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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition)
Autoren: Hubert Wiest
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in Zehntelsekunden.
    „Da“, sagte er stolz und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Sansibar sah für einen Moment Luans verkrustete Platzwunde. „Das sind die Originaldaten vom Golden Surfer-Computer“, fuhr Luan fort. „Mit einem normalen ceeBand kannst du die niemals abrufen.“
    „Angeber“, murmelte Marella und sah aus dem Fenster. Die Gondel ruckelte über eine Stütze. Sie näherten sich der Gipfelstation.
    Plötzlich begann Marella zu winken.
    „Was soll das? Warum winkst du?“, fragte Sansibar.
    „In der Gondel hinter uns fahren unsere Beschützer. Die wird man wohl noch grüßen dürfen“, erklärte Marella.
    Sansibar und Luan drehten sich um.
    In der Gondel saßen vier Sipos. Ihre Brillen blitzten auf. Luan wurde plötzlich ganz bleich. Er rutschte auf seiner Bank zusammen, zupfte seine Haare vor die Augen.
    „Ein Glück, dass die Sipos für unsere Sicherheit sorgen“, trumpfte Marella auf. „RUHL ist cool.“ Stolz lächelte Marella und murmelte: „Das ist so einfach. Wenn man nicht alle Gedanken braucht, stellt man sie RUHL zur Verfügung und RUHL setzt sie zum Wohl der Gesellschaft ein. Das nimmt dir nichts, aber du gibst für die Allgemeinheit. Ich verstehe nicht, wie man sich gegen RUHL stellen kann.“ Mitleidig sah sie Luan an.
    „Luan wird schon seine Gründe haben“, ereiferte sich Sansibar. Natürlich war RUHL die tollste Erfindung der Menschheit, aber es blieb immer noch jedem selbst überlassen, ob er mit seinen Gedanken der Gesellschaft half. Sansibar wusste auch nicht, warum sie Luan verteidigte. Sie kannte ihn doch gar nicht. Aber irgendwie mochte sie ihn.
    Luan sagte kein Wort mehr. Käsebleich hockte er neben Sansibar. Er starrte auf sein ceeBand und tippte mit unglaublicher Geschwindigkeit. Dann studierte er all die Ziffern und Zeichen, die über seinen Bildschirm liefen. Sansibar verstand nicht, was sie bedeuteten. Sie stülpte ihren Helm über und sagte betont fröhlich: „Wenn wir oben sind, fahren wir gleich los. Ich möchte keine Sekunde verplempern. Ich will meine Zeit im Golden Surfer auskosten.“ Natürlich wollte sie den Golden Surfer genießen, aber viel wichtiger war ihr, nicht den Sipos zu begegnen.
    Marella nickte und setzte ihren Helm auf. „Du siehst ein bisschen wie eine Weihnachtskugel aus“, kicherte Sansibar.
    „Glaub nur nicht, dass du besser aussiehst“, gab Marella zurück.
    Luan zögerte. „Ich muss auf die Toilette. Ich komme nach. Ich hole euch ein. Ganz bestimmt.“
    „Alles klar“, stimmte Sansibar zu.
    Marella putzte mit dem Ärmel über den Kristall.
    „Gibt das viele Punkte?“, fragte Sansibar. „Ich meine deine Gedanken für RUHL.“
    Marella lächelte vergnügt in sich hinein: „Das hängt davon ab, wie gut meine Gedanken sind. Wenn ich mich bemühe, sagt mein Kristallkunde-Lehrer, ist ein zartes Gelb schon im ersten Jahr möglich, natürlich nur für die Besten.“
    Die gläserne Gondel rumpelte in die Bergstation. Ehe sich die Tür ganz aufgeschoben hatte, quetschte sich Luan durch die Öffnung und rannte, als ginge es um sein Leben.
    „Bis gleich“, rief Sansibar ihm nach.
    „Vielleicht hat er die Goldsplitter nicht vertragen“, lästerte Marella.
    „Quatsch nicht und komm endlich.“ Sansibar zerrte Marella aus der Gondel. Sie wollte loslaufen. Da stieß sie gegen einen älteren Mann. Die wenigen grauen Haare trug er sorgfältig über den Kopf gekämmt. „Hausmeister“ stand auf seiner grauen Uniformjacke.
    „Entschuldigung“, murmelte Sansibar.
    „Macht nichts, macht nichts“, lächelte der Hausmeister. „Dort drüben geht es zur Piste.“
    Sansibar zog Marella weiter. Endlich standen sie auf der strahlend weißen Piste. Hier oben war der Berg noch ruhig. Er ließ den Gästen Zeit, das Board anzuschnallen. Aber schon der erste Hang warf wilde Wellen.
    „Weißt du“, sagte Marella und verriegelte den Magnetverschluss ihrer Schuhe, „irgendetwas stimmt mit Luan nicht.“
    „So ein Quatsch“, verteidigte Sansibar Luan schon wieder.
    „Wenn du mich fragst, hat er das ceeBand gestohlen. Hat kein Geld, armselige Klamotten, aber der junge Herr trägt ein ceeBand und behauptet auch noch, dass er es selbst gebaut hat. Niemals. Das ist gelogen“, sagte Marella.
    „Kann doch sein, dass er das Teil selbst gebastelt hat. Ich mag ihn“, sagte Sansibar. Sie stand abfahrbereit auf ihrem Board.
    „War ja nicht zu übersehen, dass du ihn toll findest“, lästerte Marella. „Wir werden gleich wissen, ob er uns die
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