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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf, und zwei, drei riesige Beine schleuderten Skudder, Charity und Net in einer einzigen, wütenden Bewegung zu Boden. Der Hopi fiel hilflos auf den Rücken, aber er besaß genug Geistesgegenwart, die Waffe abermals herumzudrehen und den Abzug durchzudrücken. Der winzige Raum schien unter dem Dröhnen der MP-Salve auseinanderzubersten. Charity sah aus den Augenwinkeln, daß die Salve das Monster traf. Das Ungeheuer kreischte und stürzte haltlos in den Schacht zurück. Wenig später erscholl ein krachender Aufprall, und dann zerriß das Stahlseil endgültig. Polternd stürzte die Liftkabine in die Tiefe. Charity überzeugte sich hastig davon, daß keiner von ihnen schwer verletzt war, dann kroch sie auf Händen und Knien zurück zur Tür. Der Liftschacht lag vollkommen dunkel unter ihr, aber sie glaubte trotzdem einen huschenden, mißgestalteten Schatten zu sehen, der sich langsam zu ihr hinaufarbeitete. Sie war ziemlich sicher, daß diese Kreatur kein Stahlseil brauchte, um den Liftschacht hinaufzuklettern... »Wir müssen die Tür schließen!« rief sie. »Helft mir!« Sie schafften es mit vereinten Kräften und buchstäblich im letzten Augenblick. Die beiden Türhälften hatten sich kaum geschlossen, als etwas von innen mit solcher Wucht dagegenhämmerte, daß Charity erschrocken zurücktaumelte. »Die Tür hält höchstens ein paar Minuten!« sagte Skudder. »Raus hier - schnelll« Erst als Charity bereits an der Tür war, fiel ihr auf, daß der Soldat keine Anstalten machte, ihnen zu folgen. »Was ist los!« fragte sie ungeduldig. »Worauf warten Sie?« »Ich ... kann nicht jnehr«, stöhnte der Soldat. Er stand zitternd an der Wand neben der Lifttür. Sein Gesicht war bleich, und Charity sah erst jetzt die rasch größer werdende Blutlache, die sich unter seinem rechten Bein bildete. »Das Vieh hat mich erwischt, als ich ... am Seil hing«, stöhnte er. »Verschwindet! Ich ... versuche sie einen Moment aufzuhalten.« Charity zögerte. Alles in ihr sträubte sich dagegen, den Mann hier zurückzulassen. Aber sie sah auch, daß er wirklich schwer verletzt war - und die Tür neben ihm erzitterte immer heftiger unter den Schlägen des Ungeheuers. Schließlich nickte sie Skudder zu. Der Hopi nahm das Gewehr von der Schulter und warf es zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurück. Der junge Soldat fing es auf, schob mit zusammengebissenen Zähnen ein neues Magazin in den Schaft und humpelte einige Schritte von der Lifttür weg. »Viel Glück«, sagte Charity. »Und spielen Sie nicht den Helden. Wenn sie durchkommen, verschwinden Sie!« Obwohl die Entfernung bis zu Krämers Befehlszentrale kaum zweihundert Meter betrug, brauchten sie fast zehn Minuten, um sie zurückzulegen. Die Höhlenstadt hatte sich in ein Irrenhaus verwandelt. Der Boden unter ihren Füßen erzitterte immer öfter unter schweren Explosionen, von denen einige eindeutig aus der Tiefe der Station herauf drangen. Charity schätzte, daß die Bunkerfestung dem Angriff keine halbe Stunde mehr Stand halten würde. Zu ihrem Erstaunen trafen sie weder vor noch in dem kleinen Gebäude auf Wachen. Aber als sie sich Krämers Büro näherten, ging die Tür auf, und Hartmann trat heraus. Ein ungläubiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, als er sie erkannte. »Wie zum Teufel kommen Sie hierher?« fragte er fassungslos. »Ist Krämer dort drinnen?« herrschte ihn Charity an. Hartmann nickte. »Ja, aber...« »Sie sind hier!« unterbrach ihn Charity. »Sie sind bereits in der Station, Hartmann!« Sämtliche Monitore in der Wand hinter Krämers Schreibtisch waren zum Leben erwacht, als sie in den Raum stürmten. Jeder zeigte einen anderen Ausschnitt der unterirdischen Basis. Trotzdem ähnelten sich die Bilder auf schreckliche Weise: Fast alle zeigten eine Armee schwarzer, vielarmiger Insektenkrieger, die die Abwehr der Bunkerfestung so mühelos überrannten, als wäre sie gar nicht vorhanden. Auf den Bildschirmen flammte eine grellweiße Explosion nach der anderen auf und zeigte den Untergang von Krämers Abwehrstationen. Nur ein Dutzend der sorgsam getarnten Geschützstände feuerte noch, aber für jeden Gleiter, der in einer Explosion verglühte oder abstürzte, schienen zwei neue am Himmel aufzutauchen.  »Krämer - Sie sind hier!« Skudders Stimme war so schrill, als wolle sie jeden Moment umkippen. Mit einer zornigen Bewegung beugte er sich vor und streckte die Arme aus, wie um Krämer an den Schultern zu packen und herumzureißen, trat
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