Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition)
Autoren: Hubert Wiest
Vom Netzwerk:
reiche Leute. Sansibar wusste, dass Marella am liebsten zu ihnen gehören würde und ihre Nähe suchte.
    „Jetzt gehen wir erst einmal ein Eis in der Surferbar essen. Ich lade euch ein“, schlug Marella großzügig vor.
    Die vier Sipos, die gerade noch den Eingang zum Golden Surfer bewacht hatten, schoben sich nun durch die Menge. Ihre verspiegelten Brillen blitzten zwischen den Besuchern auf. Sansibars Magen verkrampfte, als die vier näher kamen.
    „Gute Idee, lasst uns Eis essen gehen“, sagte sie und drängte Marella und Luan hastig zur Surferbar. Sie wollte den Sipos nicht begegnen. Wie ein Fisch glitt Luan neben ihr durch die Menge.
    Sansibar atmete auf, als sie die Surferbar betraten. Eine junge Frau im goldenen Overall führte die drei zu einem Tisch direkt am Fenster. Sie hatten eine wunderbare Aussicht auf den schneebedeckten Berg: Auf goldenen Snowboards surften die Leute durch den Pulverschnee. Dabei veränderte der Berg unaufhörlich seine Form. Wo gerade eine abschüssige Piste in die Tiefe stürzte, ragte im nächsten Moment eine Steilwand in den Himmel. Snowboarder schossen in die Luft und wurden von weichem Pulverschnee aufgefangen. Ein anderer Hang drehte sich im Kreis. Und dort bewegte sich die Piste wie eine Wippe. Das sah irre aus. Sansibar wollte auch den Golden Surfer fahren. Sie konnte es kaum erwarten.
    Marella bestellte Sesameis mit Goldsplittern, für alle. Das Sesameis veränderte seine Form und die Goldsplitter surften über das Eis. Sansibar jagte einen Goldsplitter mit dem Löffel. Er war so zart, dass er im Mund schmolz und hatte diesen herrlichen Geschmack. Noch nie hatte Sansibar ein besseres Sesameis gegessen.
    Luan kratzte nur eine winzige Löffelspitze von seinem Eis. Kein Wunder, dass er nichts auf den Rippen hat, dachte Sansibar. Anstatt sein Eis zu essen, starrte Luan durch das Fenster. „Cool, wie die das hinbekommen haben“, murmelte er. „Die Computersteuerung für den Berg muss der Wahnsinn sein.“
    „Lasst es uns ausprobieren. Wir gehen auch eine Runde surfen“, schlug Marella vor.
    Sansibar bemühte sich, gleichgültig zu klingen und fragte: „Kommst du mit, Luan?“
    Luan schüttelte den Kopf: „Hab doch mein Geld verloren.“
    „Kann ich dir leihen“, sagte Sansibar eine Spur zu schnell und schoss eine Frage hinterher, die sie brennend interessierte: „Wie alt bist du eigentlich?“
    „Fünfzehn“, nuschelte Luan. Dabei blickte er immer noch wie gebannt auf den Berg. Das Eis auf seinem Löffel war längst geschmolzen.
    „Ich werde auch bald fünfzehn“, sagte Sansibar. „Nächste Woche beginnt mein Kristallunterricht. Wann hast du deine Kristallprüfung?“
    Sansibar gefielen Luans tintenblaue Augen. Irgendwie sah Luan süß aus.
    „Nein, hab keinen Kristallunterricht“, sagte Luan wie nebenbei und deutete mit seinem Löffel nach draußen: „Schaut euch den an!“
    Sansibar sah einen Snowboarder, der mit einem doppelten Salto über eine Schanze flog, dann vor einer Steilwand lässig abschwang, sich abdrückte und über die Schlucht sprang. Jetzt raste er eine wilde Buckelpiste hinunter. Der weiße Berg schien den Surfer zu jagen, aber der Surfer war immer ein wenig schneller.
    Ein älterer Snowboarder in einem grauen Skianzug glitt gemächlich ins Tal und der Berg breitete sich wie eine gemütliche Wiese vor ihm aus. Für ihn brach der Berg nicht in Steilwände ab und auch keine Felsen stellen sich ihm in den Weg.
    „Die Programmierung des Bergs ist wirklich genial“, begeisterte sich Luan. „Der Berg stellt sich auf jeden einzelnen Surfer ein. Alle Surfer werden bis an die Grenzen ihres Könnens gefordert, aber für niemanden wird es wirklich gefährlich.“
    Sansibar wunderte sich, woher Luan so viel über Computer wusste.
    „Wieso gehst du nicht in den Kristallunterricht, wenn du schon 15 bist?“, fragte Marella spitz. Sansibar kannte den Unterton ihrer Freundin. Das war keine gewöhnliche Frage.
    Luan zuckte mit den Schultern. Seine Haare rutschten ihm vor die Augen.
    „Ohne Unterricht kannst du die Kristallprüfung nicht ablegen. Und ohne Kristallfeier wirst du nie zur Gesellschaft gehören. Du wirst kein Teil von RUHL werden, sondern bleibst ein verantwortungsloser Schmarotzer“, schimpfte Marella.
    Sansibar fand, dass ihre Freundin wirklich übertrieb. Das ging sie doch gar nichts an. Luan konnte das machen, wie er wollte.
    „RUHL brauche ich nicht“, sagte Luan und sah dabei wütend aus. Mit dem Eislöffel schlug er immer wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher