Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition)
Autoren: Hubert Wiest
Vom Netzwerk:
vom Lunapark.“
    Marella lächelte ihre Freundin an und sagte: „So ist das, wenn man zur Gesellschaft gehört. Man gibt und bekommt von RUHL.“
    Sansibar platzte fast vor Neid. Pflaumenmandelpopcorn, einfach so, geschenkt. Nächste Woche würde auch ihr Unterricht für die Kristallprüfung beginnen. Sie konnte es gar nicht erwarten. Endlich. RUHL ist cool, tippte sie in ihren Bildschirm am Handgelenk. Lauter nach oben gereckte Daumen blinkten auf.
    Sansibar drückte dem Jungen das ausgefüllte Formular in die Hand. Es dauerte, bis er alles registriert hatte, aber dann durften sie endlich in das Vergnügen eintauchen.
    Marellas pflaumenblaues Popcorn schmeckte fantastisch. Das nächste Mal würde Sansibar die gleiche Mischung bestellen.
    „Als Erstes gehen wir zum Weltraumschwein. Dann fahren wir den Golden Surfer“, schwärmte Marella. Sansibar nickte. Trauben von Menschen schoben sich durch den Park. Die meisten waren furchtbar aufgeregt, hatten rote Gesichter und plapperten, ohne Luft zu holen. Sansibar starrte dem dicken Paar in den aufblasbaren Anzügen nach und dort drüben den Jugendlichen, die sich an Lianen durch den kleinen Dschungel schwangen. Nur mit einer Hand hielten sie sich fest. Sicher wie Gibbons sprangen sie von Ast zu Ast. Erst jetzt bemerkte Sansibar, dass nicht die Jungendlichen nach den Lianen griffen, sondern sich die Lianen um deren Arme wickelten und sie dann durch den Wald schwangen, bis die nächste Liane übernahm.
    „Zu den Schlinglianen gehen wir später“, drängelte Marella und zerrte an Sansibars Arm, als wäre er eine Liane. Sie schob Sansibar in die kleine Gasse neben dem Dschungel. Vor einer Hütte, die wie ein Schweinestall aussah, wartete eine lange Schlange. Ein Misthaufen türmte sich neben dem Eingang auf. Wenigstens stank er nicht. Überall grunzte und quiekte es.
    Endlich waren sie an der Reihe. Sansibar bekam ein lilafarbenes Weltraumschwein mit Zottelfell und Astronautenhelm. Sie kletterte auf den hellblauen Sattel. Das Schwein fühlte sich wie ein lebendes Tier an, warm und weich, aber Sansibar wusste, es war nur eine Maschine, obwohl sogar ein Floh über das Fell hüpfte.
    Ein Mitarbeiter vom Lunapark, gekleidet wie ein Schweinehirte, streifte Sansibar ein Geschirr aus Gurten über und hakte das Geschirr am Sattel ein. Dann wünschte er: „Wilde Fahrt“ und klatschte mit einer Rute auf das Hinterteil des Schweins.
    Das lila Zottelschwein schoss wie eine Rakete aus dem Stall. Es stieg senkrecht in die Luft und kreiste dabei um die eigene Achse. Dann machte es Bocksprünge in schwindelerregender Höhe.
    Sansibar kreischte und schrie. Sie krallte sich am Zottelfell fest. Ihr Herz raste. Sie hatte schreckliche Angst abzustürzen. Im nächsten Augenblick raste Marella vorbei, so dicht, dass sie Sansibar fast heruntergerissen hätte. Marella streckte ihre Arme weit von sich und jauchzte. Auf einmal stürzte Sansibars Schwein in die Tiefe. Es trudelte, überschlug sich, drehte sich wie ein Propeller. Sansibar verlor den Halt, ihre Finger rutschten ab. Sie schrie. Für einen Moment glaubte sie zu fallen. Doch mit einem Ruck hing sie in den Gurten, die sie sicher hielten. Der Ritt war der absolute Wahnsinn. Nach viel zu kurzer Zeit landete das Zottelschwein auch schon sanft im Schweinestall. Sansibars Gesicht glühte wie Lava. Sie sprudelte schier über. „Ich liebe das Weltraumschwein“, tippte Sansibar in ihren Bildschirm am Handgelenk.
    „Ganz schön mutig“, meldete sich ihr Papa.
    „Komm schon, lass uns jetzt zum Golden Surfer gehen, der ist noch viel besser“, drängelte Marella.
    Die beiden Mädchen drückten und schoben sich durch die Menge, ans andere Ende des Parks, dort, wo ein gleißend weißer Berg den ganzen Lunapark überragte. Ein dreidimensionaler Hologramm-Schriftzug schwebte funkelnd darüber: Golden Surfer.
    Hunderte von Menschen warteten davor. Vier Sipos standen neben dem Eingang.
    „Was machen die hier?“, fragte Sansibar. Obwohl Sansibar nichts ausgefressen hatte, meldete sich ihr schlechtes Gewissen beim Anblick der Sicherheitspolizisten. Dabei waren Sipos ausgesprochen höflich. Sie waren im freundlichen Umgang mit den Bürgern geschult. Immer lag ein Lächeln auf ihren Lippen und meistens hatten sie Zeit für einen lockeren Spruch. Wenn man Probleme hatte, halfen sie gerne. Sipos trugen keine militärischen Uniformen mit Schulterklappen, Schirmmütze und Pistolengurt, sondern einen sympathisch blauen Trainingsanzug mit Zickzackmuster
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher