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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lichtes in die Kanzel. Sie schrie auf, schlug geblendet die Hand vor die Augen und drehte den Kopf zur Seite, und auch Net, die sich in den Sitz neben ihr gekauert hatte, stöhnte unterdrückt. Ein gewaltiges Krachen und Dröhnen ließ das Schiff erbeben, und wieder löschte eine grellweiße Lichtflut das Grau der heraufziehenden Dämmerung aus. Charity spürte, wie der Gleiter wie ein Stein in die Tiefe zu fallen begann und im allerletzten Moment mit brutaler Wucht abbremste. Instinktiv spannte sie alle Muskeln in Erwartung des kommenden Aufpralles an, aber das Wunder geschah -der Gleiter kam, schaukelnd wie ein Schiff auf stürmischer See einige Meter über dem Boden, zum Halten und begann auf der Stelle zu kreisen; offensichtlich, ohne daß Kyle irgend etwas dagegen unternehmen konnte oder wollte. Charity warf dem jungen Megamann im Pilotensitz einen besorgten Blick zu. Der Gleiter drehte sich weiter, und nach einem Augenblick kam der Verfolger wieder in Sicht: Er schwebte ein gutes Stück über ihnen. Charity konnte die rotglühenden Löcher in seinem Rumpf erkennen, wo ihn die Lasersalve getroffen hatte. Sein Pilot schien Schwierigkeiten zu haben, das Fahrzeug in der Luft zu halten, aber es bewegte sich bereits wieder auf sie zu; langsam, aber unaufhaltsam. Ein Feuerwerk dünner, blauer Blitze umspielte seinen Rumpf, doch Charity wußte von Kyle, daß dieses blaue Elmsfeuer nichts als die sichtbaren Auswirkungen des Energiefeldes waren, das den Gleiter einhüllte. Sie brauchten eine Atombombe, um dieses Ding zu knacken, dachte Charity zornig. Der Gleiter, den Kyle in Paris gestohlen hatte, war ein kleines Patrouillenfahrzeug und kein Kriegsschiff wie das Fahrzeug vor ihnen. »Schieß ihn ab!« stöhnte Skudder, Er war zu Boden geschleudert worden und versuchte jetzt, sich in die Höhe zu ziehen, während er mit der freien Hand heftig auf die Flugscheibe deutete. »Warum feuerst du nicht?« »Das wäre völlig sinnlos«, antwortete Kyle. »Die Energiebänke sind fast leer. Ich habe ihn getroffen, aber ihr seht ja, was passiert ist.« Er streckte die Hand aus und berührte eine Taste auf dem Pult. Der Gleiter hörte auf, sich zu drehen, und setzte sich mit quälender Langsamkeit wieder in Bewegung. Kyles Blick huschte über das Durcheinander von Zahlen und Symbolen, das auf dem Dutzend kleiner Monitore vor ihm zu sehen war. Ein nachdenklicher Ausdruck trat auf seine Züge. »Vielleicht haben wir doch noch eine Chance«, sagte er plötzlich. »Haltet euch fest.« Der Gleiter begann wieder Fahrt aufzunehmen, und aus der zerstörten Trümmer- und Dschungellandschaft unter ihnen wurde wieder ein Teppich aus Grün- und Brauntönen, gleichzeitig stieg das Fahrzeug höher. Charity beugte sich im Sitz vor und warf einen Blick auf den Bildschirm, auf dem der Verfolger zu sehen war. Auch er nahm Fahrt auf, und sie war nicht sicher - aber es schien ihr, als käme er ganz langsam wieder näher. »Übernimm die Laser«, bat Kyle. Gleichzeitig hob er die linke Hand und schob ihr einen kleinen, an einem schwenkbaren, vielgliedrigen Metallarm befestigten Kasten zu. Charity blickte einen Moment lang hilflos auf die fremdartig beschrifteten Kontrollen, aber dann begriff sie das einfache System, das dahintersteckte; langsam, aber sehr sicher legte sie das rote Spinnennetz des Fadenkreuzes über das Abbild des Gleiters auf dem Schirm und sah Kyle fragend an. »Ziele genau auf die Kuppel!« sagte Kyle, ohne den Blick von dem Fenster zu nehmen. Seine Stimme klang gepreßt. »Wir können ihn nicht zerstören, aber vielleicht können wir seine Sensoren blenden. Du hast nur einen einzigen Schuß. Ich gebe dir volle Energie, aber dann sind die Bänke leer. Warte, bis ich es dir sage!« Der Gleiter wurde immer schneller. Das Kreischen der Motoren erreichte eine Tonlage, die in den Ohren schmerzte, und Charity spürte, wie die Temperatur in der Kabine immer mehr und mehr anstieg. Auf dem Pult vor Kyle blinkten mittlerweile fast alle Lichter rot auf. »Wie schnell sind wir?« fragte sie. Ein flüchtiges Lächeln huschte über Kyles Gesicht. »Willst du das wirklich wissen?« Charity zog es vor, nicht darauf zu antworten. »Dort vorn ist eine Stadt«, sagte Kyle plötzlich. Charity sah auf. Im ersten Moment erkannte sie nichts als sonderbare Farbflecken, dann gewahrte sie die gezackte, harte Schattenlinie der Ruinenstadt, die Kyle entdeckt hatte. »Achtung, Charity!« sagte Kyle. Charity nickte nervös. Ihre Finger
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