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Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Titel: Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu
Autoren: Stefan Wolf
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wackelt.“
    „Gehirnerschütterung?“
    „Nee, so schlimm war’s nicht.
Aber es wackelt. Ich spüre die Bewegung zwischen den Ohren.“
    „Das beruhigt sich auch wieder.
Der Ruhezustand ist typisch für dein Gehirn.“
    „He, was willst du damit
sagen?“
    Tim lachte und trat zum
Fenster, wo sein Bett stand. Er wollte die grauwollne Tagesdecke abnehmen. Aber
in diesem Moment flammte Licht auf drüben im Pauker-Silo: hinter dem Fenster zu
Dudhöfers Bude.
    Dr. Dieter Dudhöfer war neu an
der Schule, 28 Jahre alt, hatte Geschichte und Englisch studiert. In dieser
Woche war er der EvD. Von seinem Spitznamen DiDu wußte er noch nichts.
    „DiDu ist aufgewacht“, sagte
Tim.
    „Der hat’s gut. Der hat schon
geschlafen.“
    „Jetzt ist er am Fenster.“
    Tim sah hinüber und hob winkend
die Hand. Nicht, daß er DiDu besonders schätzte. Der Typ war wie Kaugummi, ohne
Mumm, ohne eigene Meinung, immer bedacht darauf, dem Direktor zu gefallen. Ein
Kriecher, was schade war. Denn seinen Unterricht konnte er interessant
gestalten; und für die Mädchen der Klassen 7 bis 13 war er der neue Schwarm.
    Unbestritten: Er sah gut aus.
Schwarzes Haar, immer tadellos gekämmt. Ein schmales Gesicht mit Grübchen im
Kinn und leuchtenden Blauaugen. Außerdem schien er zu hungern und zu darben.
Anders war nicht zu erklären, woher er das Geld nahm für seinen Outfit.
    DiDu war elegant, topmodisch
und schnieke. Bisher hatte man elf „Grund-Uniformen“ an ihm festgestellt,
bestehend aus Sakko, Hose und dazu passendem Zubehör wie Schuhen, Hemden,
Krawatten. Im Geschichtsunterricht trug er meistens pastellfarbene Hemden und
eher dunkle Krawatten, in den Englischstunden immer weiße Hemden und bunte
Schlipse, manchmal auch Fliegen. DiDu war ein Fatzke.
    „Winkst du dem DiDu?“ fragte
Klößchen.
    „Er glotzt herüber. Aber er
winkt nicht zurück.“
    Tim runzelte die Stirn. Denn
Dudhöfer hatte sich abrupt abgewandt von seinem Fenster und lief, gehüllt in
einen japanischen Morgenmantel, zur Tür.
    „Er macht sich auf die Socken“,
sagte Tim. „Verläßt seine Bude. Eilig.“
    „Logo. Er muß unten
abschließen.“
    „Muß er nicht. Aufgewacht ist
er garantiert zufällig. Ohne das bliebe unten offen, und das wäre kein
Unglück.“
    Tim deckte sein Bett auf.
    Zweiter Blick. Dudhöfer kam aus
dem Pauker-Silo und rannte über den Hof.
    Aber nicht, um abzuschließen.
Eine Minute später riß er die Tür zum ADLERNEST auf, zornrot das
Gutausseher-Gesicht.
    „Wo kommt ihr jetzt her?“

    Verwundert sah Tim ihn an.
„Nicht so laut, Herr Doktor. Sie wecken ja die ganze Etage. Wir haben niemanden
geweckt. Wir sind geschlichen wie mondsüchtige Kater.“
    „Woher ihr jetzt kommt, will
ich wissen!“
    Tim faltete seine Tagesdecke.
„Das wissen Sie doch. Wir haben uns umgesehen vor Ort. Wegen der Reportage über
die Diskos. Sie selbst haben den verlängerten Ausgang bewilligt.“
    „Ich? Spinnt ihr? Daß ihr nach
dem Abendessen noch mal weg dürft — davon war die Rede. Aber höchstens bis neun
Uhr. Und jetzt? Es ist lange nach Mitternacht. Der Direktor hat gegen 23 Uhr
einen Rundgang gemacht. Zusammen mit mir. Wir dachten, wir sehen nicht richtig,
als das Adlernest leer war.“
    Das darf doch nicht wahr sein!
Tim starrte ihn an. Was war in DiDu gefahren? Ein so kurzes Gedächtnis?
    „Herr Doktor! Die meisten
Diskos öffnen nicht vor neun.“
    „Ja, und?“
    „Wie sollen wir Eindrücke
sammeln, wenn für uns um neun Zapfenstreich ist?“
    „Das interessiert mich nicht.
Es geht um die Hausordnung.“
    „Und für mich geht’s um die
Wahrheit. Und die war so: Als wir uns von Ihnen die Erlaubnis einholten,
meinten Sie, wir sollten aber nicht die ganze Nacht wegbleiben. Darauf habe ich
geantwortet, vor Mitternacht würden wir auf keinen Fall zurück sein. Ihre
Erwiderung, wortwörtlich: Na, gut! Ausnahmsweise. Jetzt ist es nach
Mitternacht. Und plötzlich gilt das Gesagte nicht mehr. Können Sie uns das
erklären?“
    „Du zitierst mich falsch. Ich
habe gesagt: Ausnahmsweise mal bis neun Uhr.“
    „Haben Sie nicht gesagt. Willi
war dabei. Er ist Zeuge.“ Klößchen, der mit empörtem Gesicht auf dem Bettrand
saß, nickte heftig. „Jawohl, ich bin Zeuge.“
    „Das besagt überhaupt nichts“,
rief Dudhöfer. „Ihr seid Freunde. Einer sagt aus für den andern.“
    „Aber wir lügen nicht“, stellte
Tim richtig. „Und ebenso wenig beugen wir uns einer Willkür. Bitte, stehen Sie
zu Ihrem Wort! Sie haben uns den verlängerten
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