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Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Titel: Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu
Autoren: Stefan Wolf
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die Welt nicht unter.“
    Oliver hielt den Atem an. Um
Himmels willen! Was hörte er da? Mörder unterhielten sich. Sprachen über den
gewaltsamen Tod eines Menschen wie über eine Alltäglichkeit.
    „Der Bronzekopf“, sagte der
Chef, „ist es allemal wert. Es gibt nur drei auf der Welt. Entstanden sind
diese Skulpturen im 15. Jahrhundert. In einem afrikanischen Königreich namens
Benin. Sammler legen Millionen auf den Tisch für diese Königsköpfe. Zwei sind
in Privatbesitz, den dritten haben wir jetzt. Meine Idee, in das Museum
einzubrechen, wird uns eines Tages sehr reich machen. Aber daß einer umgekommen
ist, wirbelt Staub auf.“
    „Leider“, bestätigte der
Heisere. „Quibimwara ist sonst ein geschickter Einbrecher. Diesmal hat er Pech
gehabt. Was geschieht nun mit unserem Königskopf?“
    „Den legen wir für lange Zeit
auf Eis.“
    „Also totes Kapital?“
    „Ruhendes Kapital. Erst muß
Gras wachsen über die Sache. Kunstkenner wissen Bescheid, was den Bronzekopf
betrifft. Ich kann ihn nicht irgendwo anbieten oder versteigern. Ich muß einen
Liebhaber finden, der Millionen hinblättert aus der Westentasche und ansonsten
den Mund hält.“
    „Das muß doch möglich sein,
international gesehen, Chef.“
    „Aber nicht sofort.“
    „Wieso nicht?“
    „Denk nach, Paul! Weil jeder
Käufer den Preis drücken würde. Regelrecht erpressen könnte er mich. Deshalb
braucht die Sache Zeit.“
    Paul, der Heisere, seufzte.
    Olivers Herz pochte wie wild.
    Wenn die mich entdecken, dachte
er, fliege ich über die Reling. Himmel! Was ich hier höre, ist ja nicht
auszuhalten. Wer sind diese Typen? Kunstdiebe?
    „Und was machen wir, während wir
warten?“ fragte Paul. „Wir plündern die deutsche Geschichte.“
    „Was?“
    Der Chef lachte. Seine
metallische Stimme klang jetzt wie ein Sägeblatt in Aktion.
    „Du bist neu in meinen
Diensten, Paul. Deshalb weißt du noch nicht, womit ich Kohle mache. Noch nichts
gehört von den bösen Schatzsuchern?“
    „Von Schatzsuchern? Nee.“
    „Die Denkmalschützer — diese
blöden Beamten — reden von einer Seuche. Sie meinen die sogenannten
Hobby-Archäologen (Archäologe = Altertumsforscher). Gemeint sind
die Typen, die mit Metalldetektoren — mußt du dir so ähnlich vorstellen wie
Minensuchgeräte — , die also mit diesen Dingern die Erdoberfläche absuchen:
deutschen Boden, deutsche Landschaft.“
    „Und weshalb? Wollen die ‘ne
Pyramide entdecken?“
    „Die gibt’s bei uns nicht. Aber
andere geschichtliche Schätze ruhen in der Erde.“
    „Gold und Juwelen?“
    „Juwelen weniger. Aber Gold-
und Silbermünzen sind an vielen Stellen vergraben und schlummern dort seit 2000
Jahren oder noch länger. Keltische Goldmünzen, zum Beispiel. Ein Krug mit 329
Dingern wurde neulich gefunden. Leider nicht von mir, beziehungsweise von
Jochen, meinem Helfer.“
    „Was sind die Münzen wert?“
    „Eine Million kriegst du
dafür.“
    „Donnerwetter! Und wer kauft?“
    „Banken. Prähistorische Museen,
falls sie das Geld von der Landesregierung bewilligt kriegen. Und natürlich
auch private Sammler.“
    „Man braucht also nur so ein
Metallsuchgerät. Und dann ab in die Landschaft, bis man fündig wird.“
    „Technisch gesehen, hast du
recht. Die modernen elektronischen Magnetsonden sind preiswert im Handel zu
kriegen. Das ist eine neue Geräte-Generation. Die Dinger sind so empfindlich —
die spüren jedes Metall auf - tief im Boden. Bisher konnte man nur orten, was
höchstens 30 Zentimeter tief vergraben war, also noch innerhalb der Humusdecke.
Da war Schatzsuche uninteressant. Aber jetzt findet man Schmuck und Waffen
sogar aus der Bronzezeit (etwa 2000-1000 vor Christi): Schwerter, Helme,
Gebrauchsgegenstände. Sind natürlich Schätze. Unbezahlbar.“
    „Toll!“
    „Aber die Sache hat einen
Haken.“
    „Wußte ich’s doch.“
    „Sondengänger brauchen eine
amtliche Erlaubnis. Und die kriegst du nur, wenn du Geschichtsforscher bist
oder Archäologe und gewissermaßen in Staatsdiensten stehst.“
    „Daran muß man sich nicht
halten, wie?“ Paul lachte. Es klang schmierig.
    „Nee, das muß man nicht. Aber
wenn man erwischt wird, kann der Spaß bis zu 500 000 Mark kosten. Denn die
Zeugnisse deutscher Geschichte sollen nicht zur Handelsware werden, meint der
Staat. Man will der sogenannten Habgier einen Riegel vorschieben.“
    „Blöd!“
    „Es kommt noch schlimmer, Paul.
Der heimliche Verkauf und Ankauf von Funden gilt als Unterschlagung
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