Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

verschwinden. Ich werde für die Chance kämpfen, bei dir zu sein.«
    Das sind die Worte, auf die ich zehn Jahre lang von Kyol gewartet habe. Aber in all der Zeit war ich doch nie bereit, darauf zu antworten. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, wie ich Aren zu verstehen geben soll, dass ich erst herausfinden muss, ob wir zusammen sein können.
    Er wirkt angespannt, als er wieder Luft holt, und sein Blick wandert zur Wand, bevor er mich erneut ansieht. »Ich weiß, dass wir keinen guten Start hatten.« Er lacht auf. »Mir ist klar, dass du mich gehasst hast, dass ich dich bedroht und provoziert habe, aber wir können noch mal von vorn anfangen. Ich werde dir nie wieder wehtun. Sidhe , ich schwöre, dass ich dir nie wieder ein Schwert an die Kehle halten werde. Ich werde dich beschützen. Ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder aus einem Fenster springen musst, und ich …«
    Ich bin versucht, ihn weiterreden zu lassen, aber er weicht vom Thema ab, und das passt gar nicht zu ihm, daher muss ich einfach lächeln. Er stockt mitten im Satz.
    »McKenzie?«
    »Ich könnte dir noch eine Chance geben.«
    Sein Blick wandert von meinen Augen zu meinen Lippen. Er sieht sie an, als ob er sich nicht sicher ist, dass er mich richtig verstanden hat. Dann zieht er langsam die Mundwinkel hoch.
    »Könnte?« Er lacht. »Ich wusste schon immer, dass du ein Dickkopf bist, Nalkin-Shom .«
    Jetzt macht er einen Schritt auf mich zu. Es gibt immer noch Probleme zwischen uns, Dinge, die wir besprechen, Unstimmigkeiten, die wir ausräumen müssen, aber mein Herz klopft wie wild, als seine Fingerspitzen über meine Wange streichen. Die Berührung ist leicht und zärtlich, gerade genug, um meine Haut zu wärmen. Er kommt näher. Ich spüre die Wärme seines Körpers, rieche den Duft von Zedern und Zimt, und auf einmal sehnen sich meine Lippen danach, seine zu spüren. Sie sind so nah. Wenn er seinen Kopf doch nur einen Millimeter weiter senken würde …
    »Ich liebe dich«, flüstert Aren.
    Ich zittere, als es mich heiß durchzuckt. Kein Edarratae , sondern etwas Tieferes, Stärkeres und Mächtigeres. Er muss es ebenfalls spüren, da er mich im nächsten Augenblick küsst. Der Kuss ist besitzergreifend, verzweifelt und wunderschön. Er hält sich nicht zurück und lässt ihn nicht enden. Er zieht mich in seine Arme, bis nur noch meine Zehenspitzen den Boden berühren. Ich klammere mich an ihn, erwidere seinen Kuss und erglühe, als Chaosschimmer durch meine Haut schießen. Sie schlängeln sich um unsere Körper, verschmelzen uns, während die Welt um uns herum versinkt.

Sandy Williams hat in Texas studiert und Abschlüsse in Geschichte, Politik- und Bibliothekswissenschaften. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Bibliothekarin, bis sie ihren Ehemann auf einen längerfristigen Geschäftsaufenthalt in London begleitete. Inzwischen lebt die Familie wieder in Texas, und wann immer ihr ihre neugeborenen Zwillinge Zeit lassen, widmet sich Sandy dem Schreiben.