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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Feuerleiter zu nehmen . . .
    „Kostet uns zwar einige Schweißtropfen, Danny", quakte Jill Poloo verdrossen, und er begann noch einmal, die in seiner Hand befindliche Skizze zu studieren.
    „Aber uns bleibt nichts anderes übrig, wenn wir nicht gerade eine Fensterscheibe im Erdgeschoß herausnehmen wollen."
    „Das sollen wir doch nicht, Jill", gab Danny Shangalor zurück.
    „Ich weiß, Danny", bestätigte Jill Poloo. Und während er mit dem Zeigefinger auf die Handskizze tippte, faßte er noch einmal ihren Plan zusammen:
    „Also, Silvester, du hältst dich hier auf der Straße vor der Villa auf. Du hast damit den leichtesten Teil unserer Arbeit zu übernehmen. Wir, Danny und ich, überklettern hier an dieser Stelle, wo die Sträucher bis dicht an die Mauer heranreichen, die Umzäunung, schleichen uns über den Rasen bis zur Hinterfront des Hauses und entern über die Feuerleiter zum Dachgeschoß vor. Auf der Rückseite des Hauses kann uns somit keiner von der Straße aus beobachten. Danach brauche ich ungefähr eine halbe Stunde, bis ich den Tresor im Schlafzimmer der Lady entsprechend liebevoll bearbeitet habe. Danny, du folgst mir nur bis hier an diese Stelle, an der der Gang diese rechtwinklige Krümmung macht. Von hier aus kannst du sowohl die Treppen wie den Mitteltrakt bis zum Ende des Ganges einsehen, an dem das Schlafzimmer der Lady liegt. Ich werde einen nicht allzu starken Schneidbläser benutzen. Es dauert dann zwar etwas länger, bis ich den alten Kasten offen habe, aber es ist dafür kaum zu hören, wenn ich arbeite."  
    „Well, soweit wäre alles klar", fiel Danny Shangalor grinsend ein.
    „Und den Rückweg legen wir in der gleichen Weise zurück. Sobald wir die Dachluke wieder geschlossen haben, wird kaum einer vermuten, daß wir von außen in das Haus eingedrungen und zu den netten Sächelchen gekommen sind."
    Noch einmal ließen die Gangster ihre Blicke über das Anwesen an der Eaton-Kings Road gleiten. Alle Einzelheiten hatten sie mit ihren Gangstergehirnen erfaßt. Kein Strauch, kein Baum war dabei ausgelassen worden. Alles konnte ja nur laufen wie gedacht. — Was den Gangstern wohl am meisten Kopfschmerzen bereitete, war die Ungewißheit, ob nicht einer der Bediensteten der Lady, die sich in der Villa aufhielten, plötzlich infolge der Nachtschwüle das Bedürfnis hatte, etwas frische Luft zu schöpfen. Hierdurch konnte die ganze Sache — wenn nicht gleich gefährdet —• so doch recht zeitraubend werden. — Aber die drei dunklen Gesellen aus dem Soho-Gebiet hofften auf ihr bisheriges Glück, das sie von allen ihren früheren Unternehmungen schon gewohnt waren.
    Als sich kurze Zeit danach eine dunkle Limousine in ostwärtiger Richtung in Bewegung setzte, um auch noch den Weg abzufahren, der nach dem Einbruchdiebstahl in der Villa von den Gaunern benutzt werden sollte, meinte Jill Poloo feixend zu seinen beiden Komplicen:
    „Sure Fellows, wir sind soweit. Jetzt kann der Chef den Startschuß geben..."
     
     
    *
    Doch der abgebrühte ,Napoleon von London' schien es mit der Ausführung der Tat nicht so eilig wie seine Spießgesellen zu haben. Sein Prinzip war es eben, nicht nur sicher, sondern stets todsicher zu gehen. War auch nach Meinung Silvester Fulhams, Danny Shangalors und auch Jill Poloos alles bereit, um den Coup steigen zu lassen, so blieb der Bandenchef überraschend bei seinem Befehl:
    „Abwarten!"
    So saßen die drei Gangster im Billardzimmer einer düsteren Hafenkneipe am Western-Dock von Shadwell ihrem eigenartigen Chef und Meister noch am gleichen Abend gegenüber. Sie waren mißmutig. Der Chef duldete keinen Widerspruch. Aber warum zögerte er? Was war dazwischengekommen?
    Sie hatten sich hier für alle Fälle verabredet gehabt. Das Billardzimmer war nur einer von den wenigen Räumen des Soho-Gebietes, in denen der Napoleon von London seine Handymen über deren Aufgaben zu unterrichten pflegte. Daß er ständig den Ort der Zusammenkünfte mit seinen Leuten wechselte, trug dazu bei, daß es der Polizei bisher noch nicht gelungen war, sein Quartier ausfindig zu machen. Im Grunde hatte er kein wirkliches Headquarter. Er tauchte mit seinen Leuten mal hier und mal dort in den berüchtigten Spelunken und Kneipen im Westen auf. Wo überall er aber erschien, stets gab er sich den Anschein, als wäre er nur der Überbringer der Befehle eines geheimnisvollen Chefs. Niemals sprach er von sich. Alles, was er zu sagen hatte, klang indes überzeugend und bis ins letzte durchdacht.
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