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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition)
Autoren: Hubert Wiest
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Zähne. „Zu meinem Kristallfest wünsche ich mir auch einen Scooter.“
    „Das ist ein Aeroflair 125“, hauchte Marella. Sie strahlte. „Das neue Modell mit Pentussekantrieb.“
    „Der fliegt bestimmt wahnsinnig schnell.“
    Marella nickte. „Eigentlich schon. Aber meine Eltern haben das Sicherheitspaket installieren lassen. Zu meinem sechzehnten Geburtstag wird es deaktiviert. Das haben sie versprochen.“
    Vorsichtig strich Sansibar über das hellblaue Blumenmuster. Der Lack fühlte sich glatt an.
    „Nun steig endlich auf“, drängelte Marella. „Du wirst sehen, er fliegt fantastisch.“
    Sansibar schwang sich hinter ihrer Freundin auf die Sitzbank. Der Scooter federte weich. Marella startete den surrenden Motor und beschleunigte sanft. Sie lehnte sich in die Kurve und zog auf die Scooterspur. Als wäre Marella schon immer Scooter geflogen, schwebten sie zwischen all den anderen. Lässig nahm Marella eine Hand vom Lenker.
    Der Fahrtwind ließ die Hitze des Tages vergessen. Sansibar lehnte sich zur Seite, an Marella vorbei, um mehr von der herrlichen Luft einzuatmen. Sie träumte davon, endlich fünfzehn zu werden und konnte ihre eigene Kristallfeier gar nicht mehr erwarten. Papa hatte schon angedeutet, dass sie vielleicht auch einen Scooter bekäme. Sicher keinen Aeroflair, aber selbst ein alter Scooter mit Bersolantrieb wäre fantastisch.
    Sansibar schaltete die Kamera ihres TwaddleBands ein. Riesige Häuser, deren Spitzen viel zu hoch waren, um auf das Bild zu passen, sausten vorbei. Sansibar richtete die Kamera auf Marella. Ihre Freundin lachte, als gehöre ihr die ganze Welt.
    „Das nächste Mal nehmt ihr mich aber auch mit“, meldete sich Hannah. Viele Freundinnen schickten Nachrichten auf Sansibars TwaddleBand. Manche ihrer besten Freundinnen kannte Sansibar nur über den Bildschirm, hatte sie noch nie getroffen.
    Marella parkte den Scooter vor dem Lunapark neben all den anderen. Aber nur wenige Scooter sahen so cool aus wie der Aeroflair.
    Im Lunapark schossen Achterbahnen durch die Luft wie sich windende Drachen. Sie schienen ständig zusammenzustoßen und wichen dann doch in letzter Sekunde aus. Dabei spien sie Lichtflammen und drehten sich vorwärts und rückwärts oder rollten zur Seite. Sansibar liebte den Höllenritt durch die Luft. Von alten Bildern wusste sie, wie der Lunapark früher ausgesehen hatte. Schwerfällig und schrecklich langsam waren die Achterbahnen damals gefahren. An starre Stahlgestelle gebunden, konnten sie ihren Kurs nicht verlassen, jedes Mal dieselbe Fahrt. Musste das langweilig gewesen sein.
    Der Eingang führte durch einen riesigen, orangefarbenen Feuermond. Mitarbeiter in lila Uniformen begrüßten alle Gäste einzeln. Ein Junge, nicht älter als 16, seine roten Haare quollen unter der lila Schirmmütze hervor, eilte auf die beiden zu. Auf seiner Stirn leuchtete ein blassgelber Kristall. Der Junge lächelte Marella an: „Einen wunderschönen guten Abend, Marella. Wir freuen uns, dass du den Lunapark besuchst. Ganz besonders möchte ich dir heute den Golden Surfer empfehlen. Er wird dir gefallen.“
    „Woher kennst du den?“, fragte Sansibar ein bisschen neidisch, denn ihren Namen wusste der Junge nicht.
    Marella tippte auf ihren wasserklaren Kristall. „Damit bin ich immer eingeloggt: Sie wissen, wer ich bin und welche Fahrgeschäfte besonders gut zu mir passen.“
    „Cool“, nickte Sansibar.
    „Heute Mittag hat mir der Kristall auch schon geholfen“, erzählte Marella begeistert. „Ich hatte meine Einkaufsliste zu Hause vergessen, aber der Kristall wusste genau, was ich kaufen musste. Und meine ersten zwanzig Punkte habe ich von RUHL auch schon bekommen. Das ist nicht schwierig. Du merkst nicht einmal, wenn deine Gedanken für die Gemeinschaft arbeiten.“
    Der Junge mit den roten Haaren drückte Sansibar ein Formular in die Hand. „Du hast leider noch keinen Kristall. Du musst bitte das Formular ausfüllen.“
    Sansibar trug alle Daten ein. Was die alles wissen wollten, und trotzdem konnte ihr der Rothaarige nicht ein einziges Fahrgeschäft empfehlen, das zu ihr passte. „Du findest sicher etwas“, sagte er knapp. Dann verschwand er hinter einem Tresen aus Mondstein. Mit einer großen Tüte kam er zurück. Sie war mit blauen Klumpen gefüllt. Lächelnd ging er auf Marella zu, hatte nicht einen einzigen Blick für Sansibar übrig.
    „Bitte sehr, Marella, dein Lieblingspopcorn, pflaumenblau, doppelt gezuckert und Mandelgeschmack. Mit besten Empfehlungen
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