Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Titel: Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Ausgang erlaubt. Schließlich
waren wir nicht zu unserem Spaß unterwegs, sondern als Reporter. Es geht um
lebensechte Berichte. Dazu braucht man Erfahrungen und Nachforschungen. In
unserer Schülerzeitung wird nicht dumm gefaselt, sondern Journalismus gemacht
auf dem Boden der Tatsachen.“
    „Trotzdem habt ihr von mir
keine Erlaubnis gehabt, erst um diese Zeit heimzukommen.“
    „Doch, die haben wir“, sagte
Tim.
    „Absolut!“ bekräftigte
Klößchen.
    Dudhöfer hatte die Farbe
gewechselt. Das Zornrot war einer unsicheren Blässe gewichen.
    Hampelmann! dachte Tim. Das
also steckt dahinter. Der Direktor hat getobt. Und du, Dudhöfer, hattest nicht
den Mut, zu deinem Wort zu stehen — zu deiner uns gegebenen Erlaubnis. Hättest
sonst einen Anschiß gekriegt vom allerhöchsten Kriegsherrn an dieser
Heimschule. Also, Dudhöfer, hast du die Verantwortung weitergeschoben — mit dem
Mittel der Lüge weitergeschoben an uns. Schlappheini! Wo andere ein Rückgrat
haben, hast du ein gekochtes Spaghetti.
    „Nein!“ Vergebens versuchte
Dudhöfer, seiner Stimme Festigkeit zu geben. „Es ist nicht wahr. Niemals hätte
der Direktor das erlaubt. Also erlaube ich das auch nicht. Wäre ja noch
schöner, wenn ich mich gegen den Schulleiter stellte. Oder wollt ihr mich der
Meuterei bezichtigen?“
    „Sie bestimmt nicht“, sagte Tim
langsam und mit Betonung.
    „Wie meinst du das?“
    Tim atmete erst aus durch beide
Mundwinkel.
    „Leider haben Sie vergessen,
was Sie uns sagten. Kann ja vorkommen, obwohl nur wenige Stunden dazwischen
liegen. Wäre nicht diese Ihre Vergeßlichkeit, müßte man annehmen, Sie hätten
Ihre Meinung erst geändert, als der Direktor wütend wurde wegen unserer
Abwesenheit. Ihnen wäre sozusagen klargeworden, daß Sie uns die Erlaubnis für
langes Wegbleiben nicht hätten geben dürfen. Und um nicht den Unmut des
Schulleiters auf sich zu ziehen, leugnen Sie also, was Sache ist, und geben uns
alle Schuld. Finden Sie nicht auch, Herr Doktor, so was könnte man Ihnen
unterstellen? Wäre schlimm! Gott sei Dank ist es nur Ihre Vergeßlichkeit, was
Willi und mich in eine so heikle Situation bringt. Und wir sind überzeugt: Wenn
Sie nachdenken, fällt Ihnen bestimmt ein, wie es wirklich war. Nämlich daß wir
mit Ihrer Erlaubnis die halbe Nacht als Reporter in diesen Dröhn-Schuppen
waren.“ DiDu hatte noch eine dritte Gesichtsfarbe drauf. Ein fahles Grün.
Wasserleichenfarben, würde Klößchen sagen. In der IN-AND-OUT-Disko sahen alle
so aus.
    Ertappt! dachte Tim. Er weiß
es. Uih, ist ihm das peinlich! Dudhöfer hüstelte in eine halb geschlossene
Faust.
    „Jungs, es bringt nichts, wenn
wir gegeneinander anreden, nicht wahr?“

    Und schon kippt er um, der
Schlappi, dachte Tim.
    „Da haben Sie recht, Herr Doktor.“
    „Daß ich euch die Erlaubnis
gegeben hätte, trifft natürlich nicht zu. So was wäre ja gegen meine
Überzeugung.“
    „Aber?“ Tim sah ihn
ausdruckslos an.
    „Vielleicht habe ich mich so
ausgedrückt, daß man mich mißverstehen konnte.“
    Tim schwieg.
    Klößchen hüstelte in derselben
Weise wie eben der Pauker.
    „Damit“, sagte Dudhöfer,
„treffen wir den Nagel auf den Kopf. Ein Mißverständnis, an dem wir alle
beteiligt sind. Ich natürlich auch. Niemand wollte was Unrechtes. Keinen trifft
eine Schuld. In diesem Sinn werde ich dem Direktor berichten. Ihr könnt also
beruhigt schlafen. Gute Nacht!“
    Er machte kehrt. Sein seidener
Morgenmantel knisterte. Ein japanisches Motiv, ein wütender Drache, starrte Tim
an von Dudhöfers Rücken. Dann war er draußen, der Pauker. Anders als beim
Eintritt wurde die Tür sachte geschlossen.
    „Ein Mann, ein Wort!“ feixte
Klößchen. „Auf DiDu kann man bauen. Ein Vorbild, charakterlich gesehen, für
heranwachsende und nachwachsende Menschen, insbesondere für Schüler. Nicht nur
Wissen und Bildung soll uns hier vermittelt werden an der Lehranstalt, sondern
auch unser Charakter soll geformt und entwickelt werden. Wie man ein Schleimi
wird, der jedem zum Mund redet und sich überall anpaßt — für dieses Fach ist
Dudhöfer zuständig.“
    Tim lachte. „Vielleicht sind
wir nicht richtig informiert über die Ziele der Schule. Es könnte doch einen
geheimen Lehrplan geben, der sich einstellt auf das sogenannte richtige Leben.
Der aufrechte Charakter mit Mut und Zivilcourage ist dort nämlich in der
Minderheit. Also wäre es weltfremd, nur beherzte Führungskräfte heranzubilden.
Nein, Willi, man braucht auch die angepaßten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher