zankl heute Abend nett sein. So war der Plan. Gewesen. Er hatte sie zum Abendessen überrascht mit sündteurem Parmaschinken und einem wunderbaren Büffelmozzarella. Ein voller Erfolg: Ob er denn nicht wisse, dass sie das nicht essen dürfe? Keine rohen Wurst­waren, keine Rohmilchprodukte! Sie ließ seine Fürsorglichkeit eiskalt abblitzen und verzog sich nach dem schwangerschaftsgerechten Abendessen (Vollkorn, probiotischer Joghurt, Roh kost – haha) mit einem Buch ins Wohnzimmer. Jetzt saß Zankl in der Küche und fühlte sich allein. Der Abend war ihm versalzen. Und das lag nicht an seinem übermäßigen Konsum von würzigem Parma­schin­ken. ›Ein bisschen Ablenkung wäre jetzt nicht schlecht‹, dachte er und probierte es bei Hummel. Aber der ging nicht ans Handy.
    SCHÄRFER ALS BARBIE
    Dosi war aufs Äußerste gereizt. »Wie findest du meine Nase?«, schleuderte sie Fränki-Boy entgegen, als er in ihrer Wohnungstür stand. »Wun… wun… wunderbar, da-das weißt du doch, Dododosi-Mausi!«, stammelte Fränki.
    »Gib’s zu, du hättest auch lieber so ein Bohnenstangerl mit Riesenglocken und einem Bonsaistupsnaserl.«
    »Ich bin nicht Ken, ich steh nicht auf Barbie«, entgegnete Fränki.
    Dosi war verdutzt. Schlagfertig kannte sie Fränki gar nicht. Eigentlich war das ihr Job, das mit dem Reden. Jetzt zeigte sie auf den großen Topf, den er die ganze Zeit in Händen hielt. »Und was ist das?!«
    »Fränki-Boy-Chili, schärfer, als die Polizei erlaubt.«
    Dosi strahlte. Sie liebte sein Chili. Ein weiterer Pluspunkt für Fränkis kontinuierlich steigenden Aktienkurs. Sie gab ihm endlich einen Kuss, ließ ihn herein und schob ihn in die kleine Küche.
    GUTE REISE
    Professor Prodonsky war erst verblüfft, dann verärgert, als er kurz nach zweiundzwanzig Uhr das Kühlfach aufzog, dessen Nummer ihm Helmut und Ludwig genannt hatten. Es war leer.
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