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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Ansatzpunkte fest, konkrete neue Ansatzpunkte zur Sache Browner. Bis gleich, meine Herren."
    Morry und Morgan saßen sich wie zwei Kontrahenten gegenüber, die seit Geburt prächtig miteinander harmonieren. Randolph Morgan war ein dankbares Objekt für Morrys Wißbegierde. Von ihm erfuhr Morry einiges aus dem Leben des Getöteten. „Browner war ein recht passabler Journalist, Kommissar."
    „Ich weiß", bestätigte Morry, „ich habe den Nachruf gelesen."
    „Sehr passabel. Hatte seinen Beruf verdammt ernst genommen. Der Mann konnte unermüdlich sein in seinem Jagen nach ausgefallenen Ereignissen. Er hatte uns zuerst die Meldungen von dem neuen Luftkissen-Fahrzeug zwischen London und Paris gebracht, und ebenso prompt die ersten Nachrichten von dem Sabotageanschlag. Soll zwar nur ein Bluff gewesen sein, ein politischer Spionagedreh, glaube, zur Beeinflussung der Atmosphäre bei der ersten Pariser Gipfelkonferenz. Aber immerhin —" Randolph Morgan richtete sich auf seinem Sitz auf. „Ich hielt den Mann für den typischen Vollblut- Journalisten, für einen mit Zukunft."
    „Anhang?"
    „Nein, Kommissar. Nicht verheiratet, keine Kinder. Also unabhängig genug, um in seinem Beruf Kopf und Kragen zu riskieren."
    „Gefährliche Beziehungen sonstwelcher Art?"
    Achselzucken.
    „Frauen? Süchte? Kostspielige Abenteuer?“
    „Kaum anzunehmen, lieber Morry. Soviel ich weiß, besaß er nur ein paar Freunde oder Berufskollegen, mit denen er Umgang hielt."
    „Feinde?"
    „Tja, ob er Feinde hatte —" Morgan schob das Kinn vor. „Wer hat eigentlich keine Feinde?
    Ich meine — die Menschen sind ja nicht alle ehrlich. Viele heucheln ohne Wimpernzucken felsenfeste Freundschaft, und in. Wahrheit — in Wahrheit platzen sie vor Neid."
    Morry zog seine Stirn in Falten, hob plötzlich den Blick und stellte eine neue Frage: „Sagen Sie, Mister Morgan, wie ist das: ist denn für den Verstorbenen schon Ersatz geschaffen, ich meine, in Ihrer Redaktion?"
    „Ersatz —" Morgan brachte den Kopf in wiegende Bewegung. „Das ist vielleicht das richtige Wort; Ersatz — ein gewisser Broyders, Cary Broyders, hat sich beworben, richtiger: ein Onkel des Jünglings. Onkelchen hat selbst ein Zeitungsblättchen. Der Junge wirkte auf mich ein bißchen larv; noch nicht ganz trocken hinter den Ohren. Scheint Vorliebe für Hochnäsigkeit zu haben. Kam mir so vor. Kann mich irren. Wenn Sie ihn einmal in natura sehen wollen?"
    Kommissar Morry erfuhr, daß die jüngere Generation der ,Exclusiv-Press‘-Reporter in einem kleinen Cafe visavis vom Verlagsgebäude verkehrt. Sein Plan stand im Augenblick fest. Noch heute, gleich nach dem Verlassen des Yard, würde er nach dort seine Schritte lenken.
     
    3
     
    Während sich bei Scotland Yard die eben erwähnte Umdisposition vollzog und Kommissar Morry seine Fäden zu spinnen begann, die der Organisation des Napoleon von London das traurige Handwerk legen sollten, bereitete sich die Verbrecher-Clique, voran ihr Boß, auf einen neuen Coup vor. Ungeachtet der Hetzjagd der Kriminalpolizei, von der sie schnell Wind bekommen hatte, trieb sie ihr verwegenes Spiel weiter. Hier schienen Teufelsgehirne am Werk. Zumindest der Bandenchef mußte wohl raub- und mordbesessen sein. Ein neues Projekt wurde mit jeder Stunde akuter.
    Diesmal hatte es der Napoleon von London auf einen Privattresor abgesehen, in dem die runde Summe von 100 000 Pfund Sterling nur noch auf den dreisten Zugriff zu warten schien. Nicht etwa nur aus Münzen oder Banknoten bestand der ungeheure Schatz, sondern hauptsächlich aus soliden Brillanten und anderen Steinen, kurz gesagt: aus dem gesamten Familienschmuck und Vermögen der Lady Hurlinghamer, der in einer alten Villa im vornehmen Stadtteil Pimlico lagerte. Dieser Reichtum stach dem Napoleon von London ins Auge.
    Die Einzelheiten zu diesem Coup waren bereits ,geklärt'. Wieder einmal bewies der ausgekochte Gangster, daß er alles, was er unternahm — oder was er für sich ausführen ließ — vorher peinlichst genau bis aufs I-Tüpfelchen festlegte. Er hatte aus seinem Metier eine eigene diabolische Wissenschaft gemacht. So verhielt es sich auch bei dem Unternehmen: ,Villa Pimlico'.
    Der Gangster hatte hierzu drei besonders verläßliche Komplicen ins Vertrauen gezogen. Diese drei Spießgesellen hatten sich an diesem Morgen aufgemacht, um noch einmal ihre inzwischen angefertigte Lageskizze der Villa von Pimlico zu vervollständigen. Schon seit Tagen waren sie damit beschäftigt, die
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